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Mit Tommie hatten wir es nicht geschafft, einen Abstecher nach Bominaco zu machen. Dort steht eine Festung und eine Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert, die sehr reich ausgemalt sein soll.

Um in die Kirche San Pellegrino hinein zu gelangen, muss eine Frau im Ort angerufen werden. Das haben schon andere getan, wir warten mit. Aber es dauert etwas. Offenbar kann sie eine ganze Menge zu den Fresken im inneren erzählen, was wir natürlich nicht verstehen. Sehenswert sind die Fresken allemal. Wegen des Fotogafierverbots machen wir keine Fotos. Wenn man nach Bominaco googelt, kann man trotzdem einige sehen.

Wir steigen jetzt noch die lange Treppe zur Festungsruine hinauf.

Weit ins Land kann man von hier gucken. Über den Bauernhof da hinten rechts sind wir nach Caporciano gewandert.

Caporciano kann man auch sehen.

Zurück in San Lorenzo ist es schon Zeit für’s Abendessen. Georgio hat an uns gedacht: Wir bekommen ein reduziertes – nur zwei kleine Gänge. Unsere Cappuccini nehmen wir im Garten am Pool.

Wir schmökern ein bisschen im Reiseführer. Der von Saskia ausgeborgte erweist sich als sehr nützlich: Morgen ist nationaler Feiertag in Italien, 15. August ist Ferragosto. Das öffentliche Leben liegt quasi brach. Alles was Beine und/oder Räder hat, fährt raus, am liebsten wohl an die Adria. Das soll uns nicht stören, wir werden uns im Landesinneren umschauen.

Wir genießen unseren Cappuccino am Pool. Morgen satteln wir Tommie und dann geht’s nach L’Aquila und zum Lago di Campotosto.

(Maria, swg)

In Tione soll der Abzweig hoch auf den Berg und zu den Pagliae führen. Von dort wollen wir den Weg Richtung Fonteccio gehen. Irgendwo hinterm großen weißen Gipfelkreuz muss Marias verlorene Sandale liegen. Unsere Nachfolger haben sie nicht gefunden, kein gutes Zeichen.

An der Straße steht ein Schild mit 20%. Das wird lustig. Gegenverkehr darf hier nicht kommen, nur ab und zu gibt’s mal einen Ausweichstelle. Die Serpentinenkurven schafft man nur gerade so in einem Zug. Da ist wahrscheinlich keine Hand breit Platz mehr unterm Schweller… Wir röhren den Berg hoch. Und röhren, und röhren. Endlich sind wir oben! Dafür ist jetzt der Asphalt zu Ende. Er wechselt sich mit dem uns nur allzu bekannten Schotter- und Staub-Pfad ab. Weiter? Klar! Die Römer müssen schließlich auch zu ihren Pagliare-WE-Häusern kommen und da standen ebenfalls nur normale PKW rum.
Vorsichtig fahren wir weiter. Die Staubfahne hinter uns, lässt die Landschaft verschwinden.

Wir kommen an einen Abzweig: der muss nach Pagliare di Fontecchio führen. Dann muss gegenüber der Pfad vor zum weißen Kreuz und dann hinunter ins Tal führen. Wir parken. Auto ist ganz, nur ein bisschen staubig.

Mit dem Rucksack marschieren wir den uns bekannten Pfad vor zum Kreuz. Vor dem Abstieg machen wir Mittagspause. Von hier kann man nochmal so schön auf Fontecchio gucken.

Der Pfad windet sich wieder den Berg hinunter. Vor allem rechts des Pfades suchen wir, auf der Seite hing die Sandale an Tommies Rucksack. Nichts, Kurve um Kurve hinunter: nichts. Nach knapp einem Drittel nach unten, liegt sie mitten auf dem Weg: Sandale hurra!

So sehen Sieger aus.

und wieder hoch. *ächtz*

(swg, Maria)

von S. Lorenzo nach Goriano Valli
Unser Eselchen ist hibbelig und ihm passt es gar nicht, dass die ollen Deutschen sich mit dem Frühstück so Zeit gelassen haben. Bis wir auf der Piste sind, ist es fast halb zehn. Schimm ist das nicht, es sind kaum drei Stunden bis Goriano Valli veranschlagt. Gepäck haben wir heute auch kaum dabei, das lassen wir hier, kommen wir doch heute abend wieder her.

Georgio ist uns im Hotelgang noch mal über den Weg gelaufen. Wir bedanken uns wortreich für das gestrige Essen, loben es, bitten uns aber etwas weniger üppiges für den heutigen Abend aus. Er vesteht, lächelt und kennt das schon, offenbar.

Tommie geht heute am liebsten voraus. Der sanfte Windhauch weht ihm Heimatluft um die Nase. Er ist kaum zu bremsen, anhalten wird zum Geduldsspiel. Unser Dummerchen folgt uns aber trotzdem auf allen Abwegen. Denn auch heute schaffen wir es, uns zu verlaufen. Wir trampeln einen immer unwegsameren Pfad am Hang entlang, auf der Suche nach einer alten Römerbrücke. Tommie immer brav hinterher. Ich bin ein guter Leitwolfesel.

Nachdem wir endgültig im undurchdringlichen Unterholz stecken, beschließt Tommie, dass zurück der rechte Weg ist. An der – leicht auszumachenden – Brücke angekommen, legen wir unsere erste Rast ein. Unter uns plätschert der Aterno.

Das findet Tommie nicht sehr prickelnd und spannt seine Langleine erstmal so weit es geht den Heimweg entlang, gibt dann aber auf und steckt seine Nase ins Gras. Meister im Verfitzen bleibt er dennoch. Auch wenn kaum festes Gesträuch auf der Wiese steht, sein Seil kriegt er da locker drin verheddert.

Wir machen die Speicherkarte der Kamera klar, damit wir nochmal Eselsohren filmen können.

Vom Fluss aus geht es gemächlich durch lichten Eichenwald immer Berg auf, dem heimatlichen Goriano Valli entgegen.

Wir laufen noch kurz zum Wehrturm von Goriano Valli. Viel zu sehen gibt’s nicht: rund, hoch, aus Stein.

Tommie drängt außerdem zurrück und zerrt an seinem Strick.

Beim überqueren der Piazza sind wir eine kleine Attraktion und wir hören auch den Namen Saskia fallen. Als wir uns den Eselgehegen nähern bekommen wir ein ordentliches lautes Tommie-Iiihaah. Unsere Reise ist zu Ende. Leider.

Saskia kommt mit ihrem alten Suzuki angerumpelt, ihr Freund Giuseppe ist auch da. „Unseren“ Tommie geben wir ungern her. Aber es muss sein. Wir vermissen die Eselnase schon jetzt. Wir stehen noch ziemlich lange am Gehege und gucken der Eselherde zu.

Von Saskia dürfen wir uns noch ihren Reiseführen leihen. Mal schauen, was wir alles in den Abruzzen noch angucken können.

Zuerst wollen wir jedoch Marias verlorene Sandale suchen. Saskia fragt, ob wir wirklich hochfahren wollen? Erst ist die Straße asphaltiert, wird dann aber eine Schotterpiste – Zustand unbekannt. Mit dem Suzuki macht sie sich kaum Gedanken drüber: Geländewagen mit üppig Bodenfreiheit. Mal sehen, wie weit wir kommen – die Römer schaffen es ja auch in die Pagliare.

Beim Gang über die Piazza biegen wir noch kurzentschlossen in die Bar ab, Luca arividerci sagen. Der hat Augenringe!! Ist auch kein Wunder, er hat die Bar erst um vier zu gemacht: Dorffest. Saskia, erzählt er, hat dazu eine Eselolympiade veranstaltet, alle Kinder kennen jetzt Saskia mit den Eseln. Wir verabschieden uns. Schade, so schnell vorbei.

(Maria, swg)

Tommie hat sein Wasser gekriegt. Unser Experte hatte sich zwischen den Bäumen nattürlich wieder gnadenlos verheddert. Er guckte uns betreten bis vorwurfsvoll an, als wir kamen. Den Staub haben wir ihm mit der Kardätsche aus dem Fell massiert. Aber das Beste ist immer noch dies:

Kräftig, beginnend hinter den Ohren, die Stehmähne massieren,

immer weiter die Wirbelsäule entlang über den Rücken bis zur Schweifwurzel. Sieht nicht nur so aus, der Esel wird dabei wirklich immer länger. Als ich das das erste mal bei ihm gemacht hab, hat er glatt vergessen weiterzukauen…

Bis zum Abendessen müssen wir jetzt trotzdem noch fast drei Stunden überbrücken. Aufschreiben der Erlebnisse wäre wichtig und die Seele noh etwas baumeln zu lassen auch.

Im Garten am Pool herrscht immer noch Betriebsamkeit. Neben gedeckten Tischen stehen da nun auch Boxen und eine Musikanlage. Sieht nach einer Party aus. Wir erfahren, dass hier 18. Geburtstag gefeiert wird. In Italien macht man das groß.

Um acht beginnt die Party erst und zu due cappuccini dürfen wir uns so lange da drüben in den Pavillion setzen.

Ein paar Schwalben schwirren durch den Garten und titschen immer wieder knapp in den Pool.

Und die Sonne versinkt hinter den Bergen.

Nachdem Tommi nun für die Nacht in sein Gehege gesperrt ist, können wir zum Essen gehen.

Den jüngeren Kellner haben wir schon beim Einchecken kennengelernt, aber plaziert werden wir von einem Herrn im besten Alter: Georgio – unverkennbar Italiener, mit dunklem Teint, sonnengegerbter Haut, silbergrauem Haar und schwarzem Schnauzer. Die Fältchen im ganzen Gesicht, wenn er einen anlächelt, lassen einen unwillkürlich zurücklächeln.

Heute sind wir etwas schlauer und halten uns beim Prosciutto zurück. Fällt schwer, es gibt noch eine Art fritierte (?) – wenigstens aber ziemlich fettige – Gebäckstangen.

Beim Wein haben wir um einen trockenen roten und regional typischen gebeten – Montepulciano d’Abruzzo kommt. Zu anbaugebiets-typischen Weinen wissen wir höchstens in Deutschland ein bisschen was, sonst haben wir da gar keine Ahnung, Italien bildet da keine Ausnahme.

Es kommt Pasta, Penne Rigate in einer Tomatensauce, Parmigano nach Wunsch. Hinreißend. Maggi und Knorr machen irgendwas falsch. Wir lassen uns auch sehr viel Zeit beim Essen, damit wir nicht platzen. Langsam müssen wir uns sowieso Gedanken machen, wie wir unsere Urlaubstage nach der Wanderung verbringen wollen. Morgen müssen wir unseren Tommie schon zurück bringen.

Ravioli werden serviert, in einer Brühe. Fünf müssen wir, obwohl wir schon sehr satt sind. Man muss sich aber sicher nicht quälen: es schmeckt einfach zu gut.

Unsere neugierigen Blicke zu den Nachbartischen mit italienischen Gästen lassen uns auch erkennen, dass wir hier schon die reduzierte Variante bekommen. Es ist unglaublich, was Italiener, vor allem die Männer, essen können.

Kleine Stakes kommen jetzt noch, was uns sagt, dass nun nur noch Dessert droht. Als wir auch das verdrückt haben, sind wir pappesatt und hochzufrieden.

Draußen im Garten wummert die Party. Wir dürfen morgen nicht zu spät los und trollen uns. Ein kleiner Abendspaziergang muss aber noch sein. Vor der Außenmauer des Hotels „Du, das ist ein Discofox…“ „Kriegichhin“ „Mit so viel Wein…??“ Ha! für die paar Schritte… da brauchts härtere
Sachen. Kichernd tanzen wir unterm Mond auf der Dorfstraße.

Na jetzt doch ins Bett. An Schlaf ist aber kaum zu denken. Entweder erdrückt einen die Hitze im Zimmer oder durch’s geöffnete flutet die Party mit rein. Halb drei wird die Musik abgedreht und die schnatternden Gäste, die unten im Durchgang mit der Tür knallen, werden weniger. Um drei hat dann auch der DJ zusammengepackt. Schnell noch eine Aspirin gegen das Unwohlsein durch Überfuttern, der DJ trollt sich. Ich bewundere eine Weile, was die Medizin kann, bis ich wegdämmere.

(swg, Maria)

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