Er war Fahrradaktivist
und dann hat ihn einer tot gefahren.
(swg)
Es ist nicht zu fassen. Wir sind endlich mal etwas zeitiger im Bett. Wer wach ist: Mika. Naja wach ist übertrieben. Er wälzt und schiebt sich mal wieder quer durchs Bett und kommt einfach nicht zur Ruhe. Es ist ein bisschen zum Verzweifeln. Gegen Mitternacht geht im Flur das Nachtlicht an und kurz darauf steht Janni in der Tür. Eigentlich will ich sie in ihr Bett zurückschicken. Sie ist nur etwas aufgelöst: Sie hat mal wieder nicht in sondern unter ihrem Hochbett gepennt. Dabei hat sie ihren Steckenpferdestall umgetreten: Der ist auf sie draufgefallen. Wer sich freut ist: Mika. Seine kleine große Schwester ist da, er setzt sich auf und klatscht fröhlich in die Hände. Jetzt ist an Schlaf gar nicht mehr zu denken. Wir nehmen Mika mit ins Wohnzimmer, spielen. Fast eine halbe Stunde hält er durch, dann ist er endlich so breit, dass wir vielleicht doch wieder schlafen gehen können. Es ist fast um eins.
Ab und zu sieht es so aus, als ob Mika gleich losläuft. Er steht aus der Hocke und freihändig auf, grinst breit, macht noch zwei Kniebeuge und dann… geht er doch wieder auf die Knie und krabbelt los.
Wie lange es her ist, dass wir Uroma in Radeberg besucht haben? Ich kann es nicht sagen, weiß es einfach nicht. Weihnachten haben wir sie bei Katrin getroffen. Aber sie direkt besucht haben wir schon eine Ewigkeit nicht mehr. Mikas Geburtstag können wir ihr nicht vorenthalten, deswegen fahren wir heute hin. Die Streiks bei der Bahn betreffen die Radeberger Strecke nicht – mit dem Betreiber hat sich die Lokführergewerkschaft längst geeinigt. Also nehmen wir den Zug.
Im Zug will Mika keinesfalls in der Manduca bleiben, er will unbedingt raus und quietscht so lange, bis ich ihn raus hole.Rumkrauchen kann man ihn im Zug nicht lassen, es fahren zu viele Leute mit. Aber auf dem Tisch hat er ja auch eine Beschäftigung gefunden. Die eine Zugbegleiterin guckt komisch, ich weiß nicht, ob ihr das missfällt. Ich entschließe mich einfach zu der Option nicht mehr in ihre Richtung zu gucken. Sie sagt dann auch nichts.
Uroma ist begeistert. Mika nur leider nicht so interessiert, der ist anderweitig beschäftigt.Ist ja auch ein Riesenspaß mit der Kleinen Großen Schwester rumzubalgen. Es ist nur ein bisschen zum Verzweifeln, weil ich halt gerne mal vergesse die Kamera zu zücken. Von Mika und Uroma gibt es keine Fotos; Schwierig alles.
Manchmal ist man vielleicht zu ungeduldig. Gerade hab ich drüber geschrieben, und jetzt fängt der Junge doch an zu laufen. Er hat offenbar festgestellt, dass man die Hände frei hat, wenn man läuft. Sein neues Spielzeugtelefon scheint ein bisschen dazu beizutragen. Jedenfalls steht er aus der Hocke auf und macht dann ein paar unbeholfene Schritte. Noch etwas seitwärts, wie er es beim Entlanghangeln gewöhnt ist, aber es sind Schritte. Fröhlich grinsende Schritte. Sei es zum Mäusestall oder von da zu uns. Man kann ihn auch mit irgendwas locken, das Babyfon funktioniert zum Beispiel.
Auch Mika ist ein Mensakind, oft genug sind wir da Mittag essen. Und anschließend gibt’s ’nen Kaffee in der Zebradiele. Wir sind spät dran, heute. Deswegen ist in der Cafeteria auch kaum noch was los. Um so besser für Mika, kann er rumkrabbeln. Am Besten sind die Hocker, die kann er rumschieben. Und Parcour geht auch da dran: Über den Ring rein klettern und dann drunter durch wieder raus.Das macht er wirklich geschickt und vorsichtig, beim Rauskrabbeln zieht er ganz bedächtig den Kopf ein und eckt wirklich nicht an.
Davon hat er irgendwann genug und natürlich entdeckt er die Pflanzenkübel. Mit Blähton.Na so eine Freude! Da kann man doch mal ein wenig drin rumfummeln.Immerhin begreift er es als Spiel und gibt die Kügelchen einfach wieder her.
(swg)