Diese Stadt ist so ’ne Sache fuer sich. Vielleicht lag es daran, dass ich gerade zwei Monate in einer grossen, lauten, abgasverpessteten und trotzdem wunderschoenen Stadt verbracht hatte, aber irgendwie konnte ich mich fuer Moskau nicht so recht erwaeremen.
Abgesehen vom Kreml und dem Roten Platz ist der Stadt ihre beinahe 900jaehrige Geschichte kaum anzusehen. Wie mir erzaehlt wurde, ist das vor allem Genosse Stalin zu verdanken, der 1935 den „Generalplan zur Stadterneuerung“ und damit die Zerstoerung des alten Moskau beschloss. Resultat sind eine Unmenge ueberdimensionaler sowjetischer Prunkbauten entlang achtspuriger Strassen, die nur hier und da mittels Unterfuehrungen zu passieren sind.
Und der Bauboom haelt auch hier immer noch an. Baustellen an jeder Ecke, wobei die Resultate nicht gerade von Einfallsreichtum strotzen. Ich fand Moskau einfach nur haesslich, vielleicht hier und da ganz interessant, aber trotzdem haesslich! Die Architektur aus der Sowjetzeit scheint ja immer noch einem gewissen System zu folgen, alles bissl monstroes aber naja. „Die sieben Schwestern Stalins“ oder das Luschniki-Stadion sind schon irgenwie beeindruckend! Mittlerweile gleicht Moskau aber eher einem wilden Architekturhaufen – nichts passt zusammen, jeder baut wie er will und selbst direkt neben dem Kreml entsteht ein neuer Stahl-Beton-Riese.
Vielleicht hat mir auch einfach nur der richtige Reisefuehrer gefehlt, aber den besten Eindruck hat Moskau bei mir nicht hinterlassen!
Einzige Ausnahme war da das Hostel. Anfangs etwas skeptisch, da es auf hostelbookers.com keinerlei Beurteilungen hatte, hab ich mich da schnell wohlgefuehlt. Ich frag mich immer noch, wie das ganze funktioniert. Hostels dieser Art, d.h. ne simple Wohnung ausgestattet mit ein paar Doppelstockbetten, sind offensichtlich illegal. Kein Werbeschild, kein Name an der Klingel, nix – nicht ohne Grund, wie ich erfahren habe. Die genaue Adresse, ’ne Wegbeschreibung und den Tuercode fuer die Haustuer bekommt man erst nach Buchung per mail. Sollte man also spontan nach Moskau fahren gibt es keine Chance dieses Hostel zu finden. Uebers Internet aber kein Problem. Beurteilungen fehlten, da es erst seit einer Woche existierte. Dementsprechend war die ganze Ausstattung noch nagelneu. Viel wichtiger war aber, dass die Hostelbetreiber total nett waren. „Fehlt irgendwas?“, „Brauchste irgendwas?“, „Wir gehen heute abend da und da hin – willste mitkommen?“
Am Donnerstag Abend kam dann sogar noch Sergej, der Vater von Juri (Hostelbetreiber), vorbei und hat ne kleine „Nachfeier“ seines 60. Geburtstags veranstaltet. Da hiess es Vodka, Weissbrot mit Speck, saure Gurken, Tomaten mit Zwiebeln und ’ne Menge interesnui rasgowar. (Henner)
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