Der Jahreswechsel macht mich inzwischen einigermaßen ratlos. Die Böllerei hat unfassbare Ausmaße angenommen. Vereinzelt knallt es schon vor Weihnachten, zwischen den Jahren setzt dann ein sich immer weiter steigerndes Stakkato der Böllerei ein. Am 30. schlug es Mitternacht und dazu setzte ein Geböller ein, als hätte sich halb Dresden geirrt und wäre einen Tag zu früh dran mit dem Jahreswechsel. Aber das ist noch nichts im Vergleich mit dem Fanal am 31. Dezember. Es müssen unfassbare Mengen an Feuerwerk unter den Leuten sein. Dazwischen erschüttern (!) Explosionen das Haus, die Fenster wackeln, der Boden vibriert. Man kann das unmöglich noch als Feuerwerk betrachten, Bomben trifft es eher. Was reitet die Leute? Sind die alle so dermaßen krank?

Es ist das erste Jahr, an dem wir das Haus nicht verlassen, wir verzichten auf den Abendspaziergang und einen Blick aufs feiernde Dresden. Einerseits schläft Mika, andererseits verspürt niemand von uns Lust darauf, draußen spazieren zu gehen. Die Geräuschkulisse klingt nach Krieg und wir wohnen mitten in der Kampfzone. Man möchte fast die Fenster verdunkeln … Wir vertreiben uns den Abend mit spielen und essen. Mitternacht stoßen wir an und gucken gebannt auf Dresden runter, was dort abgebrannt wird – vom Schlafzimmerfenster aus. Das Stadt-Feuerwerk geht im restlichen privaten beinahe unter.

Auch heute Abend geht es vereinzelt noch weiter, und wahrscheinlich machen nur die stürmischen Winde dem ‚Spaß‘ jetzt ein Ende. Es ist die letzten Jahre schon immer heftiger geworden, was die Leute so abbrennen, aber auch dieser Jahreswechsel toppt es erneut. Ich weiß auch nicht.

(swg)