Entschuldigt, alles bissel verspätet! Ich bin zwar nicht mehr in Tallinn sondern schon seit Dienstag diese Woche in Moskau, aber Tallinn kann ich nicht einfach ohne Blogbeitrag lassen.
Also wie bereits im letzten Artikel erwaehnt hab ich seit Donnerstag vorige Woche bei Ben und Mario gewohnt. Die zu kontaktieren war gar nicht so einfach, denn meine russische SIM funktioniert in Estland leider nicht. Mit Hilfe von Kerstin (eines der Maedels, das im Hostel arbeitet), oder besser gesagt ihrem Handy hat es dann aber doch geklappt. Da die beiden jedoch tagsueber arbeiten muessen, hiess es weiterhin Tallinn auf eigene Faust zu erkunden.
Selbiges sollte aber nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Stadt ist derartig klein, dass man sich schnell einen Ueberblick verschafft hat. Fuer den herkoemmlichen Touristen ist das mittelalterliche Zentrum sicher sehr sehenswert, trotzdem dies nicht der Teil der Stadt ist, auf den die Esten den groessten Wert legen. Deren ganzer Stolz ist eher das moderne Zentrum, welches diverse Banken, Hotels und Einkaufszentren in einer Stahl-Glas-Architektur beherbergt. Weiterhin kann man das KUMU (Kunstimuuseum) sehr empfehlen, wenn man sich fuer estnische Kunst des 18.Jh. bis zur Gegenwart interessiert.
Insgesamt war ich sehr erstaunt wie „westeuropaeisch“ diese Stadt ist. Das Verhalten der Menschen, der Stil sich zu kleiden, die Art wie sich diese Stadt praesentiert lassen kaum etwas von der Naehe zu Russland und der sowjetischen Vergangenheit erahnen. Das schlaegt sich auch in der Sprache nieder. Wenngleich man mit aelteren Leuten ohne Probleme russisch sprechen kann und viele der Juengeren die Sprache ebenfalls beherrschen, sollte man bei letzteren damit eher vorsichtig sein. Ich moechte nicht von einer Feindlichkeit gegen Russland sprechen, aber eine gewisse Abneigung ist doch zu spuehren. Englisch ist weit verbreitet und man erwartet dies auch von den Touristen. Leider muss ich sagen, dass eine Woche Tallinn voellig ausreichend ist, zumindest wenn man sich permanent hier aufhaelt. Auf der einen Seite ist die Innenstadt von Touristen regelrecht ueberrannt. Auf der anderen Seite tut die Art der Touristen das Uebrige. Billige Fluege und annehmbare Preise fuer Unterkunft und Verpflegung (insbesondere alkoholische Getraenke) verleiten anscheinend viele Westeuropaeer, allen vorran Englaender, zu Sauftouren und Junggesellenpartys (was unter Umstaenden das Gleiche ist) in Tallinn.
Die Flucht in das Umland ist also sehr anzuraten. Keine Ahnung, wie das ohne einen ortskundigen Fuehrer funktioniert, aber an sehenswerten Orten mangelt es keinesfalls. Wir hatten gluecklicherweise Hugo, der uns mit seinem VW-Bus ein paar praehistorische Kreisgraeber, den nahegelegenen Nationalpark und einen abgelegenen, touristenfreien Strand gezeigt hat.
Am Ende war es mal wieder eine tolle Woche, was vor allem den Menschen zu verdanken ist, die ich hier getroffen habe. (Henner)
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