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Nach ausgiebigem Duschen und textilem zivilisieren, wollen wir ein bisschen durch San Lorenzo stromern. Hecktische Geschäftigkeit im Hotelgarten verhindert, dass wir uns dort einfach in den Pool fallen lassen. Bis 21:00 Uhr – Dinner (hoffentlich überleben wir das) – haben wir außerdem noch reichlich Zeit.

Das Örtchen scheint überschaubar. Es besteht fast nur aus dem Hotel und einer Hand voll (Wochenend-) Häuser. Wir drehen eine Runde und beginnen links ums Hotel herum.

Neugierig schaut uns ein Schäferhund aus einer offenen Toreinfahrt an. Wir sind den Weg schon runter, wieder auf der Straße. „Wuffwuffwuff“ steht er da. Kommt runtergelaufen. Der schwanz wedelt, kann so schlimm nicht werden.

Wir haben einen Begleiter auf unserem Spaziergang. Voraus, hinterher.

Immer mal wieder werden andere Dorfhunde von ihm angekläfft, so nach dem Motto „Ätsch, ich bin draußen.“. Lupo heißt er wohl, zumindest rufen ihn scheinbar einige Dorfbewohner so.

Viel zu sehen gibt es in San Lorenzo tatsächlich nicht. Aber Lupo Fremdenführer begleitet uns auf jedem Weg, in jede Gasse, in die wir schauen.

Vorm Hotel ist es uns ein bisschen blöd. Was machen wir jetzt mit Lupo Cicerone? Kurzentschlossen begleiten unseren Dorfführer noch die Ecke ums Hotel herum zu seiner Toreinfahrt. „Ciao Lupo“ sagen wir und kehren um. Wirklich, er bleibt zurück.
(Maria, swg)

von Caporciano nach S. Lorenzo
Wir sind spät dran. Wie immer… Aber wir hatten unser Frühstück auch erst für halb neun bestellt, etwas eher sind wir unten. Es ist auch diesmal üppig. Selbstgemachte Marmelade, Weißbrot und Kaffee – ein ganzes Kännchen: richtiger, italienischer Caffè. Herzklopfen.

Gesättigt – und mit zwei riesengroßen (sic) Lunchpaketen ausgestattet – brechen wir auf. Tommie ist schon ganz ungeduldig. Es geht ein ganzes Stück zurück auf dem Weg, den wir gestern gekommen sind. Von der Straße oben können wir nochmal einen Blick zurück auf Caporciano werfen.

Noch einmal geht es über den Bauernhof. Schade, die Ziegen sind diesmal eingesperrt. Die Insekten sind heute fast noch unerträglicher, es schwirrt um uns herum. Unser armer Tommie wird wieder gefressen, da hilft auch Saskias Mischung aus Autan, Eukalyptus und Essig nicht mehr viel. Aber unser Eselchen trottet stoisch bergan.

Immer höher geht es hinauf, längst sind wir schon oberhalb der Burg von Bominaco. Das ist die andere Seite des gleichen Berges: Caporciano liegt auf der anderen Seite.

Der Wald endet dann recht apprupt in einem Hochtal.

An dessen Hängen stehen die verkohlten Reste eine Waldes: 2006 hat Feuer in den Abruzzen schwer gewütet.

Im Schatten eines einzelnen, schon wieder grünen, Baumes mitten auf der Wiese beschließen wir zu rasten. Es ist einfach nur heiß. Daran sind wir nur selbst schuld, wären wir eiinfach eher aufgebrochen. Inzwischen ist es halb zwölf. Keine einzige Wolke zeigt sich am Himmel, nur unendliches azurblau. Es zirpt und summt um uns herum.

Eine gute halbe Stunde später haben wir den Aufstieg verkraftet und ziehen weiter. Unser Ziel ist die Bergkirche San Erasmo. Der Weg zieht sich im Hochtal von einem Hügel zum nächsten, über einen sanft geschwungenen Bergrücken zum anderen. Immer wieder können wir rundum in der Ferne Gipfel sehen.

Am Wegesrand stehen Brombeeren in großen Mengen. Die darf man bedenkenlos essen, Fuchsbandwurm gibt’s hier nicht.

Sehr groß sindd sie nicht und durch das knappe Wasser auch nicht saftig, aber schön süß hat sie die Sonne gemacht.

Motorgeräusche zerreißen die Stille. Motocross-Fahrer! Eine hoch gestreckte Hand lässt sie langsamer werden. Langsam knattern sie vorbei und sind hinterm nächsten Hügel, den wir gerade herunter gekommen sind, schon außer Sicht. Auch ihre Geräusche verhallen schnell. Wir sind wieder mutterseelenallein hier oben.


Gleich kommt San Erasmo. Nein, noch ein Hügel.

Nochmal rauf. Nochmal runter. Immer noch nicht. Nochmal rauf. Endlich! San Errasmo! Mitten im Nichts steht sie, völlig verloren. Unweigerlich fragt man sich: Warum?!

Der Blick von hier oben ist atemberaubend.

Tommie begibt sich – nicht nach einem Versuch, die Reise gleich fortzusetzen – auf die Pirsch nach essbarem.

Auch wir legen unsere Mittagspause ein. Neben der Kapelle befindet sich ein zweiter Raum mit Bänken. Sogar ein Ofen steht hier. Es ist schön kühl. Draußen brüllt die Sonne fast aus dem Zenit, das flache Gebäude wirft kaum einen Schatten.

Im Lunchpaket findet sich für jeden eine dick belegte Schnitte mit Schinken und Salat. dazu gibts große Pizzastücke. Und es ist nicht nur für jeden eine Flasche Wasser beigelegt sonder auch je eine Dose Bier! Leider kann man das bei der Hitze gar nicht alles essen. Oder trinken. Irgendwie wirkt da auch noch das gestrige Abendessen nach…

Die Richtung ist klar.

Ab jetzt geht es nur noch abwärts und das ziemlich steil. Unser Tommie muss immer mal gebremst werden und schnauft ganz ordentlich. Wir auch. Die betonierte Straße zieht sich in engen Serpentinen nach unten.

Oh hier kann Tommie ganz schlecht vorbei. Hagebutten. Miam.

Es geht über eine Wiese rechts am Hügel vorbei. – Was machen die ganzen Schnecken an den Disteln? (Tommi schmecken die Disteln trotzdem… *urgs*)

Inzwischen winden wir uns nur noch auf einem schmalen Schotterweg eng am Berg entlang. Man muss gut aufpassen, wohin man tritt, allzuleicht kommt man ist rutschen auf dem Geröll.


Dort kommt schon Succiano in Sicht. Aber der Weg geht noch steil.

Nur eine kurze Pause in dem kleinen Ort, Tommie bekommt Wasser aus dem Brunnen, dass er gierig in sich hinein schlürft. Ab hier ist der Weg breit und eben bis S. Lorenzo.

Scheinbar handelt es sich bei unserem Hotel um eine alte Klosteranlage. Das LOCANDA LA CORTE ist riesig.

Tommie wird erstmal von den Rucksäcken befreit – wir lassen sie einfach auf dem Parkplatz – und binden ihn bei seinem Nachtgehege an. Er widmet sich auch gleich botanischen Studien.

Wir werden später nochmal nach ihm sehen, frisches Wasser braucht unser Tommie eh noch und die Kardätsche muss er auch noch kriegen.

Zurück am Hotel werden wir freundlich empfangen. Ein großer Krug Wasser wir uns gebracht, während die Formalitäten abgehandelt werden.

Tommies Klamotten bekommen einen Platz im Hotelflur

und wir werden zu unserem Zimmer geführt. Platz für vier und ein super Bad. Wir sind beeindruckt.

(Maria, swg)

von Fontecchio nach Caporciano
Wir sind ein bisschen eine Attraktion, als wir die Piazza von Fontecchio mit unserem Tommie überqueren. Lächelnde Gesichter überall. Heute morgen waren wir schon oben in der Bar Venueva, unser Frühstück ausfassen. Die Lunchpakete holen wir uns jetzt. Touristen sind hier schon nicht so häufig, mit Esel im Schlepptau erst recht.

Den Berg hinauf verlassen wir den malerischen Ort. Wir sind schon ganz schön spät dran, es geht auf halb zehn. Von der Straße biegen wir bald ab, hinein in eine alte Mulatteria – einen alten Maultierpfad. Er ist mäßig zugewuchert aber geht steil Berg an. Das Dickicht lichtet sich immer wieder mal nach rechts und wir können noch einen Blick auf Fontecchio werfen.
Auch unseren gestrigen Pfad unterhalb des Monte Sirente und dann den Hang hinunter durch den Wald können wir erkennen.

Der Schweiß perlt auf der Stirn, und läuft in Strömen übers Gesicht. Heute brennt die Sonne gnadenlos vom Himmel herunter. Nicht ein Wölkchen ist zu sehen. Endlich erreichen wir die erste Rast. Tommie will gleich Wasser aus dem Brunnen. Beim Abnehmen der Decke sehe ich das erste Mal Schweiß an ihm. Wir lassen ihn grasen und gönnen uns ein zweites kleines Frühstück: die restlichen Weintrauben und ein paar Kekse.

Unser Eselchen ist nicht nur sehr zutraulich geworden, sondern zeigt sich auch ziemlich verfressen: Ein bisschen Tütenrascheln und die Eselnase schubbst und stuppst.

Will auch was leckeres abhaben! Nix da! Schön halten wir die Tüten hinter uns. Aber dumm ist er nun auch nicht und läuft außen um die Bank herum. Das klappt natürlich nicht. Er trottet dann doch wieder Gras fressen. Einen zweiten Versuch unternimmt er noch. Frontal klappts natürlich nicht.
Hintenrum schleicht er sich diesesmal an: gaaanz unschuldig grast er um die Bank herum.Nee, mein Bester, das klappt so auch nicht, Pferde versuchen das auch so, und das kennen wir beide schon. Merklich enttäuscht zieht er dann doch wieder ab zum Gras.

Wir ziehen weiter. Oben treffen wir auf eine riesige Wiese.
Es geht immer durch die Berge und lichten Wald neben der alten Mulatteria. Die Wege sind steinig, es geht hoch und runter. Heute nerven die vielen Pferdebremsen und Fliegen kolossal. Wir werden zwar nicht gebissen, aber unseren armen Tommie fressen sie fast auf.

In der Ferne sehen wir Caporciano.Da liegt unser heutiges Ziel. Aber bis wir dort ankommen, werden wir noch einen ordentlichen Bogen schlagen müssen.

Über ein Feld (auf dem Tommie kein Maul voll nehmen darf) treffen wir auf einen Bauernhof. Neugierig laufen uns die Ziegen nach. Einen Schritt auf sie zu und sie laufen den Weg zurück davon. Gleich darauf kommen sie aber wieder um die Ecke zurück. Das ist zwar ganz lustig, wir wollen dem Bauern aber nicht erklären, warum er seine Ziegen in Caporciano abholen muss. Beherzt rennt Maria auf die Ziegen zu. Die stürmen in wildem Galopp davon – und bleiben dann auch weg.

Wie schon von Saskia in der Beschreibung angekündigt, ertrinkt das Agritourismo im Kitsch. Richtiger, unglaublicher Kitsch. Das Zimmer ist un-be-schreib-lich. Alptraum in pink und rot. Überall Plüschtierchen, aufgehängte Herzchen und Figürchen.Dafür ist das Bett riesig, quitscht aber bei jeder Bewegung wie ein haltender Güterzug. Auf dem Klo hält die Bürste ein Hündchen, der Seifenspender ist auch eines usw. usf.Überwältigend. Nun gut. Die Familie ist sehr nett, wenn auch sehr zurückhaltend, wir werden nicht nur mit einem Cappucchino begrüßt, dazu gibt es Kekse und zwei gefüllte Croissants. Im Speisesaal können wir dabei die beeindruckende Sammelleidenschhaft für Kitsch aller Art weiter bestaunen. Neben der Vitrinenwand voller Kitsch-Porzellan fehlt auch die obligatorische Dahli-Uhr über’m Kaminsims nicht. Und das Handwaschbecken auf der Toilette! Geht’s Euch besser selbst angucken.

Nachdem Tommie auf die Wiese gestellt und mit Wasser versorgt ist, durchstreifen wir Caporciano. Ein weiteres malerisches Dörfchen, hier in den Bergen.Na du bist aber niedlich „Miezmiezmiez“*höhöhö* ‚tschuldigung
Pünktlich zum Abendessen sind wir wieder im Agritourismo. Freundlich beginnt unser Abendessen mit einem Krug Wasser, einem Krug Wein und Prosciuto und Brot. Anschließend kommt Mozzarella und Tomate in Olivenöl. Uns hätte das schon gereicht. Aber wenn wir besser auf John Grishams Touchdown gehört hätten, wäre uns klar gewesen, dass es jetzt erst richtig los geht. Der nächste Gang schwebt ein: Tagliatelle. Damit ist es mit Pasta noch nicht vorbei, es kommen noch Ravioli. Wir platzen fast, hoffen das es vorbei ist, aber wir hören es in der Küche brutzeln. Es kommt der nächste Gang: Rinderfilets in einem Salatbett. Wir sind jetzt eigentlich bereit, um Gnade zu winseln. Doch es gibt auch ein Dessert. Wir sind bereit zu sterben, überfressen. Es war alles ausnahmslos unglaublich lecker, nur allein des Essens wegen lohnt es sich, hier vorbeizuschauen! Sterben ist nicht drin, wir schleppen uns auf einen nächtlichen Verdauungs-Spaziergang, bevor wir, begleitet von einem letzten Quietschen, ins Bett sinken.

(Maria, swg)

Wir brechen zum Essen auf. Als wir wieder unterm Uhrenturm durchkommen, finden wir die Gedenkstädte offen. Wir kombinieren: Die Lokalpolitik war wohl zur Eröffnung hier.
Wir sehen uns etwas um. Blöder Weise haben wir keine Kamera dabei. Die Ausstellung zeigt Bilder aus L’Aquila und Fontecchio vor und nach dem Beben und zählt die Opfer. Ein Touchscreen erklärt kindgerecht das richtige Verhalten beim Beben, wie sie entstehen usw. Sogar auf den Uhrenturm können wir hochsteigen, das Stundenwek der Uhr ist recht interessant.
Nunja, wir haben Hunger.

Der Weg zum Il Sirente stellt sich als ebenso weit heraus wie zum Del Rio. Genauer gesagt ist es das alte Kloster, das wir heute nachmittag gesehen hatten.

Sehr einladend steht auf dem Schild Bienvenue, Welcome, Bienvenuto, Willkommen. Puh, hier wird man uns verstehen.

Etwas eingeschüchtert sitzen wir im Kleinen Saal. Die legere Kleidung der anderen beruhigt uns etwas. Der Kellner legt uns Karten vor: Italienisch, Getränke nicht verzeichnet. :| Und der Kellner versteht nicht ein Wort englisch, nur italienisch. Aber auch seine Gesichtszüge entgleisen ganz kurz.

Die Getränke lösen wir kurz, ich hab’s sehr einfach mit „una birra“. Maria quält sich mit Orangensaft, der auch als orange juice nicht verstanden wird. Aber doch: „orange?“ „orange!“ „si orange.“ Ein Liter-Krug Fanta kommt. Na, auch gut.

Wir inspizieren die Karte und erkennen so gar nichts, können auch nichts wirklich deuten. Da wir nicht zu groß essen wollen, halten wir uns an die Hauptgerichte, bzw. zweite Gänge: müsste eigentlich Fleisch sein. Maria entscheidet sich für Tagliare di Manzo, weil Ruccola drin vorkommt und Parmigiano sicher nicht in unerträglichen Mengen dabei sein wird. Ich nehme das Filetto di Manzo in der Hoffnung, dass es ein Rinderfilet ist – Schwein wäre auch gut, aber unwahrscheinlich. Die erwähnten Funghi mag ich sicher.

Bei der Wahl des Gerichtes huscht ein Grinsen über des Kellners Gesichte. Er weiß von unsere Unwissenheit ob unserer Bestellung.

Mit dem Rinderfilet in Pilzen behalte ich recht. Maria bekommt Roastbeef im Ruccola-Bett und einer Sauce aus Parmesan. Beides schmeckt großartig, das Fleisch ist unglaublich zart. Nachdem auch Bier und Limo geleert sind, freut sich der Kellner scheints sogar etwas übers „il conto, per favore“.

Satt und sehr gut gelaunt treten wir den Heimweg an.

(Maria, swg)

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