Im Urlaub ist es passiert. Der Kühli im Womo war einfach etwas zickig und noch mehr von der Außentemperatur abhängig, als es ungeregelte Absorber so schon sind. Nun war mangels zuverlässiger Kühlmöglichkeit Fleisch und Wurst nicht aufzubewahren. Milchprodukte, Käse, Eier sind da etwas toleranter. Also gab’s kein totes Tier: vegetarisch essen ist angesagt.
Man findet keine Freunde mit Sala-haat…
Es ist nicht so, dass ich vorher nicht schon mit vegetarischen Gerichten herumexperimentiert hätte. Allem voran mit Seitan und Tofu, Brotaufstrichen aus Gemüse und so weiter. Dazu gibt’s schon eine Weile viel frische Obst und Gemüse, vor allem abends, dann essen die Kinder abends auch was. Die sind im Übrigen überhaupt gar kein Problem in der Hinsicht. Bisher sind sie bei den fleischfreien Gerichten nicht mehr oder weniger „wählerisch“. Und meine Arbeitswoche ist eh schon fleischfrei.
Das Problem, was häufiger zu Tage tritt, ist ein ziemlich blödes: Der Magen sagt zwar „voll!“ aber es bleibt eine gewisse – wie soll ich das ausdrücken – orale Unzufriedenheit. Der Magen sagt deutlich, dass ich nichts mehr essen soll, aber verdammt nochmal, was soll ich jetzt essen?! Zu ’satt‘ gehört eben auch zufrieden.
Das trat nicht immer auf. Aber woran liegt das?! Ich denke, es ist vor allem so, wenn zu wenig Fett und Eiweiß drin war. Es hilft einfach, irgendwas mit Humus zu essen. Oder ordentlich Butter/Magarine, Käse auf ein Brötchen zum Salat. Achso: Salat mit ordentlich Olivenöl… Auf Dauer kann ich aber nicht jeden Tag Salat mit Brötchen essen. Da wird man unleidlich und sauertöpfisch.
Trauerspiel
Gucken wir in die Kühltheke des örtlichen Supermarktes. Das wird aber ein trauriger Blick, so viel sei schon verraten. Was gar nicht geht, sind die Fertiggerichte aus der Convenience-Abteilung. Netto – wo ich mich mittags eindecke – hat Microwellen-Assietten. Mal abgesehen vom Verpackungsmüll und der Tatsache, dass von zwölf Sorten ganze zwei ohne tote Tiere auskommen, und die auch nur in homöopatischen Mengen geliefert werden: Wie kann man es schaffen, dass ein Portion Vollkornspaghetti (!) – ja wirklich: Vollkornspaghetti!! – nicht satt machen, ja noch nichtmal den Magen ansatzweise füllen! Das Chili sin Carne ist genauso arm. Bei weniger als 400 kcal wird man bestenfalls wütend, aber niemals satt! In der Convenience-Kühltheke findet eine einzige Tragödie statt. Jeder verdammte Salat ist mit Bulettchen, Hähnchenschnitzelchen, Putenfetzchen oder Rinderkrümeln verpestet.Abgesehen natürlich von den Tüten da unten mit dem erwähnten, fertig geschnippelten Salat.
Oh, man findet noch Wraps. Die kleinen sind widerwärtig, weil immer matschig durchgeweicht. Bei den großen Wraps ist das nicht so akkut. Aber von neun Stück pro Karton sind gerade zwei ohne Fleisch! Neue Wraps gibt’s erst, wenn alle anderen alle sind – ich warte nun schon vier (!) Wochen auf die nächsten. Die letzten zwei großen Wraps will einfach keiner haben. Denen guck ich nun beim Vergammeln zu. Kaum zu glauben, dass die wirklich so lange einwandfrei bleiben…
Bis vor kurzem gab es noch die Kühlmann-Salate. Zwei davon konnte ich essen: Nudelsalat mir Mozzarella & Tomate und den Bulgur mit Humus – letzterer ist verdammt lecker. Der Rest wartete immer auf seinen 30 %-Aufkleber… Irgendwann haben sie endlich das Sortiment umgestellt: ‚meine“ zwei Salate gab es noch. Eine Woche nach der Umstellung begann mein Urlaub. Danach war Kühlmann raus aus dem Sortiment. Dankeschön.
Wunschdenken
Zwei Mal die Woche wäre es schon schön, nicht Salat mit Brötchen reinwürschen zu müssen. Manchmal kann man noch auf die vorgekochte Pasta aus der Kühlung ausweichen, Käse drüber, fertsch. Mit zwei Kindern zu Hause hat man aber recht schnell Pasta über. Vegetarisch essen ist angesagt? In Deutschland ist’s echt beschissen – und das im Jahre 2019!
Und vielleicht noch was zur vegetarischen Verortung: Ich mag immer noch den Geschmack von Fleisch. Und ein Tier dafür abzumurksen: Nehm‘ ich in Kauf. Es geht halt nur nicht, wie das Viehzeug gerade behandelt wird. Das wir von „Fleischproduktion“ reden, sagt doch eigentlich schon alles. Und was mit der Umwelt ringsrum passiert, da denken wir lieber mal gar nicht dran. Ist ja auch Regierungstrend gerade…
Eine blasphemische Ausnahme ist übrigens geblieben: Freitags gibt es bei meinem Arbeitgeber traditioneller Weise halb zehn eine Bockwurst. Die Runde ist überschaubar – ist ja keine Pflicht – und es finden sich immer ca. zehn Teilnehmer. Nun könnte man sagen ‚dann geh halt nicht hin!‘, aber ich bin der Bockwurstbeauftragte, der sie holt.
(swg)
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