Gestern war der Abend lang geworden und offenbar sitzt sogar den Kindern die Tour langsam in den Knochen. Jedenfalls ist Jannika mal nicht schon um sechs wach gewesen. So dauert es dann bis halb elf, ehe wir unseren Kram zusammen und an die Fahrräder gebammelt haben.Wir hatten uns gestern noch nett mit unserer Vermieterin unterhalten, über das wie und wohin unserer Radtour. Auch diesmal ist uns das altbekannte „Wollte ich auch schon immer mal machen, hab aber keine Zeit“ begegnet. Besonders kurios mutet das an, wenn man am Mauerweg eine Radlerunterkunft bietet – Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich! Nun gut, ein spannendes Detail erfahren wir noch: Hier kümmert sich ein Verein ums Mauergedenken. Jedes Jahr pflanzt der am örtlichen Mauerdenkmal einen Baum.Es geht weiter durch Forst und naturgeschütztes Gebiet, der Herbst malt bunte Bilder.Und manchmal schickt er Boten.
Unser Ziel ist heute Hohen Neuendorf, wir bahnen uns den Weg weiter entlang der Geschichte. Allerdings hat die heute kaum eine Chance gegen das Feuerwerk der Natur.Mit dem Forst verabschiedet sich die Sonne und zurück bleibt novembergrau. An der Havel spiegeln sich die Wolken im Wasser und verdoppeln den Trübsinn. Leichter und eisiger Wind drückt die Stimmung weiter.Mit der Havel geht es nach Norden.
Damit wir uns an irgendwas wärmen können, erstehen wir in Hennigsdorf einen Sack Kartoffeln und Kräuterquark; Ein Picknickplatz findet sich nahe bei.Bis Kaffee, Tee und Kartoffeln fertig sind, gucken die Kinder nach den Enten. Und wir kümmern uns um ein Hotel, bis jetzt war nämlich in keinem jemand erreichbar. Im Grünen Turm geht jetzt jemand ran und wir bekommen ein Familienappartment. Klingt großzügig, ist aber auch die teuerste Unterkunft bisher.Endlich essen, mit ‚was warmem im Bauch lässt einen wenigstens das Wetter kalt – *haha*.Nun, da wir ein Ziel haben, ist das letzte Stück nur noch ein Klacks. Ostwärts geht es erst in Richtung & dann um Frohnau herum immer durchs Grün, dann nach Norden bis hinein nach Hohen Neuendorf zum Grünen Turm.An der Mauer hat es auch Frauen beim Fluchtversuch erwischt. Am Ausgang der Invalidensiedlung in Hohen Neuendorf erinnert eine Stele an eine von Ihnen.Es fällt auf, dass in der großen Mehrzahl junge Menschen um die 20 bei Fluchtversuchen an der Mauer getötet ermordet wurden.
Im Grünen Turm haben wir tatsächlich ein Großes Zimmer ergattert. Platz zum Malen ist jedenfalls genug und die Bettcouch ist perfekt für die Kinder.Unsere Fahrräder bekommen einen Platz im ehemaligen Karnickelstall, da sind sie bis morgen sicher. Sehr schön, Danke. Abendessen ginge heute nur sehr eingeschränkt: Das ist mir eigentlich recht, wir versorgen uns gegenüber im Supermarkt. Dann müssen wir die beiden Flöhe nicht unten im Speiseraum des Restaurants hüten.
Die Karte haben wir natürlich wieder für Euch zum Nachradeln.
Etappenlänge 27,2 km
(swg)
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