4.3. Resilenz
Wie alle kleinen Kinder verliert Mika mit zunehmender Müdigkeit die Selbstkontrolle, seine selbstregulatorischen Fähigkeiten zerbröseln dann. Aber so langsam ist eine gewisse Entwicklung zu beobachten: Gestern war es wieder zu spät fürs Abendbrot geworden, Mika hat mit allem Möglichen und wenig ausdauernd auf dem Fußboden gespielt. Für seine Puzzle hatte er ganz offenbar nicht mehr genug Ausdauer und Konzentration übrig. Das hat ihn zwar wütend gemacht und er hat ein bisschen herumgeschrieen, wenn’s nicht so klappte, wie er gerne wollte; Aber er hatte sich trotzdem schon/noch so weit unter Kontrolle, dass er nichts herum geschmissen hat.
5.3.
»Kitaaaaaa!!1!« kräht Mika fröhlich. Ich finde es immer noch ein bisschen irritierend wie gerne Mika in die Kita geht. Wir müssen uns morgens fertig machen, was immer zu ein bisschen Chaos im Flur führt. Aber wenn’s ans anziehen geht, dann ist es an der Zeit für »Kitaaaa!!1!«. Selten, dass er dann anfängt Spielchen zu Spielen und wegzulaufen oder ähnlichen Quatsch. Meist versucht er so viele Klamotten wie möglich selbst anzuziehen. Den Jackentrick beherrscht er inzwischen perfekt. An seinen Schuhen scheitert er meist noch, seine Arme sind einfach zu kurz. Und dann geht’s los, raus, zum Aufzug, runter zum Keller, rauf aufs Fahrrad und ab in die „Kiiiitaaa!!“.
6.3.
Es ist wie verhext. Dieses Jahr gab es noch keine Woche, in der Mika nicht irgendwie krank und wir deswegen zu Hause gewesen wären. Diese Woche dachten wir, der Streik des Kita-Personals ist unsere „Auszeit“; Donnerstag und Freitag drohen Streiks, die Kita sagt im Aushang, dass sie Freitag dabei sind. Diesmal würde Maria ein paar Stunden Homeoffice machen, paar Überstunden gibt es auch abzufeiern.
Also, hätte es gegeben. Was genau Mika nicht vertragen hat? Viel Auswahl ist eigentlich nicht bei Knabber-Dinkel-Brezeln am Sandkasten und einer Banane zum Abendbrot. Jetzt kotzt er in einem fort, immer wenn er eingeschlafen ist. Nach dem zweiten Bettlakenwechsel sind wir mit mehr Handtüchern und einer Schüssel bewaffnet; Einen dritten Schlafanzug braucht’s aber doch noch. Immerhin: So schlimm riecht Bananenkotze gar nicht, stelle ich beim Ausspülen der Wäsche in der Badewanne fest. Vermutlich auch, weil die Bananen nicht langen ‚drin‘ war; Eher so Babybrei-Geruch. Bevor ich noch die Waschmaschine gestopft habe, kann ich den nächsten Satz Handtücher dazu packen. Immerhin blieb der Schlafanzug diesmal verschont. Also, der von Mika …
Mika hat die ersten Kotzereien noch ziemlich fröhlich weggesteckt, ist dann aber zunehmend genervt und müde und matt und überhaupt. An schlafen ist für Maria nicht zu denken, sie wird morgen zu Hause bleiben, gut geht es ihr so schon nicht. Ich hab mich auf die Couch verkrümelt. Mit Babyfon für den Notfall. Was ich natürlich überhört habe.
12.3. Kind krank
Marias Grippe hält sich, wie das eine Grippe eben so tut, und leider auch in der vollen Bandbreite. Kuriert man halt aus, ne? Das Problem ist, dass Mika in seine nächste Krankheit gestolpert ist: Vorgestern hat er abends einfach Fieber gekriegt. Nix war’s, mit Kita. Leider ist das Fieber bis heute Morgen geblieben. Normalerweise ist es nach einer Nacht weg, diesmal nicht. Dazu kommt, dass Mika manchmal gepresst atmet. Schreckensvisionen der letzten Lungenentzündungen kommen zurück; Die Ärztin hat immerhin Entwarnung geben können. Außerdem ist es doch ein gutes Zeichen, dass Mika heute Morgen Frühstücken wollte: Pesto-Nudeln!
Was unvermeidlich ist: Wenn Mika zum Arzt geht, müssen wir danach zum ‚Bäcka!‘.Kaffee für mich, kann man ja nicht weglassen.
16.3
Zum Geburtstag hat Mika ein Laufrad bekommen. Er übt fleißig wenn auch oft nicht sehr ausdauernd.Momentan geht er mehr, als er läuft und kämpft da schon mit der Balance. Aber hey: Er fällt in der Kurve schon mal nicht mehr um.
18.3.
‚Milch!‘ ‚Milch!‘ ‚Milch!‘ Es ist zum Verzweifeln, der Kerl schläft extrem schlecht, wacht laufend auf und will dann nur eins: Milch; Überhaupt nicht anders ist er zu beruhigen: ‚Milch‘. Uns fehlt der Schlaf und auch irgendwie eine Strategie – langsam wollen wir Mika mal entwöhnen. Dafür müsste er mal anfangen zu Hause auch zu essen. In der Kita scheint das nicht so ein Problem zu sein, sagt man uns wenigstens, im Gegenteil! Aber da war er jetzt aber mehr als ein Woche nicht mehr. Abends ist mit einem Abendbrot immer noch nicht viel zu wollen.
22.3.
Mika macht jetzt schon seit zwei Wochen die Morgendämmerung zum Tag; Heißt, er steht spätestens um 5 auf. „Auftehn! Auf! then! Maaamaaaa!“. Keine Chance, einer von uns muss mit ihm raus. Mit „Kacka!“ zieht er gerne seinen letzten Trumpf, schließlich muss er ja auf den Topf! Meist quält sich Maria raus, manchmal auch ich. Mika spielt fröhlich, man selbst sitzt mit langem Gesicht daneben. Oder macht Hausarbeit, weil man ja eh gleich auf Arbeit muss. Aber bald ist Zeitumstellung, dann wird’s wieder passen und der Junge steht zu „normaler Zeit“ aufstehen.
28.3.
Es ist schon spannend, wie weit Mikas Verstehen reicht. Maria ist heute Abend mit einer Freundin in der Stadt unterwegs. Mika habe ich heute Morgen schon erklärt, dass Mama heute Abend nicht da sein wird. Einen Moment saß er da auf dem Wickeltisch, guckte und sagte dann leise »ja«. Nun sagt er gerne mal »ja« oder »nein«, aber es klang doch etwas anders als sonst. Jetzt geht’s erstmal in die Kita.
Von der Kita holen die Mädels und ich ihn ab. Als er uns sieht, lässt er seinen Bagger im Sandkasten Bagger sein und kommt angeflitzt, jeder kriegt seine Umarmung. Mika erkläre ich nochmal, das Mama auch heute Abend nicht da sein wird, er lässt’s unkommentiert und wir gehen zur Bushaltestelle.
Zu Hause spielen wir ein bisschen. Mir hätte mal eher einfallen können, dass gerade kein Brot da ist. Zum Glück geht Mika immer gerne zum Bäcker und hat auch gar keine Schwierigkeiten damit, sich nochmal anzuziehen. Das Puky muss noch mit, aber im Großen und Ganzen sind wir recht schnell zurück und können Abendbrot essen. Zu meinem Erstaunen haut er sich zwei Filinchen rein und Obst. Händewaschen, umziehen, Sandmann und ins Bett – so der Plan. Das mit dem Sandmann zieht sich dann doch länger, er will immer noch einen Moritz gucken. Gut, einen Letzten gibt es auf meinem Handy im Bett.
Er ist jetzt wirklich breit will aber unbedingt wieder raus aus dem Schlafzimmer: Spielen! Nee. Nach viel Gejammer hat Jannika eine echt gute Idee: Mal auf die Stadt gucken, wie die gerade langsam schlafen geht. Er verstummt wirklich am Fenster, guckt interessiert raus und dann kuschelt er sich an, schlaft auf dem Arm ein. Ohne Mama; Und er hat nicht ein einziges mal nach ihr gefragt, was für mich das Erstaunlichste ist. Kleine Kinder verstehen mehr, als gemein hin angenommen wird.
Achso, warum die Großen mit in der Kita abholen waren: Die Schule hatte Schließtag; Wir haben einen Schwimmbad-Tag eingelegt, nur für die Großen. Ins Hains wollten sie, der Rutschen wegen. Wenn ich nicht so hundemüde gewesen wäre, wär‘ es sicher noch ein bisschen schöner gewesen.
30.3. Zeitumstellung
Es passt wieder mit der Zeit: Mika steht um 6 auf, nicht mehr um 5, weil das alte um 5 ja jetzt das neue um 6 ist.
31.3.
Neiiiiiiin!! Der Junge macht mich fertig!! Es ist Montag, nach der Zeitumstellung! Er hat auch umgestellt: Er steht jetzt wieder um 5 auf!! Ich geh kaputt.
(swg)