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Es gibt einen Haufen Städte, die schlafen nicht. Berlin gehört dazu, genauso wie auch Prag. Dresden tut es aber und man kann das vor allem hören. Nachts, irgendwann, ebbt der Geschäftigkeitslärm – also hauptsächlich der vom Verkehr – ab. Es wird richtig still, Geräusche werden nur vereinzelt von Tieren oder einem einsamen Nachtwanderer verursacht. Sonst hört man nichts. Dann schläft die Stadt. Den Zeitpunkt kann man nicht so recht fest machen, schleichend verebbt der Lärm.

Aber den Zeitpunkt des Erwachens kann man ganz beeindruckend erleben. Mit einem Mal, wie angeschaltet, brandet die Geschäftigkeit der Stadt an. Gerade eben habe ich es gehört. Fast pünktlich um fünf setzte die Brandung ein, das tosende Umherirren vieler Städter in den Morgen. Es wird das Grundrauschen des ganzen Tages sein. Bis in den späten Abend.

Aufgefallen ist mir das nicht zum ersten Mal. Ich bin mir sehr sicher, dass es damals, zu Zeiten meines Studiums, erst gegen sechs Uhr begann. Genauso plötzlich und eindringlich aber eben eine Stunde später. Sogar noch vor fünf Jahren war das so, denke ich jedenfalls, will meine Hand dafür aber nicht ins Feuer legen. Aber die Stadt steht heutzutage eine Stunde eher auf.

(swg)

Prag ist eine alte Stadt, was sicher viel ihrer Herrlichkeit ausmacht. So modern und großzügig sie aber in alten Zeiten angelegt war, nach heutigen Maßstäben sind auch diese Straßen eng. Allzu häufig wird der wenige, vorhandene Platz dem Autoverkehr oder Parkplätzen geopfert, gleiches widerfährt den Innenhöfen. Alles ist zugepflastert, damit man Blech abstellen kann. Gegengesteuert wird diesem Problem durchaus. Es gibt ein vorbildliches Straßenbahn- und U-Bahn-Netz. Busse sieht man in der Innenstadt zum Glück eher selten. Wenn man es, wie wir, gewohnt ist, sich in der Stadt ohne Auto fortzubewegen, freundet man sich mit Prag sofort an. Nichts desto trotz macht der Verkehr Prag laut. Das andere Laut rührt aus unzähligen Clubs der Innenstadt. Wir hatten das „Glück“ direkt neben zweien zu wohnen, sodass wir hier sicher ein Extrem des laut ausschweifenden Prags genießen durften. Wer ein überreiches Nachtleben zu schätzen weiß, wird hier in jedem Falle fündig.

Prag lässt leider wenig Raum für Erholung und Entspannung, und das ist sehr schade. Man findet solche Ruhe-Inseln – und das muss man wortwörtlich nehmen, denn es sind die Inseln in der Moldau. Die Plätze mit parkartiger Gestaltung in der Innenstadt möchte ich lieber nicht mitrechnen. Rundherum und teils quer hindurch rollt der Verkehr unablässig – viele gepflasterte Straßen tun ihr Übriges zum Lärmpegel. Dazu jagen ständig Autos mit heulenden Sirenen durch die Stadt, was einen selbst auf den Moldauinseln zwischen den tosenden Staustufen noch erreicht. Wer wirkliche Ruhe sucht kann sie nur außerhalb Prags Innenstadt finden. Eine halbe Stunde Straßenbahnfahrt Richtung Flughafen findet man ein Naherholungsgebiet: Divoká Šárka. Im Prinzip ein Naturschutzgebiet vergleichbar mit der Dresdner Heide. Hier verebbt der Lärm Prags nach wenigen Schritten.

Gleichzeitig ist Prag wunderschön. Alte Bürgerhäuser, gepflasterte Gassen, und vielerorts stehen die Zeugen der langen bewegten Geschichte Prags. Dazu kommt eine immer hoch gehaltene Sauberkeit. Wirkliche Dreck- und Schmuddelecken habe ich in der Stadt nicht wahrgenommen. Und es gibt eine bei uns selten gewordene Einrichtung: öffentliche Mülleimer. Trotzdem stinkt die Stadt, vor allem nach Abgasen. Das Wetter hat es in der Woche aber auch nicht gut gemeint, kein frisches Lüftchen hat geweht, Prag blieb in seinem eigenen Dunst sitzen.

Apropos Dunst: Zu Hause sind wir passionierte Leitungswassertrinker. Im Vorfeld unseres Urlaubs haben wir deswegen geguckt, wie das in Prag so ist, schon weil ich zu faul wäre, Wasserflaschen herumzutragen. Viel Eigenlob über eingehaltene Europavorschriften und bedenkenlose Trinkbarkeit haben wir gefunden. Machen wirs kurz, dreht man den Hahn auf, riecht’s nach Schwimmbad, Chlor massiv! Eigentlich taugt das so nicht mal zum Tee oder Kaffee kochen. Selbst die Kinder beschweren sich beim Duschen… Ihr kommt nicht um Flaschenwasser herum.

Was die Freundlichkeit der Menschen anbelangt, kann man sehr unterschiedliche Erfahrungen machen. Zuvorkommend sind die Prager in jedem Fall, was ich gern an dem Beispiel in der Straßenbahn fest mache: Es wird für alte Leute und vor allem für Kinder aufgestanden – für letztere von jeder Altersgruppe. Andererseits kann es einem passieren, dass man von der Bedienung hinter der Theke eher angeraunzt, denn freundlich nach seinen Wünschen gefragt wird – so geschehen im Zoo. Natürlich gibt es dazu auch unzählige Gegenbeispiele direkter offener Freundlichkeit.

Prag ist schön, aber es ist keine Stadt, in der ich leben möchte. Hier ist es mir zu eng und zu laut. Aber besuchen komme ich Prag sicher wieder, es ist einfach schön.


(swg)

Auf dem Burgberg, dem Stadtteil Hradčany, wollen wir die „nötigsten“ Ziele abklappern: Dom, alter Königspalast und Goldenes Gässchen stehen auf dem Plan. Die volle Straßenbahn lässt schon erahnen, das wir da wohl sicherlich nicht allein sein werden.volle Straßenbahn in PragDie allermeisten Touristen sind Brusnice ausgestiegen aber wir lassen uns noch eine Station weiter nach Pohořelec chauffieren. Kein riesiger Pulk, wir sind fast allein.PohořelecDurch den spät-vormittäglichen Nebel dödeln wir die Loretánská hinunter und bewundern pitoreskes Prag.Loretánskávorm Hradčanské náměstí - Hradschin PlatzHauseckeAuf dem Hradčanské náměstí hat uns die Touristenmenge wieder. Werfen wir einen Blick über die Mauern ins Weite Land. So habt ihr Prag noch nie gesehen: gehüllt in das sanfte, nebelgeämpfte Licht der Herbstsonne.Prag im Nebel, Burg PragSpaß bei Seite, das Wetter bewegt sich einfach nicht, es bleibt diesig. Aber ein bisschen romantisch sieht das schon aus.

Dom

Vorm Ehrenhof wird Wache gestanden, hier geht es nur raus. Rein geht es links am Garten auf der Bastion.Dort erwarten einen Sicherheitskontrollen inklusive Metalldetektor. Wenn’s denn dem Sicherheitsgefühl dient… Drinnen entscheiden wir uns für Veitsdom, Burg und Goldenes Gässchen, in den Veitsdom gehen wir jetzt zu erst. Die Schlange davor ist üppig – ja die reicht wirklcih weit um die Ecke – aber es geht flott voran.Warteschlange vorm Veitsdom, PragIn all seiner Pracht ist der Dom unfassbar, es ist auf Fotos eigentlich nicht abzubilden.Veitsdom, PragVeitsdom, PragIch mag ja alte Orgeln! In Deutschland ist es allzuhäufig so, dass ihnen ein modernes Gehäuse verpasst wurde. Meist beißt sich das vollkommen mit dem Rest der Kirche – hier ist das nicht passiert Mindestens genauso unfassbar sind aber auch die Menschenmassen, die sich hier durch den Dom wälzen. Man benötigt übrigens nicht unbedingt eine Eintrittskarte, wenn man sich damit begnügt, im vorderen Teil stehen zu bleiben. Nur wenn man auch hinten um den Altar gehen möchte, braucht man die. Mehr als einen flüchtigen Blick schafft man beim derzeitigen Besucherandrang nicht – wobei ich es mit Alina schon länger ausgehalten habe, als Maria mit Oma und Janni. Aber letzten Endes ist auch ihr eine olle Kirche nicht mehr als zwei Blicke wert – wie soll man mit sieben auch verstehen, was das die Menschen damals gekostet hat.

Wir legen eine Obst- und Kekspause auf einer Bank vorm Dom ein, und gucken einfach. Dabei kann man die schiere Größe des Doms auch gut auf sich wirken lassen. Wenn man sich dazu noch vor Augen führt, mit welchen technischen Mitteln der Dom errichtet wurde – und mit wie wenig der Durchschnittsmensch damals überleben musste…

alter Königspalast

Wir gehen zu unserem zweiten Ziel, dem alte Königspalast. Das hier ist das berühmte Fenster des zweiten Prager Fenstersturzes, aus dem die königlichen Statthalter und der Kanzleisekretär geworfen worden.Ich erinnere mich sogar noch an das Detail unseres letzten Besuchs, dass das der größte freitragende Saal seiner Zeit gewesen ist – damals hatte ich noch Zeit für einen Audioguide.Eher im Vorbeigehen werfen wir noch einen Blick in die St. George Basilika. Aber auch hier drängen sich eigentlich zu viele Touristen, um mit den Kindern einen ruhigen Blick zu werfen. Ein bisschen komme ich mir schon vor, wie der klischee-japanische Tourist: Schnell ein Foto und dann weiter…Was gibt es denn da zu sehen?Alte Knochen findet Alina sehr gruselig und will gleich raus. Wir wollen eh zum Goldenen Gässchen.

Goldenes Gässchen

Der Mann an der Einlasskontrolle – ja, die gilt hier jetzt immer – winkt uns eigentlich nur durch. Allzuviele Touristen scheinen sich sowieso nicht vom zu entrichtenden Eintritt abschrecken zu lassen. Voll bleibt es in jedem Fall. Irgendwie gehört es ja auch dazu, sich das Goldene Gässchen anzugucken, wenn man einmal hier ist.Wir schauen uns die ausgestellten Rüstungen und Waffen im ersten Haus an und auch die alte Alchemisten-Werkstatt.Dann geht es das Gässchen weiter runter: Alina wirft neugierig einen Blick in jedes Haus und will wissen, wer da gewohnt hat. Am Ende ist sie dann merklich breit. So warten wir, dass uns der Rest wiederfindet.Da kann ich ja ein weiteres Panorama von Prag fabrizieren. Es ist immer noch diesig, aber die Sonne gibt sich deutlich mehr Mühe, als heute Morgen.Wir machen uns auf den Weg nach unten, bestimmt finden wir da irgendwo ein Eis und einen Kaffee und ein paar Minuten außerhalb des Touristentrubels.Weil die Gelegenheit günstig ist und Maria und ich uns beim Motiv einig sind, mache ich es wahr: ich kaufe eine gemalte Ansicht von Prag. Es muss ja nicht immer ein Kühlschrank-Magnet sein ;)

(swg)

Nachdem wir gestern den Kindern so ganz gründlich ihr Zooabenteuer beschert haben, ist heute wieder etwas Kultur dran. Wir wollen uns gemeinsam den Veitsdom und die Burg angucken gehen. Der Plan ist, mit der Straßenbahn hinten rum auf den Burgberg zu fahren. Genau das ist auch der Plan vieler Touristen. Entsprechend gut gefüllt ist die Straßenbahnvolle Straßenbahn in PragWessen man sich aber sicher sein kann: Für Kinder stehen Prager – egal welchen Alters (!) – immer auf.Sitzplatz auch in der vollen Bahn - für Kinder immerWenn wir nur ein/zwei Haltestellen fahren, müssen wir regelmäßig Leute davon abhalten aufzustehen (hinsetzen lohnt sich für die Kinder ja gar nicht erst). So viel Freundlichkeit ist man aus Dresden einfach gar nicht gewöhnt. Hier wird sogar hin und wieder nicht für alte und gebrechliche Leute aufgestanden, was ich tatsächlich als skandalös empfinden.

Alles in allem ist Straßenbahn fahren in Prag sehr günstig. Für ein Tagesticket zahlt man 110 Kč (4,80 €), 72 Stunden bezahlt man 310 Kč, was umgerechnet knapp 13,50 € sind. Jannika zahlt mit unter 6 Jahren nix, Alina muss ein Tagesticket für 55 Kč (2,40 €) lösen, da es für sie kein ermäßigtes Dreitage-Ticket gibt. Ab 10 Jahren müssen Kinder einen Berechtigungsschein dabeihaben, der ihr Alter bestätigt. Den gibt es an allen Verkaufsstellen für 20 Kč.

Dazu kommt, das die Bahnen hier in so engem Takt fahren, dass man kaum einmal zehn Minuten irgendwo auf die nächste warten muss. Es lohnt sich aus meiner Sicht überhaupt nicht, in Prag irgendetwas mit dem Auto erreichen zu wollen, schon gar nicht als Tourist. Es gibt weder „freie Fahrt“ (Stau immer!) noch Parkplätze – und für die sind Preise zu berappen, für die man auch Straßenbahn fahren kann. Außerdem sind nie weite Wege zur nächsten Haltestelle zurückzulegen. Wer Prag frei erkunden will, setzt hier auf den ÖPNV und Schusters Rappen. Wer an einem Wochenende oder Feiertag in Prag ist, sollte sich Zeit für die nostalgische Linie 41 nehmen: Da fahren die ganz alten Wagen quer durch die Innenstadt.

(swg)

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