Nach dem Infoabend an der SRH, bei dem Maria alleine war, hatte jetzt die NuS Ihren Tag der offenen Tür. Die Woche über war ich auf Installationsfahrt und hatte mehr als genug Überstunden: Freitag konnte ich eher verschwinden.

Uns ist ziemlich wichtig, Alina zu zeigen, wie Schule sein kann – bisher will sie nämlich eher nicht Schulkind werden. Wahrscheinlich hängt das vor allem damit zusammen, dass sie in diesem Zuge alle ihre Freunde verliert: Nerio, Neele und auch Anike. Durch die Rückstellung um ein Jahr bleibt sie wenigstens mit Anike im Kindergarten.

Als wir auf dem Schulparkplatz stehen, ist Alina eingepennt.Schulverweigerer! Dauert aber nicht lang, bis sie wieder aufwacht.

NuS also: Das steht für Natur- und Umweltschule. Man schreibt sich auf die Fahnen, das Lernen und die Natur zu verbinden: Gelernt wird oft draußen, prinzipiell lehnt man sich sehr an die Jenaplan-Pädagogik an. Praktisch kann man die herausragendsten Punkte finden:

  • Kinder lernen in Lerngruppen gemischt aus wenigstens zwei Jahrgängen,
  • einer Lerngruppe stehen zwei Pädagogen gleichzeitig zur Verfügung,
  • die Kinder erarbeiten sich anhand eines Wochenplanes mit Aufgaben ihre Lerninhalte,
  • Zensuren gibt es nicht.

Allgemein steht der soziale Umgang im Vordergrund. Das miteinander Lernen steht im Vordergrund, nicht das Pauken nach dem Schulstunden-Takt.

Die NUS ist für 64 Kinder eingerichtet. Es gibt zwei Lerngruppen aus den ersten drei Klassenstufen (je 24 Kinder) und eine Lerngruppe (16 Kinder) in der vierten Klassenstufe.

Die Schule öffnet 7:30, das Lernen beginnt morgens um 8 mit 1,5 h Freiarbeit. Dazu gehört ein Morgenkreis, wie man ihn inzwischen aus den meisten Kitas kennt. Nach einer halbstündigen Frühstückspause folgen weitere 1,5 h Freiarbeit, in denen die Kinder an Aufgaben ihres Wochenplans arbeiten.

Die Besonderheit der NUS ist ihre Fortführung des Waldkindergartens. Es gehört ein reichliches Waldstück zur Schule. Jede Lerngruppe nimmt das Mittagessen auf ihrem Gruppenplatz im Wald ein. Natürlich existiert je eine Überdachung in Form eines großen Pavillons.

Danach folgen noch einmal 1,5 h sogenannte Projektarbeit. In der Zeit werden die anderen Fächer – Sport, Englisch, Sachkunde – behandelt. Anschließend beginnt der Hort. Die neu eingeschulten Kinder haben ab dem Mittag keinen „Unterricht“ mehr.

Einen Tag in der Woche findet der Unterricht komplett draußen im Wald statt. Hier wird verstärkt der Sachkundeunterricht durchgeführt und der Schwerpunkt der Schule gesetzt: Natur und Umwelt. Das Wetter muss schon reichlich schlecht sein, um nicht raus in den Wald zu gehen: Es gibt in dem Fall genug Möglichkeiten Exkursionen in Museen und ähnliches durchzuführen.

Jeden Freitag werten die Lehrer und Pädagogen mit jedem Kind einzeln den Wochenplan aus. Was hat geklappt, wo braucht es vielleicht mehr Unterstützung, ist das Pensum gut, oder wäre mehr/weniger vielleicht angebracht.

Als erstes hat mich beeindruckt, wie viele Lehrer und Pädagogen dort sind: Vormittags pro Lerngruppe zwei, Nachmittags noch einmal zwei – für 24 Kinder! Es existiert durch den Wochenplan tatsächlich eine individuelle Betreuung – etwas, was ich so nie gesehen, geschweige denn erfahren habe. Zum Tag der offenen Tür waren auch noch eine Menge Schüler da, die den Besuchern die Schule und ihren Alltag erklärten. Haben sie sehr schön gemacht. So eine kleine Schule sagt mir außerdem zu – ich denke, man kennt sich dann untereinander recht gut. Die anwesenden Lehrer und Pädagogen waren mir allesamt recht sympatisch, ich hab mich direkt wohl gefühlt. Alina hat übrigens ein Fazit gezogen: „Das ist eine Schule, auf die ich gehen würde.“ Spontan, ohne das wir gefragt hätten.

(swg)