Schön hier – sieht doch fast aus wie die Elbe da unten, oder?
Wandern im Altai |
Nur die Hänge sind höher ;-) (Henner)
Zwei Naechte Hotel, wobei ich dieses jeweils 6:30 Uhr am Morgen verlassen musste, eine Nacht bei Prochor, dem Sohn einer Angestellten der Uni, fuenf Naechte in einer privaten Wohnung, deren Besitzerin gerade im Urlaub ist und schliesslich, nach fuenf Tagen im Altai, nun doch das Uni-eigene Wohnheim. Read the rest of this entry »
Nachdem ich das Hostel in Moskau zum zweiten Mal verlassen hatte (das Ladegeraet meiner Digicam musste dann doch mit) und fuenfzehn Minuten durch drei direkt nebeneinander liegende Bahnhoefe geirrt bin, um den richtigen zu finden, wurde ich schliesslich fuenf Minuten vor Abfahrt mit einem freundlichen “Иностранец? Как всегда!” am Zug empfangen. Eben dieser Zug mit der Schiffre „068 ыА“, die Transsib zwischen Moskau und Abakan, sollte fuer die naechsten zweieinhalb Tage mein Zuhause sein und mich nach Novosibirsk bringen.
Meine grossen Erwartungen an die laengste Eisenbahnstrecke der Welt und komfortables Reisen in prunkvoll ausgestatteten Bahnwagen zerschellten aprupt an in Plastiktueten eingeschweissten Bettlaken, Toiletten ála DB um 1990 und Dosenbier/Mars/Snickers im Speisewagen. Na gut, zurueck auf dem Boden der Tatsachen, ist eben doch nur ein Zug und westeuropaeischer Konsum macht selbst vor einer Legende nicht halt.
Ich bezog mein Abteil mit drei Russen/innen zwischen 35 und 45. Lena began auch gleich mir voller Begeisterung von ihrem Hobby “Teddybaeren” zu erzaehlen. Dazu praesentierte sie entsprechende Lektuere in Form von deutschen Teddybaer-Magazinen (was es nich alles gibt!). Meiner Muedigkeit – es war ja schliesslich doch schon 23:00 Uhr – wirkte das nicht gerade entgegen und so verschob ich die eingehendere Beschaeftigung mit diesem Thema auf den naechsten Tag. Der begann erst ziemlich spaet. Sanft in den Schlaf geruettelt vom gleichmaessigen “zschkzschk zschkzschk” der Schienenstoesse und einer frischen Briese vom leicht geoeffneten Fenster ist die obere Liege in einem Vier-Personen-Abteil in der Transsib wohl der ideale Platz fuer einen ausgedehnten Schoenheitsschlaf!
Reisen mit der Transsib ist in drei verschiedenen Klassen moeglich. In der sogenannten Platskartny gibt es keine abgetrennten Abteile, der ganze Wagon ist mit Liegen ausgestattet und der Platz fuer grosses Reisegepaeck ist rar. Diese Plaetze sind aber des Preises wegen sehr begehrt. Ich hab leider nur noch zweite Klasse bekommen, was die Kosten gleich mal von 36€ auf 130€ treibt. Wer also billig reisen will sollte das Ticket zeitig (zwei Wochen im Vorraus, vor allem bei Fahrten uebers Wochenende) buchen. Die Reisebueros in Tallinn konnten mir diesbezueglich leider nicht weiterhelfen. Also entweder von Freunden in Russland buchen lassen oder nochmal das Internet befragen. Entsprechende Reiseagenturen lassen sich diesen Service aber auch etwas kosten.
Am komfortabelsten, aber ohne nennenswerten Unterschied zur 2., ist die 1. Klasse. Die Abteile sind unwesentlich groesser und in einem etwas besseren Zustand. Es soll aber auch Zuege mit Zwei-Personen-Abteilen geben.
Zudem gibt es einen Speisewagen mit einem eingeschraenkten Angebot an warmen und kalten Speisen bzw. besagtem Dosenbier :-). Kleiner Tip: Beim Betreten des Speisewagens sollte man den Blick in die staendig offenstehende Kueche vermeiden. Er kann einem selbst den Appetit auf die eigens mitgebrachten Instantnudeln verderben.
Heisses Wasser kann man in jedem Wagen aus einem Samovar bekommen, fuer nen Tee ist also stets gesorgt. Mit Reiseproviant braucht man sich auch nicht uebermaessig eindecken. Der Zug macht an allerhand Stationen halt auf deren Bahnsteigen fliegende Haendler alles bis hin zu warmen Gerichten anbieten. Zuguterletzt wurde ich mal wieder von meinen “Zimmergenossen” reichlich versorgt. Im privaten Kreis sind die Russen große Gastgeber und es gibt nix Schlimmeres als angebotene Speisen abzulehnen.
Coralie Julia Serjoscha Benoir | Benoir Coralie Sebastian Henning |
Was die Koerperhygiene angeht, so sollte man sich nicht all zu viel erwarten. Jeder Wagon besitzt zwei Toiletten, die nach dem guten alten Prinzip “Klappe auf und rauf auf die Gleise” funktionieren. Hier ist allerdings Vorsicht geboten! Bei entsprechender Geschwindigkeit und Kurvenlage des Zuges tendieren die eigenen Hinterlassenschaften gelegentlich dazu den entgegengesetzten Weg zu nehmen. Also Abstand nehmen und Pedal treten! Auch das Waschbecken ist etwas tricky. Um des kuehle Nass zum fliessen zu bringen nuetzt es nix an den beiden Knoepfe fuer heiss und kalt zu drehen. Nein, unter dem Wasserhahn befindet sich ein kleiner Knopf, der nach oben zu druecken ist. Hat mich ne Weile gebraucht dies herauszufinden. Wozu der Knopf fuer Heisswasser da war hab ich auch erst im Nachhinein erfahren. Es ist naehmlich vom guten Willen des Wagonpersonals (oder kleinen Bestechungspraesenten) abhaengig die Heisswasserzufuhr einzuschalten.
Das Klima im Zug am Ende einer siebentaegigen Reise von Moskau nach Vladivostok will ich mir gar nicht vorstellen. Aber bei zweieinhalb Tagen, wie in meinem Fall, kommt man auch mal gut ohne Dusche aus.
Naja, und wie verbringt man nun zweieinhalb Tage im Zug? Im benachbarten Abteil war eine Gruppe Belgier, die von Novosibirsk weiter ins Altei und die Mongolei wollte. Es war beruhigend zu hoeren, dass auch andere etwas planlos drauflos fahren. Die fuenf hatten ihre Reise naemlich auch nicht ueber Novosibirsk hinaus organisiert. Coco hatte schonmal ein halbes Jahr in einer Kleinstadt nahe Moskau verbracht, konnte sich also ganz gut verstaendigen. Das letzte was ich von ihnen gehoert habe ist, dass sie einen Zug in Richtung Mongolei genommen haben, selbiger jedoch in jedem Dorf hielt und daher nicht mehr als 50km pro Stunde schaffte. Aber sie werden schon irgendwie angekommen sein.
Weites, grünes Land |
Im Laufe der Fahrt gesellten sich auch noch ein paar junge Russen zu uns, was leider nicht zum Vergnuegen aller war. Coralie und Julia mussten sich heftig gegen mehr oder weniger ernst gemeinte Heiratsantraege eines der Russen wehren und haben Samstagabend dann doch genervt die Flucht ins Bett ergriffen. Die Frage wo es denn nun die schoeneren Frauen gibt – in Belgien, Deutschland oder Russland – konnten (oder wollten) wir bis zum Ende der Fahrt nicht ganz ausdiskutieren. Schliesslich wollten sie mich noch ueberreden in die russische Armee einzutreten. Что что??? Ich glaub fuer sowas bin ich zu alt!
So verging also die Zeit und hin und wieder wollte ich auch noch bissl was fuer die Uni lesen – aber da waren die beiden dann wieder, “zschkzschk zschkzschk” und frische Briese… (Henner)
Diese Stadt ist so ’ne Sache fuer sich. Vielleicht lag es daran, dass ich gerade zwei Monate in einer grossen, lauten, abgasverpessteten und trotzdem wunderschoenen Stadt verbracht hatte, aber irgendwie konnte ich mich fuer Moskau nicht so recht erwaeremen. Read the rest of this entry »