Bisher war ich der Annahme erlegen, Corona hätte mich nicht allzu sehr tangiert. Primär bleibe ich auch dabei, viel auszustehen ist hier nicht. Es ist ja nicht so, dass man mit der Familie „eingesperrt“ ist. Selbst im Lockdown konnte man spazieren gehen und oft genug war der Hof leer und meine Kinder draußen. Dem spielt natürlich in die Hände, dass die beiden stundenlang miteinander auskommen. In der Situation zu sein, dass sich jeder in einen Raum zurückziehen kann, wenn es ihm zu bunt wird, ist wohl ebenfalls eine privilegierte. Sei’s drum.
Und für bestimmte Jammereien kann ich nicht mal Verständnis aufbringen – „Ich kann unter der Maske nicht atmen!!“ – „Das ganze CO2 ist total gesundheitsschädlich!!“ – meine Fresse, wenn Du nicht ernsthaft atemwegs- oder lungenkrank bist, hast Du schlicht ’ne Macke! Es gibt Betroffene, die wirklich um ihre Existenz fürchten müssen – der gesamte Tourismus-Sektor hatte lange kein Geschäft, Gastronomie war unmöglich. Andere ärmeln sich für ihren Job aus – aber mehr als einen feuchtwarmen Händedruck gab es nicht. Die haben echte Probleme.
Momentan kann man sich wenigstens wieder mit Leuten treffen, die Gastronomie atmet durch. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit – schon seit Jahren – sehe ich Freunde aus der Vergangenheit. Die Wege haben sich getrennt aber der Kontakt ist nie ganz abgerissen. Ein bis zwei Mal im Jahr gehen wir essen. Immer gibt es neue Geschichten, in einem halben oder ganzen Jahr passiert ja einiges, wenn man es nicht unter einem Stein verbringt. Beim letzten Treffen ist etwas passiert, was neu und so noch nie gewesen ist: Uns sind die Gesprächsthemen ausgegangen. Manche Sachen kann man nicht mehr hören und will nicht drüber reden – klar. Aber das an einem Abend irgendwann Stille am Tisch eintritt, daran kann ich mich nicht erinnern. Es fiel offensichtlich niemandem mehr etwas ein, was er erzählen wollte oder konnte.
Jaja, „Corona entschleunigt“ haha-hmhm. Gelaber! Die Leute sind auf sich zurückgeworfen. Wer kann bzw. hat, erledigt seinen Job, wo’s geht aus dem Homeoffice. Man guckt, dass die Kinder nicht verblöden, wenn die Schule gerade zu ist. Und sonst? Naja was sonst. Eigentlich hätte ich seit dem letzten Mal vom Harz erzählen können, dass die Trenntoilette super funktioniert. Wenigstens bei mir hat sich das Zeitgefühl verflüchtigt: ich kann schlecht einordnen wie lange etwas her ist. Ich guck tatsächlich einfach ins Blog. Es hat sich seit September aber tatsächlich einfach nur nichts getan. Stillstand, irgendwie. Und etwas Alltagsmüdigkeit, bei uns und bei ganz vielen im Umfeld.
(swg)