Kurz nach halb zehn können wir vom Grünen Turm losradeln. Das Frühstück ließ keine Wünsche offen, wie auch unser Zimmer nicht. Unser Plan nicht zu sehr zu planen geht wieder einmal voll auf – weil es glücklicher Weise wirklich problemlos Einzelübernachtungen gibt.Ein bisschen geht es die B96 nach Süden, irgendwo hinter der Shelltankstelle dürfen wir wieder in den herbstlichen Tegeler Forst einbiegen. Nicht ganz so angenehm sind die Pflastersteine hier, aber am Rand liegt so viel Matsch und Herbstlaub, dass es wieder glatt ist. Sehr schnell beginnt auch wieder Asphalt.
Der Mauerstreifen ist hier vollständig aufgeforstet und nicht mehr zu erkennen. Dafür hat die Deutsche Waldjugend direkt nach der Wende gesorgt: Gemeinschaftliches Engagement hat Schulen eingebunden und für viele neue Bäume gesorgt. Dafür gab es das Bundesverdienstkreuz für zwei Pädagogen. Der Naturschutzverein will zwar kein Geschichtsverein sein, hat aber für den Erhalt eines Wachturms und ein begehbares Stück Mauerstreifen gesorgt und ein paar interessante Erläuterungen aufgestellt.Ein besonders krankes Detail der „Mauer-Sicherungsanlage“ war der sogenannte Stalinrasen.Diese Gitter mit Stahldornen besetzt wurden hinter dem Hinterlandzaun ausgelegt; Wenn man den Zaun überkletterte und runter sprang, kann sich jeder selber ausmalen, wie das ausging… Nicht überall lagen die Gitter und insbesondere nach Protesten von Menschenrechtlern aus dem Westen nicht mehr im Stadtbereich. Aber Uferböschungen der Havel und so mancher eher weniger im Fokus stehender Mauerbereich im Ländlichen waren noch so ‚gesichert‘.
Wir dürfen sogar mal auf den Turm rauf und einen Grenzerblick werfen.Weit schweift der nicht mehr, wie gesagt hat die Waldjugend fleißig aufgeforstet, aber einen kleinen Eindruck kriegt man doch.
Der Weg ist hier eben und nur selten gibt es einen Hügel zu erklimmen: Die Grenztruppen haben sie für ein freies Sicht- und Schussfeld eingeebnet. Wir radeln weiter durch den Forst und genießen die Herbstsonne bei milden Temperaturen.Kurz treffen wir wieder auf die B96, dann biegen wir nach Westen ab, zum Tegeler Fließ. So langsam meldet sich der Hunger auch bei den Kindern, einen Picknickplatz gibt es aber erst an der Blankenfelder Chaussee.Ich bereue kein Stück, eine kleine Küche eingepackt zu haben. Ich krieg einen Kaffee und dann gibt es in Ruhe und vor allem in aller Freiheit für die Kinder eine entspannte Mittagspause.
Es geht weiter über weite Felder mit Birkenallee unter freundlichster Herbstsonne.Schade, dass wir den Taschendrachen zu Hause vergessen haben, leichter Wind hätte den ideal fliegen lassen.
An der Klemkestraße biegen wir nach Reinickendorf hinein ab, da haben wir unser Zimmer für heute Nacht gefunden. Ich finde Berlins Kontraste ziemlich spannend:Man steht in fast dörflicher Idylle vor der kleinen Dorfkirche Alt-Reinickendorf und keine 100 m weiter rollt der Verkehr auf vier Spuren.
Wie jeden Tag haben wir auch diesmal unsere Übernachtung erst im Lauf des Tages gebucht; Das ‚Good Morning Berlin‘ hat noch Platz für uns. Ein Doppelzimmer mit Beistellbett ist ausreichend für eine Nacht. Etwas länger hat es gebraucht, ehe wir ein Zimmer hatten; Immerhin, es hat geklappt. Dieses Wochenende scheint Berlin etwas mehr Touristen zu begrüßen. Trotzdem haben wir für die beiden Nächte Freitag/Samstag/Sonntag gleich noch mit gesucht, direkt am Hauptbahnhof. Damit verschaffen wir uns etwas mehr Freizeit – die Kinder wollen zum Abschluss des Urlaubs gerne in den Zoo.
Am „Kutschi“ gibt es jede Menge Möglichkeiten fürs Abendbrot – heute gibt’s mal Burger, Pizza und Pommes in Edi’s Kitchen. Kein Aufwand, alles zwanglos. Müde bin ich auch, warum eigentlich?
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Etappenlänge km
(swg)