Archives for the month of: September, 2016

Heute Morgen werden wir von Alina mit „Oh nein! Guck mal!“ aus dem Schlaf gerissen.Gestern Abend haben wir wohl vergessen, alles richtig aufzuräumen. In den frühen Morgenstunden hat der Wind aufgefrischt und was da schwimmt, ist die Picknickdecke.Immer ich…

Es ist ganz schön spät geworden (sic!) um Bergen zu besuchen. Selbst den Bus kurz nach zehn haben wir verpasst. Na gut, da erst um elf der nächste fährt kann ich noch Geschirr abwaschen gehen.

Bus und Bahn bringen uns in einer guten dreiviertel Stunde ins Zentrum von Bergen. Was macht man als typischer Touri zuerst? Bryggen und Fischmarkt. Die Preise auf dem Fischmarkt an den überdachten Buden sind mir deutlich zu touristisch, 90,-NOK für ein Fischbaguette… Ein Stück weiter verputzen wir mit bestem Blick auf Bryggen unsere mitgebrachten Bemmen.Da das Wetter gute Sicht verspricht und ich fürchte, es könnte nicht so bleiben, geht es erstmal zur Floibanen. Dabei handelt es sich um eine Standseilbahn, die direkt auf den Floyen hinauf fährt – 320 m Höhenunterschied überwindet sie. Der Andrang ist groß, nicht zuletzt, weil ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt.Wir fahren mit der blauen hoch.Unterwegs kann man immer Mal einen Blick erhaschen.Da staunt man schon.Fast sind wir an der Bergstation mit der 399 m hoch gelegenen Aussichtsplattform.Der Blick von oben ist einfach großartig, der Wettergott hat’s gut gemeint.Zu Oma in Berlin scheint es gar nicht so weit zu sein.Paradox: Ein Verkehrsknoten löst den Verkehrsknoten.Ein riesiger Kinderspielplatz ist hier oben, Alina ist sofort zwischen all den Kindern verschwunden. Was solls. Rutschen will sie aber mit ihrere kleinen Schwester zusammen.Ein Eis später fahren wir wieder nach unten. Mit 3,3 km ist der Weg zurück eigentlich nicht so weit. Mit Rücksicht auf Alina, die heute auch noch den ganzen Tag durch Bergen laufen muss, lassen wir das Runterwandern lieber.

Unten gucken wir uns ausgiebig die alten Holzhäuser an.Wir sind natürlich nicht die einzigen Touristen, die Bryggen zerstaunen. Unvermeidlich trifft man auf asiatische Reisegruppen, die unser kleines Janni-Kind zum Fotomotiv machen.

Bryggen stammt aus der Hochzeit der Hanse, die Holzhäuser waren Lager-, Arbeits- und Wohnraum.Der Umgang mit Feuer war immer schon verboten, nicht mal Heizen war möglich – aus Angst vor Bränden. Geheizt und Gekocht wurde nur gemeinschaftlich für jede Häusergasse hinten im letzten Haus, der Schøtstuen.Bergen zeigt sich heute von seiner ungewöhnlich sonnigen Seite – 248 Regentage hat es im Schnitt (Zur Erinnerung: Wir sind im regenreichsten Monat in Norwegen).Heute befinden sich kleine handwerkliche Läden in Bryggen. Vorne dran sind natürlich die touristischen.Für das Schøtstuen-Museum sind wir zu spät dran, die schließen gleich. Schade.

Fahren wir zurück, morgen ist auch noch ein Tag. Am Umstieg von der Straßenbahn zum Bus treffen wir unsere berlinernden Platznachbarn wieder. Auch sie suchen die Haltestelle unseres Buses. Immerhin, er weiß die Nummer: 90. Den hab ich vor 5 min wegfahren sehen… Eine halbe Stunde Zeit, sich über den Urlaub auszutauschen. Sie sind noch am Anfang ihrer Norwegen-Tour und nordwärts unterwegs, bis zu den Trollstigen wollen sie jedenfalls noch. Wir erzeugen etwas gutmütigen Neid mit unserer Tour :)

(swg)

Die Rv7 bringt uns Richtung Bergen. Im Dunst überm Hardangerfjord sieht man die Hardangerbrua.Da fahren wir jetzt gleich nochmal drüber. Der Rv13 folgen wir nur kurz durchs Gebirge, in Granvin biegen wir wieder ab und schlängeln uns auf der Fv7 wieder am Hardangerfjord entlang.Nennen wir die Straße einfach „interessant bei Gegenverkehr“ (hatten wir kaum).Hinter Alvik gönnen wir uns eine kleine Pause auf dem Rastplatz.Zwar fängt es an zu regnen, aber der Blick über den Fjord bleibt wunderbar.Am Ende des Hardangerfjords liegt ein weiterer schöner Wasserfall: Der Steinsdalsfossen. Das Besondere an ihm ist, dass man ihn ungestraft hintergehen kann – ok ein paar Wasserspritzer kriegt man ab.Lange halten wir uns nicht auf. Wir brauchen noch einen Campingplatz bei Bergen. Den suchen wir uns unterwegs raus – Internet und Google-Maps sein Dank.

Wichtig ist uns, das wir nicht zu lange mit den Öffis in die Stadt brauchen. Bergen erhebt eine Maut, die wir uns gerne zusammen mit der Parkplatzsuche sparen möchten. Außerdem gibt es eine Bergen-Card, mit der Bus und Bahn frei sind. Diverse Sehenswürdigkeiten kann man dann kostenlos oder zu ermäßigten Preisen besuchen.

Letztendlich landen wir auf Bratland Camping. Komfortabler Ausstieg auf die Wiese.Und auch sonst ist der Platz gut ausgestattet. Waschmaschinen und Trockner gibt es je zwei, das wissen wir sehr zu schätzen. Leider ist die 580 sehr nah und mit viel Verkehr gesegnet – andererseits: Wir wollen hier ja nicht unseren Urlaub verbringen. Uns erwartet jetzt noch jede Menge Wäsche, die in Waschmaschinen und Trockner gestopft werden will.

Apropos Hausarbeit: Hinter der Heizung des Wohnmobils haben wir vorhin den Kollegen hier gefunden.Ein 12V-Staubsauger. Nachher gucken wir nochmal nach Goldbarren und so.

149.996 km (4.115 km)

(swg)

Heute Morgen sieht das Wetter nicht anders aus, als gestern Abend: Wir stehen in einer dicken Wolke. Während des Frühstücks löst diese sich auf und ich kann die herrliche Bergwelt auf Speicherkarte bannen.Die Freude währt aber nur kurz, Minuten später herrscht das von gestern bekannte Bild.Bis zur Aussichtsplattform am Hotel Fossli sind es nur ein paar Meter zu fahren. Auch hier ist es eher schlimmer, man sieht das Hotel erst, wenn man schon fast an dessen Wand drangefahren ist. Und jetzt? Wie gestern: Fragen kostet nichts. Der freundliche Herr hinterm Tresen meint, dass es anhand von Wettervorhersage und Webcam – sowohl am Gipfel als auch in Eidfjord unten – wohl so zwei Stunden dauern wird, bis es aufklart. Mit so einer fundierten Antwort hatte ich gar nicht gerechnet. Danke!

Bleiben und warten? fahren? Aber dann wären wir ja umsonst den Umweg gefahren! Wir beschließen, zu bleiben und zu hoffen. Immerhin regnet es und Wind ist aufgekommen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir den Wasserfall doch noch zu Gesicht bekommen.

Wir werden nicht enttäuscht, halb zwölf herrscht strahlender Sonnenschein. Nur ein paar Wolkenfetzen hängen noch im Tal. die Hauptplattform vorm Hotel ist eine Baustelle, aber von den anderen sieht man sehr gut. Es ist ein fulminanter Anblick.Da wird einem das Weitwinkel der Kamera zu knapp… Links oben kann man das Hotel Fossli sehen.Auf den Bildern kann man kaum erkennen, wie tief sich der Vøringfossen ins Tal stürzt: 183 m Fallhöhe, davon größte Freifallhöhe 145 m.Da drüben sitzen Menschen an der Kante, so als Größenvergleich.Auch auf unserer Seite fällt Wasser zu Tal.Fehlt noch ein romantisches Postkartenmotiv.Wir fahren noch nach drüben auf den Parkplatz mit Café und gucken von da. Vorher gibt es ein Bemmen-Mittag. Wirbelwind Alina kriegt strikte Instruktionen, hier nicht im Wald herumzuflitzen, sondern nah bei uns zu bleiben. Zu großen Teilen haben die Abgründe hier keine Absperrungen.

Der Ausblick von hier unten ist mindestens genau so grandios.Und damit der Anblick perfekt wird, zaubert die Sonne einen Regenbogen.Selbst wenn man hier am Abgrund steht: Es ist kaum fassbar, wie riesig, steil, tief und gigantisch die Landschaft hier am Vøringfossen ist.Losreißen von dem Anblick fällt schwer. Dennoch: Gegen viertel eins dieseln wir wieder ins Tal hinunter. Unser Ziel heißt Bergen.

(swg)

Der restliche Tag nach der Stabkirche in Borgund spielt sich weitestgehend unter Tage ab – gefühlt jedenfalls. Auf unserer guten Bekannten aus Schweden, der E16, jagt ein Tunnel den nächsten. Zu Beginn kommt ein echtes Highlight: Der Lærdalstunnelen. Er ist mit 24,5 km der längste Straßentunnel der Welt.Drinnen gibt es drei Lichtkuppeln, in denen sogar gehalten und ausgestiegen werden darf. In der mittleren Kuppel halten wir.Das Licht soll Gletscher imitieren. Was ich ja total krass finde: Selbst hier in den Tunnelkuppeln findet man die Spuren des „Skandinavischen Volkssports“: Burnouts und Doughnuts. Die sieht man hier auch sonst alle Nase lang auf den Straßen und Parkplätzen.

Nach einer Weile ist die Tunnelfahrerei recht ermüdend. Selbst die Wolken hängen da durch.Interessant wird es nochmal am Eidfjord: Hier kommt man aus dem Tunnel direkt auf die Eidfjord-querende Hardangerbruaum gegenüber wieder direkt in einen Tunnel zu fahren. Dort folgt – im Tunnel – ein Kreisverkehr.Wir folgen der E16 und überqueren noch einmal unseren Tunneleingang mit Blick auf die Brücke.Abgefahrene Straßenbaukunst.

Bergen werden wir heute nicht mehr erreichen. Aber jetzt im Nirgendwo übernachten, um morgen früh einfach weiterfahren zu müssen? Das sagt uns nicht recht zu. Wir haben schon heute viel Zeit mit Autofahren verbracht! Ein näheres Zwischenziel muss her. Nur knapp 50 km entfernt liegt der Vøringfossen. Der Ducato darf nochmal ordentlich ins Gebirge brüllen, oft reicht an den Steigungen nicht mal mehr der dritte Gang. Hitzeprobleme bekommt er aber nicht, scheint gut dimensioniert zu sein, das Kühlsystem. Trotzdem gut, dass ich die Relais der Drucklüfter noch getauscht hatte.

Nach insgesamt 17 Tunneln sind wir endlich am Vøringfossen. Das Wetter zeigt sich am Wasserfall von seiner nassen Seite. Außerdem sind die Wolken so tief, dass man hier oben gar nichts sieht – außer Wolken. Da gehen wir morgen gucken. Langsam brauchen wir einen Platz für die Nacht. Im Hotel Fossli frag ich mal, ob wir deren Parkplatz nutzen dürfen: Nein. Aber wir bekommen eine freundliche Wegbeschreibung, wohin wir könnten.

Wie erwünscht wir an der beschriebenen Stelle sind, kann ich nicht genau sagen. Meine großzügige Interpretation des Schildes mit durchgestrichenem Womo ist, dass ich mit dem Womo die Straße nicht weiterfahren soll. Das bezieht eigentlich die 10 m Straße zum Parkplatz mit ein – wie gesagt, ich lege großzügig aus… Für eine weitere Suche ist es mir auch zu spät. Ende im Gelände, wie man so schön sagt.

Wohnmobileierkuchen gibt es zum Abendbrot. Die wichtigste Regel dafür lautet: Das Womo muss gerade stehen, sonst laufen Fett und Teig auf einer Seite der Pfanne zusammen – ich hab gut geparkt :)Beim Einkauf in Schweden hatten wir einen kleinen Fehlgriff getan: Wir wollten Weizenmehl aus dem normalen Winterweichweizen, haben aber „Durumvetemjöl“, also Hartweizenmehl, erwischt. Funktioniert aber auch prima, wenn man dem Teig etwas Zeit zum Quellen gibt.Geschmeckt hat es jedenfalls allen.

149.807 km (3.926 km)

(swg)

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