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Der Weg ist das Ziel, heißt es. Ohne einen schönen Halt ist das aber schlicht Quatsch. Unser erster Aufenthalt führt uns ins Innere der Erde, hinein in die Barbarossahöhle. Wir gurken über Berg und Tal, sodass ich am Ende jeden Sinn für die Richtung verliere und schwören könnte, im Kreis gefahren zu sein. Sind wir nicht. Am Ende stehen wir auf dem Parkplatz und kurz darauf vorm Höhleneingang.Eingang der BarbarossahöhleDie glücklose Suche der Bergleute nach Kupferschiefer brachte eine ganz andere, märchenhafte Überraschung zu Tage. Eine riesiges, ca. 13.000 m² großes Cavernen-Netz, ausgespült im Laufe von Jahrtausenden. Heute – bei wesentlich mehr Licht, als es den Bergleuten damals zur Verfügung stand – kann es vom gemeinen Massentouristen bestaunt werden. Erstmal geht es den langen, düsteren Stollen der Bergleute ca. 160 m in leichtem Gefälle gerade in den Berg hinein.Langer Zugangsstollen zur BarbarossahöhleAm Ende steht man in der ersten großen Caverne – und das Auge ist überfordert, die wahren Dimensionen zu fassen.Erste Caverne der BarbarossahöhleErste Caverne der BarbarossahöhleWas so in Lappen von der Decke hängt, ist Gips.Gipslappen an der Decke der BarbarossahöhleDer Anhydrit quillt an der Höhlendecke in der hohen Luftfeuchte zu Gips auf und bildet diese Lappen. Knapp 1 cm wachsen sie pro Jahr, aber so papierleicht sie auch aussehen mögen: man möchte sie nicht auf den Schädel bekommen. Zur Zeit der Entdeckung der Höhle sollen sie bis zu vier Meter lang gewesen sein. Souvenierjäger taten ihr Werk…Gipslappen an der Decke der BarbarossahöhleFaszinierend sind auch die Wasserspiegelungen. Der große Anteil an gelöstem Kalk sorgt für eine besonders starke Brechung und damit auch Spiegelung.Wasserspiegelung in der BarbarossahöhleNebenbei sind die Seen dadurch deutlich tiefer, als sie wirken.

Noch ein letzter Blick zurück, ehe wir wieder ans Tageslicht treten.Letzte Caverne der BarbarossahöhleEine gute dreiviertel Stunde hat die Führung gedauert – gelohnt hat sie sich allemal. Die Kinder schieben nach dieser Konzentrationsübung auf den Spielplatz ab.Spielplatz vor der BarbarossahöhleIch verfüge mich in meine mobile Küche: Mittagessen zaubern. Besser spät als nie.

(swg)

Spät ist es gestern geworden. Erst um dreiviertel neun standen wir vorm Zeltplatz. Per Telefon haben wir einen Code zum Nachttresor mit dem Schlüssel zu Schranke bekommen. Einen Chip fürs Sanitärgebäude gab’s dazu, schon mit 5,- € aufgeladen. Klasse, Danke!

Das Wichtigste ist: Wir sind weg, raus, endlich unterwegs. Jetzt haben wir es erstmal nicht mehr eilig. Und jetzt? Wissen wir doch nicht! Thüringen haben wir anvisiert. Den Brocken könnte man platt latschen – und die Kinder hätten bestimmt Spaß daran, mit der Brockenbahn wieder runterzudampfen. Was noch? Über die Feengrotte gab es kürzlich einen mdr-Beitrag in der Mediathek, die ist aber weit im Süden. Kyffhäuser hab ich eigentlich keinen Bock, aber wo wir schon bei Höhlen sind, lohnt sich mit den Kindern vielleicht die Barbarossa-Höhle?

bummeln

Achnaja, erstmal wollen wir uns bewegen. Die Fahrräder schnalle ich schnell runter, die Kinder gurken schon mal über den Zeltplatz. Hier am Süßen See wollte ich mir eigentlich mal das Schloss angucken. Es war in Sandra Eberts Buch „1134“ erwähnt worden. Nun stelle ich fest, dass man es gar nicht angucken kann – also nicht von innen, von außen schon. Egal. Im Ort findet sich bestimmt noch mehr Beschäftigung und so radeln wir zum Schloss Seeburg in den Ort hinein.

Der Wind meint es sehr gut mit den Surfern.Windsurfer auf dem Süßen SeeAuch sonst ist es nicht sehr gemütlich draußen. Trotzdem toben sich die Kinder auf dem Spielplatz unterhalb des Schlosses aus.

essen

Langsam treibt uns der Hunger vor sich her. Nach verschiedenen Blicken links und rechts entscheiden wir uns für die „Seeterrassen“. Etwas gehobenere Preise, dafür etwas anderes als die Dorfkrug-Standard-Karte. Sogar die Vegetarier werden bedacht, Tagliatelle mit Ofenkürbis. Auch wenn die Bedienung es so ausspricht, das jedesmal ein Italiener stirbt: sehr lecker.

Wissen wir jetzt genauer, wohin wir wollen? Bedingt. Die Barbarossa-Höhle visieren wir morgen an und den Brocken dann als nächstes. Übernachtungsplätze klären wir, wenn wir sie brauchen. Es ist schließlich Herbst und das Wetter entsprechend. So schwer kann das kaum sein, wer ist denn jetzt noch unterwegs? (Obwohl wir zugeben müssen, dass erstaunlich viele Wohnmobile am Süßen See stehen.)

wind um die Nase wehen lassen

Was der Wind natürlich auch noch ganz super kann: Drachen steigen lassen!Drachensteigen am Süßen SeeDrachensteigen am Süßen SeeDrachensteigen am Süßen SeeDer winzige Taschendrachen ist ideal bei fast jeder Windstärke. Unseren Papageien – gab’s irgendwann mal bei Tchibo – faltet es dagegen immer wieder zusammen, dem ist das zu viel Wind.

(swg)

Das Jahr ist komisch, alles scheint anders durch Corona und Urlaub ist irgendwie auch nicht so zu machen, wie man vielleicht gewöhnt ist. Andererseits fahren wir ja gerne mal ohne ganz konkrete Tourplanung los. Das machen wir in diesen Herbstferien in leicht verschärfter Form: Der Plan heißt „gen Westen, so Thüringen bis Hessen, mit etwas Sachsen Anhalt und Niedersachsen gewürzt“. Wir haben also keinen Plan und den verfolgen wir auch konsequent.

Wenn ich ehrlich bin, läuft es bei uns wie sonst auch: Das Wohnmobil krieg ich nur gerade so reisefertig. Ihm fehlt immer noch ein Bad, aber ich habe in den letzten zwei Wochen fleißig hastig an einer Trenntoilette gebaut. Katzenwäsche geht am Küchenwaschbecken. Ansonsten kann der olle Duc als autark für vier bis fünf Tage gelten. Das Wasser ist halt bissel knapp, Gas für Warmwasser und Heizung ist mit 22 kg mehr als genug da und Strom gibt’s vom Dach ohne Ende (280 Wp machen den 75 Ah-Akku bei jedem Wetter wieder voll).

Soviel zur Zahlen-Protzerei, losfahren muss man erstmal. Freitag Abend suchen wir noch Sachen zusammen. Samstag braucht die Trenntoilette noch einen Kanister (der bestellte passt nicht wie gedacht) und den Lüfter zur Geruchsbeseitigung. LED-Lichtband wäre auch nett, sonst ist’s aufm Klo nachts finster. Installiert wird der Kram später unterwegs. Keine Zeit jetzt: Alle Klamotten und sonstige Ausrüstung müssen verladen werden. Achja Großeinkauf noch. 18:00 Uhr rollen wir endlich los. Bestimmt haben wir irgendwas vergessen, aber es kann eigentlich nichts wichtiges sein. Die erste Etappe reicht bis zum Süßen See im Mansfelder Land.

Klingt eher wie ein Flucht, als ein Reiseaufbruch? Da habt ihr recht, es fühlt sich ein bisschen so an.

(swg)

Unser Sommerurlaub ist geschafft, allzulang war er mit einer Woche auch nicht. Immerhin lang genug, um eine längere Radtour mit Zelt zu unternehmen. Wir ziehen ein kleines Fazit zu unserer Tour auf dem Froschradweg. Es war ein Experiment in vielerlei Hinsicht. Ob und wie weit wollen oder können die Kinder radeln? Lohnt es sich, Zeltplätze fest vorzubuchen? Kracht der Lastenanhänger zusammen? Bleibt der Spaß auf der Strecke?

Die einzelnen Etappen habe ich schon hier ins Blog gehackt, ihr könnt Euch das gerne angucken. Unten steht, wie wir das gewuppt haben.

routing

Nach einem recht unerfreulichen Start mit Clash Zug vs. Lastenanhänger und Jannis Krankenhausbesuch haben wir als erstes die Idee verworfen, über 30 km an einem Tag fahren zu wollen. Kein Problem, allzu strickt hatten wir unsere Tour absichtlich nicht geplant. Wir haben uns grob am Froschradweg orientiert. Eine Papier-Karte hatten wir von Bikeline aus dem Jahr 2012 (Bibliothek) und die Oberlausitz-App. In der Karte ist noch eine alte Variante des Froschradweges drin, die App ist natürlich aktuell. Außerdem verlassen wir uns unterwegs immer auf die Offline-Karten von mapsforge. Das sind OpenStreetMap-Karten, deren Qualität übersteigt in Deutschland die von Google Maps oft merklich. Mit c:geo lassen sich so nicht nur Geocaches im mobilfunklosen Deutschland finden, man sieht auf der Karte auch immer, wo man ist.

In der Planung haben wir an der Strecke mehrere Zeltplätze notiert, man weiß so immer eine Unterkunft in der Nähe. Wir riefen immer von unterwegs bzw. einen Tag vorher an, ob man Platz für uns hat. Im Oberlausitzer Teichland wies man uns nirgends ab, es ist wenig los – Corona halt. Die Flexibilität hat sich bezahlt gemacht. Aus den verkürzten Etappen auf 20 km ergab sich zwar nur noch ein Pausentag ohne Radfahren, ursprünglich waren es zwei. Unser Glück: Der Regen zeichnete sich ab, der neu geplante Pausentag kam genau richtig. Nicht auszudenken, wenn wir das Zelt und allen Kram klatschnass hätten einpacken müssen. So gerne unsere Kinder im Regen spielen, Fahrrad fahren hätten sie da definitiv nicht wollen.

In der Karte unten habe ich die Einzelrouten aus den Beiträgen zur gesamten Tour von Kamenz bis Görlitz zusammengefasst. Hier habe ich umap von OpenStreetMap.org eingebunden.

Vollbildanzeige

Es ist nicht der optimale Weg, wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist. Lest die Einzeletappen, teilweise sind wir wirklich anstrengende Waldwege gefahren, die dämpfen sehr die Motivation. Auch wenn die neuere Route des Froschradweges mehr Straßen beinhaltet: die sind trotzdem kindertauglich. Wer mit Mountainbikes unterwegs ist, kann natürlich immer den Waldweg nehmen. Kondition ist alles.

Kinderkram

Was man mit kleinen Kindern – noch nicht ganz fünf Jahre alt – vor allem braucht, ist vielviel Geduld. Wenn man das Gefühl hat, man macht mehr Pausen, als man rollt: Genau! So ist das! Ist aber auch nicht zu ändern, schlimm schon gleich gar nicht. 20 km am Tag sind überschaubar – die Erde dreht sich schließlich, da kommt das Ziel von alleine vorbei! Man muss in jedem Fall einfach bedenken, dass ohne Gangschaltung und auf 16 Zoll ein Kiefernzapfen schon eine fiese Beule im Weg ist. Kekse und Äpfel helfen beim Motivieren, Natur entdecken – statt ungeduldig rumstehen – auch.irgendwo im Wald bei DeutschbaselitzUnd nicht zuletzt hilft ein attraktives Tagesziel. Der Ziegen- und Wildtierpark in Thräna ist so eins, der kleine Biehainer See auch. Und natürlich ganz an der Spitze, bzw. am Ende, Turisede bei Einsiedel. Mit Glück entdeckt man am Wegesrand ganz ungeplant ein Highlight, wie das Haus der Tausend Teiche.

Fahrräder für so eine Tour sollten robust, gut in Schuss und speziell für die Kinder leicht!! sein. Rechnet mal aus, was Euer Fahrrad wiegen müsste, wenn ihr dazu das gleiche Verhältnis hättet, wie Euer Kind zu seinem Fahrrad. Aus einem 12 kg-Puky für Alina würde für mich ein 40 kg-Fahrrad. Einen guten Kompromiss aus Qualität, Gewicht und Preis haben wir bei woom gefunden. Beide Kinder lieben ihre Fahrräder – und das ist für solche Touren ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Packesel

Man nimmt ja immer zu viel mit, sagt man. Auf den Fahrrädern waren wir doch so weit eingeschränkt, dass wir optimal ausgerüstet waren, nichts überflüssiges war mit. Für jeden hat eine Fahrradtasche mit Klamotten gereicht. Vier weitere Taschen waren für anderen Krams, wie Spielzeug, Badezeug und Technik-Krams, reserviert. An Marias Fahrrad hingen vier Taschen, zwei große am Gepäckträger, zwei kleine vorn am Lowrider – dazu noch das Zelt. Alina hatte die Taschen mit ihrem und Jannikas Spielzeug und jedes Kind seinen Schlafsack. Bei mir hingen zwei kleine Taschen am Lowrider und hinten dran der Anhänger. Für unsere Versorgungssicherheit war der essenziell: Nahrungsmittel und Kühlbox mussten da rein, Schuhe, Isomatten, Gummihammer & Werkzeug, Picknickdecke, Kocher & Geschirr in einer Box – es kommt ganz schön was zusammen.Der Lastenanhänger hat erfreulich gut durchgehalten. Mit den Carbonstreben im Fahrwerk sind die Räder hinreichend steif geführt, alle Verschraubungen haben gehalten. Einzig die Endkappen mit den roten Reflektorfolien hinten sind verloren gegangen. Dazu möchte ich hier noch kurz die Anhänger-Vorschriften verlinken. Bei 88 cm Spurweite sind wir weit jenseits dessen, was zu einer Rückleuchte nötigt. Wir haben uns mit einer einfachen roten LED-Rückleuchte beholfen.

Fazit

Da es die Kinder nicht abgeschreckt hat, werden wir so eine Tour sicher nochmal machen. Vielleicht den Oder/Neiße-Weg, an der Ostseeküste entlang fetzt bestimmt auch. Was sich definitiv bewährt hat, ist die lose Planung. Eine große Hand voll möglicher Ziele und eine Richtung. Der Rest ergibt sich von selbst. Vor allem gerät man keines Falls unter Zeitdruck. Ungebunden macht so eine Radtour schlicht Spaß.

(swg)

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