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Der Tag hat mich emotional fertig gemacht. Eigentlich hätten wir längst im Baltikum unterwegs sein sollen. Am Bus hat sich aber alles so dermaßen in die Länge gezogen, nichts hat auf Anhieb geklappt. Aus- und Einbauten haben viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich mir je vorgestellt hab‘. Dazu Probleme erst mit dem Motorlauf, dann mit der Bremse hinten.

Als ich das BMS meines selbstgeklöppelten Akkus in Betrieb nehmen wollte, meldeten sich drei Zellen mit dem ECS-BMS auf dem Modbus, die vierte nicht… Man wollte mir auch nicht einfach eine neue Platine schicken. Nein, ich solle meine einschicken, dann bekomme ich sie repariert zurück. Irgendwann. Ich fühle mich im Stich gelassen.

Also habe ich letzte Woche einen fertigen Akku bestellt. Natürlich hat die Lieferung bis Samstag nicht geklappt. So saß ich heute wie auf heißen Kohlen, ständig das Tracking von DPD aktualisierens. Und das Tracking ist die Gamifikation unter den Paket-Verfolgungsdiensten! Das Zeitfenster schob sich von Vormittag bis in den zeitigen Nachmittag. In 20-Minuten-Schritten!

Immerhin: Gegen 14:00 Uhr hielt ich den Akku endlich in den Händen. Kurzes Nachmessen zeigte eine valide Spannung von 13,2 Volt. Stecker krimpen, anschließen, App checken. Entgegen aller bisherigen Erfahrungen klappt der Einbau gänzlich unkompliziert: Auf Anhieb spielt der Victron Solarregler mit. Also alles rein in den Bus: Klamotten, Kisten, Kinder. Los! Das erste Ziel liegt in Polen, ein privater Campingplatz im Wald, es sind nur gut 150 km. Aber wir sind endlich aufgebrochen.

(swg)

Tatsächlich hat mir den Demoaufruf für heute mein Bruder geschickt, nachdem er ihn von meiner Mutter bekam. Andernfalls wäre der an mir vorbei gegangen.Mal abgesehen von den Schweinereien, die Correctiv dokumentiert hat, war mein Hauptgrund fürs Hingehen eher eine anderer. Eigentlich mache ich mir Sorgen, dass es in Dresden zu einer eher mickrigen Veranstaltung wird. Das wäre mir wahnsinnig peinlich und wenn es wirklich so wird, will ich auf keinen Fall mit Ursache dessen sein.

Ein bisschen spät sind wir dran. Mittagessen und Mika, dazu ist Alina sich nicht sicher, ob sie wirklich mit will. Fahrrad-Demo ist ja das Eine. Aber einfach nur rumstehen der Anwesenheit willen? Am Ende brechen wir doch alle zusammen auf.

Die Straßenbahnen Richtung Innenstadt sind gut gefüllt für einen Sonntag und immer mehr steigen zu. Sehr viele steigen dann am Postplatz aus und gehen alle in die gleiche Richtung, zum Schlossplatz. Meine Sorge erweist sich als unbegründet. Kurz nach 14:00 Uhr ist es proppevoll. Es gibt gar keine Chance überhaupt bis auf den Schlossplatz zu kommen. Und es strömen immer noch Menschen her. Offenbar steht auch die ganze Augustus-Brücke voller Menschen, wie auch die Brühl’sche Terrasse. Von der Bühne sehen oder hören wir nichts.

Irgendwann soll sich die Demo in Bewegung setzen. Der Liveticker verrät, dass hinter den Kulissen die Route neu verhandelt werden muss: Es sind zu viele da, viel mehr als gedacht. Nicht nur die schiere Masse an Menschen ist beeindruckend, es sind quer durch die Bevölkerung alle vertreten, von ganz jung bis ganz alt. Studenten, Familien mit Kindern, Rentner, alle sind dabei, friedlich, fröhlich, teils »sauer auf die Nazischeiße, dass sie sogar ein Schild gebastelt haben«.

Man scheint sich geeinigt zu haben, man läuft los. Wir warten ein bisschen, dass es sich etwas lichtet und gehen dann mit.Über Postplatz, Wilsdruffer und Carolabrücke geht’s zum Goldenen Reiter.Die Abschlusskundgebung lassen wir aus, Mika hat keinen Bock mehr. Als wir direkt weiter über die Augustusbrücke zum Postplatz gehen, sind auf der Carolabrücke immer noch Menschen. Wir waren ca. in der Hälfte, vielleicht etwas weiter vorn. Am Goldenen Reiter reicht der Platz schon jetzt kaum aus und die Carolabrücke ist noch immer komplett mit der Demo gefüllt. So viele Menschen! Ich weiß nicht, wann Dresden zuletzt so eine große Demo erlebt hat.

Es war eine gute Veranstaltung, es kursieren Zahlen von 20.000 (DNN) über 30.000 (SäZ) bis 50.000 (Zeit). Das ZDF spricht von 25.0000 Teilnehmern. Mich beruhigt es etwas, das aus der sonst so stillen Mehrheit eine geworden ist, die sich zeigt. Hoffen wir, dass sich das in den nächsten Wahlen spiegelt.

(swg)

Ein bisschen genervt ist Alina schon davon, nicht mehr spontan in einen Bäcker laufen zu können und sich einfach was auszusuchen. Sobald wir unterwegs sind, ist es auch wirklich nicht so einfach, glutenfrei zu essen. Es kann ja nicht immer wieder die Bratwurst sein – ohne Brötchen dann.

Fangen wir am Besten doch beim typisch deutschen, dem Bäcker an. Gefunden haben wir tatsächlich nur einen, der glutenfreie Backwaren anbietet – von Brot bis Kuchen soll da etwas im Angebot sein: beim Wippler (und ich muss ein bisschen grinsen, weil das – ganz völlig zusammenhanglos – an Batmans »The Riddler« erinnert. Na egal.)

Eine Filiale, die auch Sonntags geöffnet ist, findet sich in Pillnitz. Damit können wir noch eine zweite Sache verbinden: Wir haben es noch nie ins Palmenhaus im Pillnitzer Schlossgarten geschafft. Und eigentlich waren wir pberhaupt ganz lange schon nicht mehr am Pillnitzer Schloss. Die Straßenbahn haben wir gerade verpasst, der Bus bringt uns übers Blaue Wunder und dann rechtselbig nach Hosterwitz. Vielleicht die Schönere Fahrt, als auf der anderen Seite nur durch die Stadt.

Das Wetter ist eher mäßig, die Kälte kriecht in die Klamotten; Eine Vorahnung von Winter. Aber im Palmenhaus spielt das ja keine Rolle, hier ist es warm. Vergesst nicht, Euch Eintrittskarten im Besucherzentrum in der »Alten Wache« beim Osteingang des Schlosses zu besorgen.In den 80ern völlig dem Verfall überlassen hat man es nach der Wende über längere Zeit saniert. Inzwischen ist auch das schon wieder ein bisschen gealtert. Was mir umwerfend gut gefällt ist die Darstellung seiner Geschichte im gemauerten hinteren Flügel des Palmenhauses. In einem kurzweiligen Rundgang erfährt man von der Pflanzen-Versessenheit Friedrichs des I. und seines Sohnes. Und auch vom Treppenwitz der „Spar“-Variante des neuen Palmenhauses unter König Johann… Aber da guckt mal selber nach.

Noch ein kurzer Blick von draußen,dann schlendern wir durch den Schlosspark rüber zum Wasserpalais. Ich mag die Stimmung des Parks im November, wenn der Herbst verglüht und sich grauer Nebel auf alles zu senken beginnt.Der goldgelbe Glanz hat schon deutlich nachgelassen, ganz weg ist er noch nicht. Ein paar versprengte Touristen finden sich unten an der Elbe.Ein ganz klein bisschen hab ich spekuliert, dass der Keramik-Laden der Töpfereiinnung geöffnet ist – meine Teetasse wurde ja leider gehimmelt. Eine neue wäre schon nett. Ich hab aber Pech – naja, Geld gespart.

Wir machen uns auf den Weg zum Bäcker, quer durch den Schlosspark. Einen kurzen Blick wollen wir dabei noch auf das Kamelienhaus werfen.Viel sehen kann man leider nicht. Die Scheiben des Winterquartiers sind komplett beschlagen. Aber ich treffe jemanden, den ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe: Thomas, vom Eislaufen. Und dann ausgerechnet hier?! Meine Güte, zehn Jahre sind schnell weg. In der Eissporthalle sind wir jahrelang winters ein bis zwei Mal die Woche gewesen. Oft genug ging’s danach ins Café Aha. Vielleicht sieht man sich mal wieder auf dem Eis.

Beim Englischen Pavillon verlassen wir den Schlosspark und streben zur Haltestelle Leonardo-da-Vinci-Straße. Dort am Nahkauf ist eine Wippler-Filiale. Ich hatte das nicht so hinterfragt, aber es stellt sich raus, dass das nicht der gesuchte Bäcker ist. Der ist am anderen Ende des Schlossparks. Aber in 2 min kommt ein Bus – drei Haltestellen und wir sind am Ziel.Es ist außerordentlich viel Betrieb im angeschlossenen Kaffee, alle Plätze sind belegt – mein Blick auf die Uhr sagt halb zwei! Nicht schlecht, Immerhin befinden wir uns an der östlichen Stadtgrenze und Schloss Pillnitz hat nicht gerade Touristensaison. Hier ist eher verschlafenes Dorf zu finden.

Ein bisschen ernüchternd finde ich das Angebot an glutenfreiem Kuchen beim Wippler dann aber schon: einer. Brot gibt’s nur gefroren. Ok, letzeres ist nicht so ungewöhnlich. Glutenfreies Brot oder Brötchen schimmeln unglaublich schnell; Wenn man davon etwas aufbewahren will, dann nur tiefgekühlt. Wir nehmen vom Kuchen und Brot mit. Dann machen wir uns nochmal auf den Weg vorbei am Schloss, diesmal zur Autofähre.Die Sonne versucht sich durchzusetzen, es reicht um das Pillnitzer Schloss ein bisschen strahlen zu lassen.

Drüben bringt uns die Line 2 der Straßenbahn nach Hause. Wir müssen auch wirklich los, meine Eltern kommen um drei zum Kaffee.

(swg)

Ein bisschen ist es eine Herausforderung, und ob man sich dieser wirklich stellen muss, soll jeder für sich entscheiden. Der Zoo ist bei solchen Anlässen natürlich spektakulär voll, aber es wird ja auch ein bisschen was geboten. Hauptsächlich sind wir wegen des Lampionumzuges hier und die Kinder wollen die Fütterungen sehen.

Letztere fallen unspektakulärer aus, als man erwarten würde; Man könnte fast »Reinfall« sagen. Den Löwen sind die lustig drapierten Futterstücke so dermaßen egal, die legen sich einfach auf ihren geheizten Stein und gucken. Gucken, wie alle anderen von der anderen Seite des Zaunes gucken. Ist ja auch viel interessanter, dass da heute so viel mehr Zweibeiner als sonst rumstehen. Man fühlt sich fast ein bisschen taxiert…

Wir tingeln kreuz und quer durch den Zoo. Dabei gucke ich mal auf eine Uhr und überlege, dass der Lampionumzug gegen 17:00 Uhr stattfinden soll. Mir geht auf, dass „gegen 11 im Zoo“ auch bedeutet, 6 Stunden bis zum Umzug totschlagen zu müssen. Das hab ich mir wirklich nicht überlegt. Vielleicht hätte ich interveniert, aber so ist das, wenn man sich aus der Planung gerne raus hält. Ich hab’s Maria einfach überlassen; Und da waren ja auch die Fütterungen… Immerhin, den Kindern ist nicht langweilig: Beide können ewig vor Gehegen stehen.Oder auf dem Spielplatz herumturnen, oder sich zur Abwechslung mal anzicken – aber nur ein bisschen. Mika ist das relativ wurscht, wenn man ihn rumschleppt ist er zufrieden. Allzulange hält er es im Chariot nicht aus. Es sei denn, es gibt auch von da aus was zu sehen. Kängurus zum Beispiel.Lustige Tierchen, offenbar. Aber dann will er er aus und auf meinen Arm.

Im Professor-Brandis-Haus gibt es diesmal etwas selteneres zu sehen: Die Faultiere haben Nachwuchs und sind gerade mobil.So sehr kreuz-die-quer können wir gar nicht durch den Zoo meandern, an zentraler Stelle wird gerade das Orang Utan-Haus neu gebaut. Im Frühjahr 2024 soll es eröffnen. Halten wir die Daumen, dass es gelingt – schon um der Orang Utans willen. Das alte Haus wirkt mindestens aus der Zeit gefallen.

Beim neuen Pinguin-Café gibt es ein Eis für die Mädels und ein bisschen Freilauf für Mika. Der kalte Boden ist ihm gänzlich egal.Ihn muss man nur davon abhalten fremde Taschen und Kinderwagen auszuräumen. Ausräumen ist einfach sein Ding.

Wir klappern noch die Halloween-Gruselstationen des Zoos ab und dann bin ich wirklich froh und dankbar über den sich herabsenkenden Abend. Es gibt noch ein Erinnerungsfotodann bläst man zum Lampionumzug um den Zoo. Danach will ich nur noch die Füße hoch legen.

(swg)

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