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Es ist ja immer so, dass, wenn man es eilig hat, Dinge dazu neigen einen auszubremsen, oder andere Leute. Ohne eine gewisse Langmut und das Wissen darum, dass Eile nur dazu führt, dass etwas doppelt so lang dauert, kommt man nicht weit. Es wird nur scheißer. Am Besten man tritt kurz beiseite und guckt, was dann passiert.

Gestern zum Beispiel fand in der Schule das Winterkonzert statt, und Jannika hatte im Schulchor ihren Auftritt. Natürlich war ich knapp dran, nur noch schnell beim Bäcker ein Milchbrötchen für Mika beschaffen und rauf zur Schule. Vor mir huscht noch ein älterer Herr in den Laden und dann stehen wir da und-: warten. Dran ist nämlich gerade ein Mensch anderer Herkunft, er spricht kein deutsch und müht sich auf Englisch. Geduldig bekommt er vom Verkäufer auf Englisch erklärt, wo er eine Bank findet, um ein Konto zu eröffnen. Wie er da hin kommt, welchen Bus er nehmen muss, auf dem Handy kriegt er die Zielkoordinaten auf Google Maps gezeigt. Cool, und das Englisch vom Verkäufer ist echt gut, denke ich. Aber ich denke auch so mal komische Sachen: Ist ja schon 2024, schließlich.

Bei alldem steht der ältere Herr recht ungeduldig daneben. Man kann fast das *tapp*tapp*tapp* seines Fußes hören, er schafft es das nur über Körperhaltung zu transportieren. Ich hab mich einfach an einen der Stehtische gelehnt und warte, was soll ich auch machen? Außerdem bin ich beeindruckt von der Geduld und Hilfsbereitschaft des Verkäufers. Objektiv sind ja noch nicht mal fünf Minuten vergangen. „Endlich“ ist der ältere Herr dran, seinen Kuchen zu bestellen. Was der sich aber nicht verkneifen kann ist rumzunölen, was man denn hier so lange warten muss. Der Verkäufer hat deutliche Worte und erklärt, dass Hilfesuchende Hilfe kriegen, das sollte ja wohl kein Problem sein, außerdem sei er ja jetzt dran. Tja, und dann ist der ältere Herr ausfällig geworden, hat gemault und auch beleidigt.

Ich dachte ich höre nicht richtig! Aber die resolute Reaktion kommt prompt: „Raus aus meinem Laden!! Ich muss mich hier nicht beleidigen lassen! Sie können ihren Kuchen woanders kaufen!“ Recht hat er, was bitte geht denn in solchen Leuten vor? Und der Typ hat’s immer noch nicht begriffen, wird jetzt nochmal etwas lauter hinauskomplimentiert. Endlich zieht er ab.

Es ist unfassbar, was manche Leute sich rausnehmen, oder was sie glauben, dass ihnen zusteht. Und es ist ein kleines, helles Licht für mich, wenn Menschen sich nicht jeden Mist gefallen lassen, sondern sich konsequent verteidigen. Danke an den Verkäufer, das war schön.

(swg)

PS: Selbstredend war ich noch pünktlich beim Weihnachtskonzert.

und dann hat ihn einer tot gefahren.

(swg)

Das Problem mit „den Rechten“, mein Problem mit ihnen ist, dass sie bei allem Unsinn, den sie von sich geben, es auch noch vorhersehbarer Unsinn ist. Als ich auf der Demo stand, beeindruckt von den vielen Menschen, die sich aufgerafft hatten, war einer meiner Gedanken: »Und dann behaupten sie wieder, die Photos sind manipuliert! Die Leute sind hingekarrt worden und bezahlt, bestellte Massen!! Alles Schafe, lassen sich von der Regierung missbrauchen!!1!«. Und all das ist passiert. Sei es, dass Bernd Höcke den Quatsch auf X schwurbelt, oder ein Chrupalla die Schaf-Karte zieht. Nicht zuletzt wird schön die eigene Opferrolle gepflegt, wie hinterhältig die Correktiv-Leute gewesen seien, Stasimethoden!!1! Und was frappiert: Das seien ja gar keine Journalisten. Jaja, jemandem abzusprechen etwas zu sein, das können sie echt gut, am braunen Rand. Herzlichen Glückwunsch.

Wirklich scheiße wird es, wenn man in der Bekanntschaft damit konfrontiert, gezwungen wird, dagegen zu argumentieren. Aber komm mal mit Fakten. »Alles links-grün-versiffte Deutschlandabschaffer, gegen die letzten armen aufrechten Deutschen! So eine Diskussion ist kaum sinnvoll zu führen, geschweige denn zu gewinnen. Gegen einfache „Lösungen“ zu argumentieren kostet Zeit. Wenn die sich Dein Gegenüber schon nicht nehmen will, kannst’e das nur verlieren.

»Eine Lüge ist um die Welt gelaufen, ehe die Wahrheit ihre Stiefel angezogen hat.«

(swg)

Wenn Du jemanden triffst, mit dem Du vier Jahre lang in der selben Firma gearbeitet hast, aber dir partout der Name nicht mehr einfallen will! Man kannte sich, diskutierte über Software-Optionen, was wird bei der Inbetriebnahme der Maschinen vom Einrichter benötigt, berufliche Sachen halt. Man sah sich mehrmals die Woche. Aber der Name bleibt weg.

Überhaupt bin ich wahnsinnig schlecht im merken von Namen. Gesichter gehen meist; Oft erinnere ich mich an Gesichter aber sogar nur im Kontext. Wenn ich denjenigen woanders als in der gewohnten Umgebung treffe, dann weiß ich vielleicht, dass ich ihn kennen müsste, so ein Dejavu-Gefühl. Immerhin ist das schon der erste Schritt; Eventuell fällt mir nach intensivem Nachdenken ein, wer’s ist. Solange wird überspielt und freundlich genickt, vielleicht erschließt sich aus dem Gesagten ja etwas. In schlimmen Fällen steh ich einer mir vollkommen fremden Person gegenüber. Es gibt den blöden Witz „Toll, Alzheimer! Man lernt jeden Tag freundliche Menschen kennen!“. Es ist ein blöder Witz! Aber irgendwann ist man mehr »scheißdrauf«, einfach fragen, was soll’s.

Da war zum Beispiel die neue Verkäuferin unten beim Höring. Aber sie begrüßte mich überschwänglich, wie einen alten Bekannten, erkundigte sich nach Familie und so. Ich hab mitgespielt. Aber ich hatte keinen Schimmer, woher ich sie kennen sollte. Ich hab Maria vorbei geschickt, sie kannte sie aber nicht. Beim dritten Mal hab ich einfach nachgefragt. Stellt sich raus, sie war vorher in Nossen, bei dem Bäcker, wo ich häufig zum Mittag vorbei ging. Jetzt war sie gewechselt, Dresden ist für sie näher als Nossen. Aber mir fehlte der Kontext; Keinen Schimmer, keine Chance, sie einzuordnen.

Heute wusste ich wenigstens, woher ich denjenigen kannte. Aber der Name! Keine Ahnung, ist mir entfallen, fehlt, kommt vermutlich auch nicht wieder. Ist ja auch schon wieder über zwei Jahre her…

(swg)

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