Archives for the month of: November, 2024

Mikas Wochenrückblicke

3.11.

Wahrscheinlich war es doch etwas verfrüht Mika „Sprachlosigkeit“ zu attestieren. Im Moment spricht er täglich mehr Silben, inzwischen sind schon eine ganze Reihe einsilbiger Worte zusammen gekommen. Sein inbrünstiges »Ja« hab ich ja schon erwähnt. Ansonsten wiederholt Mika so ziemlich von jedem Wort am Satzende die erste Silbe. Teils versucht er auch mehr: »auch«, »aus«, »auf« usw. Seine Schwestern bekommen nach der Gebärde nun auch langsam Namen: Für Alina ist es von »iiiaaa« über »iinaa« bis »lilaa« und alles dazwischen. Ich fürchte ein wenig, dass Jannika noch eine ganze Weile warten muss, weil ihr Name so lang ist. Momentan verwendet »aajaa«.

Laufen ist noch so ein Ding. Draußen, wenn er zu Fuß ist, geht er nicht, nein, meist rennt er. Er kann problemlos mit uns Schritt halten. Langsamer wird er nur, wenn er versucht auf einem Bordstein oder einer Einfassung zu balancieren.

4.11.

Jannika ist schon herzallerliebst, wenn sie früh ihren kleinen Bruder anzieht. Ohne sie würde ich vermutlich deutlich später das Haus verlassen. Mika hat oft so seine eigenen Vorstellungen was und wie etwas angezogen wird, und vor allem, wer ihm dabei hilft. Wenn man dem kleinen Querkopf alleine ausgesetzt ist, kommt man nicht vorwärts.

9.11.

Mittwoch Abend hat Mika wieder Mal Fieber gehabt, Donnerstag wäre seine nächste Impfung fällig gewesen – so natürlich nicht, die Grippeimpfung musste ausfallen. Seine Dauer-Erkältung hat mir weniger Sorgen gemacht als der jetzt neu dazu gekommene Husten. Also doch mal vorbei gehen und den kleinen Kerl bei der Kinderärztin vorstellen. Pünktlich bei der Kinderärztin zeigt er recht deutlich, dass es ihm nicht so gut geht, er atmet deutlich gepresst. Beim Abhorchen erst ein »das klingt aber nicht gut«, dann ein »Beginnende Lungenentzündung!«. Das kam jetzt doch überraschend, wir sollen gleich mit Antibiotika draufhauen. Ohje. Na gut.

Eigentlich ist Mika recht fröhlich drauf. Nachdem wir kurz das Rezept in der Apotheke eingelöst haben, will er wieder spazieren gehen. Aber dazu gerät er ziemlich schnell außer Atem, was ihn offenbar selbst verblüfft. Seine Ziele beim herumspazieren liegen weiter weg, als er gerade über Ausdauer verfügt. Er wirkt ein wenig deprimiert, wie er da auf dem Parkplatz vorm Konsum herumsteht. Gerne wäre er weiter auf den Randsteinen herumbalanciert, vielleicht vorn herum am Schreiberli vorbei gestapft: Geht aber nicht. Er ist müde, also gehen wir einfach heim; Heißt: Ich trage ihn, was wirklich nicht häufig passiert. Ein klein wenig Spielen wir noch, lunschen ins Müsli, gucken Bücher an und dann ist schicht im Schacht, einfach eingeschlafen über einem Buch, auf meinem Schoß.Furchtbar an Kind-krank ist, dass Mika nicht wirklich isst. Beim Müsli ging es kaum über drei Löffelchen hinaus. Sonst mag er so so gar nichts essen. An allem knabbert er nur ein bisschen rum, aber im Großen und Ganzen wartet er einfach darauf, dass Maria wieder da ist; Dann hängt er ausschließlich an ihrer Brust. Nachts sowieso, und wenn sie zuhause bleibt erst recht. Dabei reicht ihre Milch schon lange nicht mehr aus. Nachts wacht Mika auf und will was essen, gebärdet es und möchte aufstehen und in die Küche. Gibt man dem nach findet er aber nichts, was er tatsächlich essen will. Egal, was man anbietet: Müsli, Knäcke, Butterbrot, Banane, Apfel, Gurke – nichts davon mag er. Aus der Kita wissen wir eigentlich, dass er all das ganz gerne mag. Beim Abholen krallt er sich gern mal schnell noch ein Butterbrot und mampft es dann. Zuhause nicht.

Nur zuhause bleibt der Kampf ums essen, aber selbst Hunger bringt ihn nicht dazu, freiwillig zu essen, bis er satt ist. Für ihn scheint das ein interessanter Spaß zu sein, aber Nahrungsaufnahme definiert er anders. Schon gleich wenn es ihm nicht so gut geht: Ich glaube Mika hatte bei seinen Fieberschüben auch Gliederschmerzen. So war es Donnerstag für mich eher unentspannt mit ihm zuhause. Immerhin ist er irgendwann vormittags auf der Couch eingepennt. Auf meinem Bauch. Allerdings schlief er eher unruhig und nicht sehr tief, ich durfte mich keinen Millimeter bewegen. Und weil ich nicht mal mein Handy in Griffweite hate, blieb mir nichts anderes übrig, als selbst einfach nur zu schlafen. Nach einer Stunde konnte ich ihn dann einfach abkippen und irgendwas im Haushalt erledingen. Schlafen ist eigentlich doch schöner.

Für Maria war es gestern auch ein einziges „Mamamamamama“. Besser ging es ihm nicht, und es ist auch eher anstrengen, wenn das Kind andauernd die Brust will. Geschweige denn, dass man irgendetwas erledigt bekommt.

12.11.

Wir wechseln uns weiter ab, mit dem zuhause bleiben: Heute war Mikas Kontrolltermin bei der Kinderärztin. Eigentlich ist er fit, Fieber ist weg, seine Rotznase auch und der Husten ist quasi schon verschwunden. Nichts anderes stellt die Kinderärztin fest, die Lunge ist wieder frei. Das Antibiotikum sollen wir trotzdem noch bis Donnerstag geben, Freitag darf Mika dann wieder in die Kita. Wahrscheinlich hat sie Recht, dass er sich besser noch etwas auskuriert, ehe er wieder dem Kitastress ausgesetzt wird. Bleib ich morgen nochmal zuhause – Maria hat irgendein Seminar auf Arbeit – dafür darf sie dann Donnerstag den Hosenmatz hüten. Noch schnell den Grippe-Impfung-Nachholtermin vereinbaren und wir sind raus aus der Praxis. Heute war tatsächlich überhaupt gar nichts los im Wartezimmer. Kommen, dran sein, gehen, nächster Patient. Wie beim – schon immer gut organisierten – Zahnarzt.

Auf dem Rückweg nach Hause gucken wir wieder beim Bäcker rein. Heute hat unsere Nachbarin zwar keine Zeit, Schweinsohr und Kaffee schmecken uns trotzdem. Schon erstaunlich, in welcher Frequenz hier Leute in den Laden kommen, insbesondere Schüler. Offenbar hat das Viztum-Gymnasium auch größere Lücken im Schultag… Die Alten kommen in noch größerer Zahl. Einigen merkt man an, dass sie gerne etwas geplauscht hätten; Klappt aber heute nicht, auch wenn drei Verkäuferinnen hinter der Theke stehen: Offenbar findet gerade die Einsatzplanung bis Weihnachten statt. Und nebenbei werden auch Backwaren verkauft.

Alina: »Na, hallo Mika! Bin ich plötzlich einfach aufgetaucht?« Mika: »Ja!! Ajoo.«

22.11.

Es hat ein bisschen geschneit in Dresden und es ist unter null Grad. Kein Wetter um mit dem Fahrrad in die Kita zu fahren: Ich hab die Spikes noch nicht drauf – sonst ginge es schon. Also gehen wir zum Bus. Also ich gehe, Mika ist in seinem üblichen Modus unterwegs: Er rennt, die ganze Zeit.

Wir sind ein bisschen spät in der Kita – was am Wetter und dem verspäteten Bus liegt – aber Mika spielt gut mit: Er dödelt nicht lange vorm Gruppenraum rum und kommt recht schnell hinter zur Garderobe. Er lässt sich wie immer ausziehen und die Schuhe wechseln. Dabei guckt er neugierig zu, wie neben uns Mara und ihr Papa sie umziehen. Sie sind ein bisschen schneller als wir und Mara kommt jetzt mal gucken, was bei Mika so lange dauert. Eigentlich verabschiedet sich Mika gleich an der Garderobe von mir und flitzt dann ins Gruppenzimmer oder, wie heute, gleich zum Frühstück. Weil er sich aber jetzt nicht so richtig von mir lösen will, frage ich Mara: „Nimmst Du Mika mit zum Frühstück?“ Ohne großes Zögern nimmt sie Mikas Hand und dann gehen beide zum Frühstück. Mika guckt dabei ein bisschen verwundert auf ihre Hände, aber es scheint ok zu sein, er geht mit.

24.11.

Sprechen wird wahrscheinlich doch kein großes Problem werden. Mit der Kita hat Mika mehr und mehr versucht laute und Worte zu artikulieren. Sein aktueller Wortschatz ist deutlich angewachsen. Seine beiden Schwestern beginnt er mit „Namen“ anzusprechen – manchmal – und auch sonst kennt er ein paar Worte:

Alina – Ijaa
Jannika – Ajaa
Hallo – Ajoo
Bagger – Baggaa!
andere – ane
weg – huck!, heck!
eine – eine: er will eine Folge „Schmusedecke“ sehen
meine – MEINE!!
alle (leer) – alle-alle
Ball – Bail

Interessant ist, dass er vor allem die Substantive aus Sätzen/Fragen an ihn direkt versucht zu wiederholen. Aus einer »Banane« wird das Kleinkind-typische »Nane« usw., er sagt die Worte aber noch nicht von sich aus.

28.11.

Ich hatte wirklich Bammel, Mika heute alleine ins Bett bringen zu müssen. Ohne Sie geht das eigentlich nicht. Maria hat Weihnachtsfeier und ist weit weg in Freiberg, also auch nicht mal eben greifbar, schon gleich weil sie für die Rückfahrt von Kollegen abhängig ist. Andererseits stehen die Bedingungen gar nicht so schlecht: Heute Morgen hat Mika seine Grippeimpfung bekommen und nachmittags ist Tekla. Damit dürfte er dann hinreichend platt sein, so die Prognose. Beim Tekla hat er sich wirklich Mühe gegeben und ist dort rumgetobt. Er war erstaunlich unbeschwert in seinem Spiel. Vielleicht war es günstig, dass wir die ersten waren. Nachdem ich letzte Woche im Schneesturm zu spät kam, war ich diese Woche ob des stürmischen Regens viel zu zeitig aufgebrochen und entsprechend eine halbe Stunde zu früh dran. Viel Zeit für ihn, sich mit dem Raum und den aufgestellten Spielsachen auseinander zu setzen. Dass dann immer mehr Leute dazu kommen, stört ihn nicht. Einzig, wenn er von einem Erwachsenen angesprochen wird, ist er sofort schüchtern und kommt zu mir. Auch als wir das Anfangslied singen, spielt er weiter, hat aber immer mal diesen „was macht ihr da? Ihr seid komisch“-Blick für uns.

Auf der Rückfahrt im Chariot schläft mir Mika ein. Ein ganzer Tag Kita und dann noch Tekla, das macht den kleinen Kerl platt. Damit löst sich auch mein Problem auf, Mika ins Bett bringen zu müssen. Den Chariot lasse ich auf dem Treppenabsatz stehen. Dick eingehuschelt in seinen Winterklamotten sind 17°C eine gute Schlafzimmertemperatur. Immer wieder geh ich mal gucken, dem Babyfon trau ich nicht gänzlich. Kein Mux ist zu hören, bis Maria irgendwann halb elf nach Hause kommt. Ein bisschen fühle ich mich erlöst.

(swg)

Mancher meiner Rezepte bin ich inzwischen etwas überdrüssig. Die Kinder, und auch die meisten Erwachsenen, lieben meinen Zupfkuchen, oder den Limetten-Käsekuchen, ganz zu schweigen von den Brownies. Nicht das ich die nicht mehr mag, aber was anderes backen wäre schon schön, so ab und an.

Zutaten
Für den Teig
300 g Mehl
170 g Zucker
1 TL Backpulver
1 Ei
150 g weiche Butter
Gewürze:
 1 gh. TL Kardamom, 2 TL Zimt,
 10 – 12 Nelken zermörsert,
 1 TL Anis
1 TL Butter zum Ausfetten
20 g Semmelbrösel zum Ausstreuen
 
Für die Füllung
4 Eier,
130 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker,
500 g 20%-igen Quark
250 g Frischkäse
1 – 2 EL Weizenstärke
2 mittelgroße Äpfel
50 g brauner Zucker
1 gh. TL Zimt
 
Backen:
45 – 50min bei 170°C Umluft backen
Weihnachten naht und damit rückt ‚Backen‘ wieder weiter oben auf die Liste der Notwendigkeiten. Um mir den Spaß daran nicht durch Langweiligkeiten zu verderben, versuche ich mich mal an einem weihnachtlichen Käsekuchen! Hier ist der zweite Schuss des Rezepts – schon der erste kam ganz gut an. Mir gefiel da aber die Balance der Gewürze noch nicht so ganz. Jetzt, denke ich, passt es.
 
Teig
 
Aus den Zutaten den Mürbeteig herstellen und ihn für ca. eine Stunde in den Kühlschrank verbannen.
 
Füllung
 
Für die Füllung werden die Äpfel im braunen Zucker karamellisiert. Die Äpfel schneide ich dazu in kleine Würfel. Mit einem klecks Butter lasse ich den braunen Zucker in einer Pfanne bei etwas mehr als mittlerer Hitze ankaramellisieren, dann kommen die Apfelstückchen und ein gehäufter TL Zimt dazu. Passt auf, dass Euch jetzt nix anbrennt! Wenn die Äpfel glasig-braun werden, ist es genug: Pfanne von der Platte ziehen. Achtet darauf, das Eure Pfanne groß genug ist, die Apfelstückchen lassen ziemlich Wasser. Macht es vielleicht eher in zwei Durchgängen.
 
Bei diesem Käsekuchen mag ich die Konsistenz der Füllung eher fest. Deswegen verrühre ich Quark, Eier, Zucker, Vanillezucker, Mehl und Frischkäse, ohne die Eier vorher aufzuschlagen. Dann ziehe ich die karamellisierten (und inzwischen etwas abgekühlten) Apfelstückchen mit einem Löffel unter.
 
Backen
 
Eine 26er Springform ausfetten und mit Semmelbrösel ausstreuen. Auf den Boden der Form klemme ich meist lieber ein Backpapier ein, dann löst sich der Kuchen noch viel einfacher. Den Teig in die Form drücken und den Rand hochziehen. Anschließend die Füllung hineingießen, glatt wird sie von selbst. Bei 170°C Umluft im vorgeheizten Ofen bäckt der Kuchen ca. 45 bis 50 Minuten.

Wenn die Zeit um ist, den Ofen einen Spalt öffnen. Wenn der Kuchen 10 Minuten abgekühlt ist eventuell den Rand mit einem Messer von der Springform lösen. Am besten schmeckt der Kuchen, wenn er sich über Nacht im Kühlschrank setzen kann.

(swg)

„Ich bin jetzt auch Vegetarier.“ Vorher hat Alina noch von H. erzählt, einem Mitschüler, der jetzt kein Fleisch mehr essen will. Das kam, weil H. ihr bei ihrer Projektarbeit über die Schulter geguckt hat. Wortwörtlich. In ihrem aktuellen Projekt beschäftigt sich Alina mit Massentierhaltung, deren Auswirkungen auf die Umwelt und den möglichen Alternativen. Zu Recherchezwecken hat sie eine Reportage geguckt – das durften auch nur sie und ihre Projektpartnerin. Im Video waren ein paar Szenen, die nicht unbedingt jedem Kind zugemutet werden können. Und über die Schulter geguckt hat ihr halt H. …

Jetzt ist ihr Dilemma, was ihr alles schmeckt und sie gleichzeitig sieht, was dahinter steckt. Bisher hatte sie kein Problem damit, das man ein Tier schlachten muss, wenn man Fleisch essen will. Das ist, denke ich, auch immer noch so. Was aber halt wirklich ein Problem für sie ist (genau wie es auch bei mir war): Fleisch wird zum allergrößten Teil ‚produziert‘; Effizient, eingepfercht, turbogemästet, fließbandgemordet. Massentierhaltung ist nie wirklich artgerecht und es geht dazu noch richtig viel schief – auf allen Teilen des Produktionsweges. Unter Qualen gelebt, unter Qualen gestorben. Die allermeisten. Und auch das Biovieh: Im Leben geht’s dem vielleicht ein bisschen besser, aber geschlachtet werden die allermeisten Tiere immer noch in den konventionellen Schlachtbetrieben. Geht also trotzdem nicht, und damit ist das Thema Fleisch wohl erstmal durch. Dabei hat sie noch nicht mal die gesundheitlichen Aspekte des Wahnsinns gesehen: Antibiotika, multiresistente Keime, Überkonsum usw. usf. …

Ich bin gespannt, welchen Weg sie findet. Denn ziemlich klar ist für mich, dass sie vegetarisch Essen nicht konsequent durchhalten kann. Irgendwas muss zum Beispiel in der Schule essen. Durch ihre Sonderkost hat sie sowieso fast nie eine Auswahl: Ein Essen und fertig – wenn Fleisch drin ist: Pech. Wenn es Maisnudeln gibt muss ich ihr eh schon was anderes mitgeben, weil sie die absolut eklig findet. Aber jedesmal, wenn es jetzt Fleisch gibt, kann ich ihr nicht auch noch was kochen, das schaffe ich einfach nicht.

(swg)

Es ist eine spontane Entscheidung am sonntäglichen Frühstückstisch. Irgendwas muss ich heute unternehmen, nicht zu Hause hocken bleiben: Was angucken vielleicht. Herumräumen und putzen machen wir auch so noch genug. Der Kulturkalender Dresden hat mir schon letztes Wochenende den schönen Vorschlag des Graphikmarktes im Hygienemuseum unterbreitet. Warum sollte ich heute nicht wieder etwas finden? Bühne und Musik fällt mit Mika aus, so viel Geduld hat er nicht, von seiner Aufmerksamkeitsspanne ganz zu schweigen. Aber hier: Hui, Führung in der Frauenkirche?! Da stünden wir vielleicht nicht zu lange rum, und könnten Mika eventuell bei Laune halten.

Alina will eh schon immer mal wieder zur Frauenkirche aber hauptsächlich, um von oben runter zu gucken. Ganz das wird es nicht, aber etwas über die Geschichte der Frauenkirche zu erfahren, schadet den Kindern sicher nicht. Und auf einer Emporenführung kann man ja immerhin noch von oben in den Kirchenraum runter gucken. Emporenführungen dauern auch nur 50 Minuten. Und ich habe Glück: 15:00 Uhr sind noch Tickets zu bekommen. Ein bisschen überraschend zum Sonntag. Aber vermutlich schrecken die 10,- € pro Person doch so manchen ab – kein Rabatt für Kinder.

Crowded

Nach dem Mittagessen stopfen wir Mika in die Manduca und ziehen los. Butzelzwerg ist recht schnell, nunja, eingebutzelt. Wir nehmen eigentlich selten nur ein Ziel ins Visier. Jannika muss noch Photos ausdrucken, für ein Geburtstagsgeschenk. Im Hauptbahnhof ist der Rossmann offen, an den Photostationen können wir drucken. Dort ist unser erster Zwischenstopp. Das Verkehrschaos in Dresden, durch diverse Baustellen und die eingestürzte Carola-Brücke, sorgt auch bei den Straßenbahnlinien für neue Streckenverläufe. Uns hilft’s, wir werden dadurch direkt zwischen den Brücken am Haupteingang des Bahnhofs abgesetzt, näher geht nicht. Mit dem Auto will man in Dresden eigentlich gerade nicht mehr unterwegs sein müssen; Denke ich mir jedenfalls, wenn ich im Innenstadtbereich mit dem Fahrrad definitiv schneller als jedes andere Verkehrsmittel bin. Die einzigen, die die meiste Zeit wirklich fahren und nicht die meiste Zeit stehen, sind gerade Fahrradfahrer.

Ich staune jedes Mal, was im Hauptbahnhof los ist, die vielen vielen Menschen! Und das sind mitnichten alles Reisende, auch wenn da viele Reisende mit ihren Koffern herumhocken. Durch die Läden wälzen sich Menschenmassen, als könnte man unter der Woche nirgends einkaufen. Ok, wir sind auch hier; Und drucken könnten wr ja auch morgen. Aber nur ein Weg…? Und was macht man mit der ganzen Zeit bis zur Emporenführung? Naja, und der Lidl!! Wart ihr da mal drin? Sonntags? Das ist ja schon legendär… Mehrere Kassen offen und Schlangen bis in die Hälfte des Ladens! Aber dahin müssen wir jetzt nicht – allein der Lärm im Rossmann hat Mika schon wieder geweckt, immerhin bleibt er auf meinem Rücken in der Manduca hocken.

novemberspazieren

Wir gehen zu Fuß zur Frauenkirche, Zeit genug ist ja; Und weit ist es schließlich auch nicht. Überall, auf der Prager Straße, natürlich auch auf dem Altmarkt und dem Neumarkt, laufen die Vorbereitungen für die Weihnachtsmärkte. Noch ist alles geschlossen und man wird auch nicht beschallt. Aber die Menschenmassen, die sich heute durch die Stadt wälzen! So dolles Wetter ist zum flanieren nicht, trüb-feuchtes Novemberwetter. Trotzdem: Alle sind unterwegs.

Dresden ist klein, viel zu zeitig sind wir an der Frauenkirche. Mir fällt aber noch eine Sache ein, die wir erledigen könnten! Ich will unbedingt Caspar David Friedrich – Wo alles begann sehen, die Ausstellung des SKD im Albertinum. Durch den Familienpass bekommen wir Freitickets, müssen die aber direkt über den Besucherservice erfragen: telefonisch oder persönlich im Albertinum, gleich um die Ecke. Wenn wir nun schon so nah dran sind, können wir das mit erledigen. Die Kassenschlange ist zwar lang, aber es geht schneller als gedacht. Und wir werden C.-D.-F. schon nächsten Sonntag bestaunen dürfen. Manchmal läuft’s, ein bisschen. Ganz kurzentschlossene gehen aber oft leer aus, so auch vor uns in der Schlange das Touristen-Pärchen.

Emporenführung

In der Frauenkirche haben wir trotzdem noch ein bisschen Zeit bis zum Beginn der Führung. Mika will jetzt raus, genug gesessen! Durch Kirchenbänke klettern macht viel mehr Spaß! Kurz gucken wir noch in die Unterkirche. Eine Ausstellung zeigt dort die in der Ukraine schwer in Mitleidenschaft gezogenen Kulturgüter. Der Krieg ist überall Thema gerade – wen wundert’s.

Zur Führung kommt Mika wieder in die Manduca, Diesmal nimmt Maria ihn vor den Bauch. Wir steigen mit 20 anderen Gästen zur ersten Empore hinauf. Hier, in auf den privaten Plätzen der damals reichen Bürger Dresdens gibt es einen Abriss über die Entstehung der Frauenkirche bis hin zu ihrer Zerstörung und den Wiederaufbau. Alles in der Kürze, dass man als Tourist nicht vollkommen überfordert wird. Als Dresdner weiß man das alles – oder sollte es wenigstens, meine ich. Zu erzählen gäbe es so unglaublich viel mehr – und die ehrenamtlichen Kirchenführer könnten das sicher auch. Geht hin, hört es Euch an, fragt Löcher in den Bauch.

Worüber ich nichts weiß sind die religiösen Dinge – Kirchenausmalung, Altargestaltung, warum die Kanzel so weit vorgezogen ist – darüber wird eine Etage weiter oben erzählt. Spannend. Der Blick von hier in den Kirchenraum ist jedenfalls beeindruckend.Weiter hoch gehen wir heute nicht, so sehr Alina es sich auch wünscht. Mika ist nicht mehr ganz so entspannt. Er will wieder runter, auf die eigenen Füße. Aber jetzt, um vier, noch den Aufstieg zur Laterne mit ihm zu machen, das endet nur im Desaster. Er hat schon auf der unteren Empore herumgezappelt, wollte, dass Maria sich mit ihm hinsetzt. Warum? Milch will er. Das war nicht ganz sofort zu verstehen. Aber im Gehen geht stillen in der Manduca auch – ich glaube es hat niemand bemerkt.

Ein bisschen Auslauf bekommt Mika jetzt noch, wir lassen Mika draußen zur Haltestelle am Postplatz laufen. Von einer Pfütze zur nächsten, das motiviert ihn ungemein. Und auf die Laterne kommen wir vielleicht nächsten Sonntag, vor C.-D.-F.

(swg)

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