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Sonnenuntergang am Lago di Tempra

Saskia bringt das Abendessen, es gibt Nudeln mit Tomatensauce. Wir erzählen unsere Abendteuer – wir sind natürlich die ersten Dropse, die sich an der Stelle verlaufen haben… Die Menge an Wanderern hier in den Bergen überrascht sie auch. Sie ist hier selten jemandem begegnet.

Nachdem Saskia sich wieder auf den Weg gemacht hat, lassen wir die Nudeln erstmal Nudeln sein und gehen Sonnenuntergang gucken.. Natürlich nicht, ohne Tommie vorher in seinem Nachtgehege unterzubringen.

Wir sind spät dran aber noch rechtzeitig vorn an der Wegkreuzung.

Der Blick geht sowohl in Richtung Grand Sasso als auch Monte Sirente. Ein furioses Farbenspiel entbrennt. Es ist eigentlich kaum in Worte zu fassen, die Bilder können für sich sprechen.




Landschaft zum verlieben.

Es wird empfindlich kühl, als die Sonne verschwunden ist. Ein leichter Windhauch treibt uns ein Frösteln über die Schultern.

Zurück in der Hütte beschließen wir, doch den Kamin anzuheizen.

Während die Holzscheite rotglühend knacken, schmeckt die Pasta nochmal so gut.

(Maria, swg)

von Goriano Valli zum Lago di Tempra
Um acht treffen wir uns mit Saskia auf der Piazza von Goriano Valli. Unsere Rucksäcke sind gepackt, zwei kriegt unser Esel aufgebürdet, den Tagesrucksack tragen wir selbst. Zehn Minuten Weg führen uns zur Eselweide.

Unser Esel heißt Tommie, ich hatte so fest mit Pedro gerechnet. Naja.

Saskia zeigt uns, wie der Packsattel aufgelegt wird, welche Gurte wo befestigt werden und wie straff. Unsere zwei Rucksäcke werden links und rechts an Tommie gehängt. Ein Halfter dran, dazu ein Strick und schon geht es los.

Ganz brav trottet Tommie hinter Saskia her, der Strick hängt durch. Das erste Stück Weg wird sie uns begleiten. Die wichtigsten Kommandos bekommen wir noch: Andiamo, Nonono, ho!, bravobravissimo und piano-piano.

Jetzt bekomme ich den Strick. Tommie experimentiert erstmal mit mir: Kopf ins Gras am Wegesrand, sooft es geht. „Nonono“ und ein leichter aber energischer Zug am Strick und die Nase hebt sich wieder. Stehen bleiben und nicht weiter wollen ist natürlich auch eine Option: „Andiamo“ hilft da nicht unbedingt direkt weiter. Mit der Geduldsprobe soll es aber klappen: So, wie der Esel die Beine in den Boden stemmt, zieht man (vorsichtig) am Strick.

Wer länger durchhält, gewinnt. Das bin zum Glück ich. Tommie macht den ersten zögerlichen Schritt, dann noch einen und es geht weiter.

Umdrehen hatten wir noch nicht. Er versucht’s. Nach Hause! Zu den anderen! Geschickt aus einer halben Drehung eine Ganze machen und die Richtung stimmt wieder ;) Na, dann noch eine Geduldsprobe.

Als wir aus dem Dorf herauskommen und er ernsthaft!!1! den Berg hinauf soll wird die Geduldsprobe alle paar Schritte nötig. Den Weg hier hoch taufe ich die Via Nono-Andiamo.

Tommie ergibt sich aber relativ schnell in sein Schicksal und bleibt immer seltener stehen. Saskia verabschiedet sich bis heute Abend. Im Refugio, oben am Lago di Tempra sehen wir uns nochmal zum Abendessen, sie wird’s mitbringen.

Tommie macht wieder ein paar mehr Versuche, stehen zu bleiben, fügt sich dann aber. Es geht steil Berg an. „Wenn ihr nicht so recht weiter wisst, ist es die steilere Variante“ hat Saskia uns noch mit auf den Weg gegeben. So tun wir das, als der Weg im Dickicht zu verschwinden scheint.

Der Weg wandelt sich von kaum sichtbar zu „Löcher im Unterholz“. Irgendwie ist aber noch ein Pfad zu erkennen. Es geht weiter steil und ziemlich direkt Berg an. Tommie zockelt jetzt brav hinterher. Wir müssen öfter junges Holz beiseite biegen, das er überhaupt mit dem Gepäck durchpasst. „Einige Wege sind immer mal etwas zugewachsen…“ Hm, ziemlich sehr sogar. Ist das überhaupt noch der Weg? Sieht langsam nur noch nach Wildpfad aus! Und es geht weiter steil Berg an, einen trockenen Gebirgsbach entlang. Steinig.

Es geht endgültig nicht mehr weiter. Vor uns türmt sich ein Felsen, links und rechts sind die Hänge so steil, dass ich mich selbst beim Erkunden am Unterholz festkrallen muss. Da können wir Tommie einfach nicht raufschleifen, auch wenn er willens ist und drängelt. Hoch ist klasse, scheint’s.

Ein paar Schritte links oder rechts rauf aus dem Einschnitt und es stellt sich immer heraus, dass sich die Pfade im Unterholz verlieren. Kein Weg mehr. Aussichtslos. Was jetzt? Bleibt nur: Zurück! Maria erkundet den Weg nach unten, findet keinen Abzweig, aber es kann nur wieder nach unten gehen. Nach kurzem Zögern folgt uns Tommie. Hier sind wir hoch gekommen? Bekloppt! Und kein Weg in Sicht.

Es lichtet sich etwas. Wie es scheint, könnte der Weg hier links am Hang hinauf verlaufen. Ich drücke Maria Tommie in die Hand und laufe rauf. Sieht immer noch nach Wildpfad aus. Richtig! Ich stehe wieder an der Stelle, an der wir gerade umgedreht haben, nur kam ich diesmal links über den Hang zum trockenen Bachbett.

Zurück. Allein nehme ich nicht mehr so viel Rücksicht aufs Unterholz. Wo ist der verdammte Weg?! Also geht es mit Tommie noch weiter runter. So ein braver Esel. Endlich erreichen wir die Stelle, an der ich Saskia laut zitiert hatte: „Wenn ihr nicht mehr weiter wisst…“. Diesmal entscheiden wir uns für den Weg, der sich tatsächlich hinter etwas wucherndem Unterholz links auftut. Puh!

Wir richten noch Tommies Gepäck, dass im Unterholz etwas verrutscht ist. „Wo ist meine grüne Jacke!!?…“ Oh nein! Doch! fehlt! Der Wald ist gegen uns. Glücklicher Weise finde ich sie kaum 50 m den Wildpfad hinauf. Wir können weiter.

Auf dem richtigen Weg bieten sich immer wieder Ausblicke hinunter ins Tal und auf Goriano Valli.

Oben, an einer schmalen Straße, machen wir Pause. Es ist eh schon nach zwölf. Tommie wird von Gepäck und Sattel befreit und an die Langleine gebunden. Kann grasen im Schatten der Bäume.

Wir auch: Saskia hat uns Lunchpakete gemacht: Lecker Mozzarella-Tomate-Baguettes! Mahlzeit.

Nach einer dreiviertel Stunde setzen wir unseren Weg fort. Tommie ist jetzt sehr brav und zockelt hinterher.

Ohne weitere Irrungen erreichen wir das Refugio.

Strom gibt es hier nicht und Wasser nur aus einem 20L-Kanister. Immerhin mit Gas können wir hier kochen.

Erstmal einen Tee und einen Cappucchino – auch wenn der nur instant ist.

Tommie binden wir unten am Lago di Tempra – eher ein Tümpel, halb ausgetrocknet – zum grasen an. Scheint okey zu sein.

Wir machen ein Nachmittagsschläfchen. Das haben wir sehr nötig.

Als wir wieder aufwachen, schauen wir mal, ob unser Tommie noch da ist: ist er. Wir werden sogar eselig begrüßt: Iiiiiiiihhhhhaaaaaaa, schallt es uns laut entgegen.

Da er nicht bleiben will, nehmen wir ihn auf unseren Spaziergang mit. Aber erstmal muss er sich ausgiebig wälzen.

Andere Seite auch noch.

Hach, das tat gut.

Trotzdem will Tommie natürlich nur nach Hause – kennt nur eine Richtung… Etwas widerwillig biegt er dann doch mit uns vom Heimweg ab.

Weit schaffen wir es nicht, die Pferdebremsen sind gar zu aufdringlich und so kehren wir recht schnell um. Tommie findet die Richtung wieder gut, nach Hause… Er scheint etwas enttäuscht, als wir ihn wieder am Lago di Tempra anbinden.

Entgegen aller Wahrscheinlichkeit treffen wir heute ziemlich viele Wanderer, die am Refugio vorbei kommen. Kann an der Wegkreuzung liegen. Aber die Italiener wandern eigentlich nicht.

Da Tommie jetzt ruhig scheint, stehlen wir uns allein davon, diesmal Richtung Monte Sirente. Wir halten Ausschau nach einem Panoramablick. Das ist hier gar nicht so einfach, da die Hänge auf dieser Seite des Tales bewaldet sind. Aber es gibt die Stellen zum Gucken, auf den Monte Sirente zum Beispiel.

Hier gibt’s auch Bergtrolle.

Und wir treffen einen Wanderer. Sieht wie ein Pfadfinder aus. „Lago di Tempra?“ ja, liegt in dieser Richtung. Kaum sind wir zurück am Refugio kommt, auch schon der Rest: Tatsächlich ein Pfadfindertruppe. Zwanzig Mann machen hier Pause. Mit der Stille der Einsamkeit ist es jetzt vorbei. Und Tommie genießt die Aufmerksamkeit, er ist eine kleine Attraktion.

Anschließend ziehen sie nur ein kleines Stück weiter. Drüben im Wald finden sie einen neuen Lagerplatz, den hatten wir auf unserem ersten Spaziergang schon gefunden.

Keine stille Idylle mehr, unsere Pfadfinder sind ganz schön laut, nicht nur beim Holz sammeln. Nun gut. Auch nicht schlimm, Tommie guckt interessiert.

(Maria, swg)

Unsere Eselorganisatorin hatten wir schon aus Ancona angerufen, um unsere Ankunft vorauszusagen. Wir kommen ein bisschen zu spät auf der Piazza an, was daran liegt, dass unser Navi uns einen Feldweg durchs Tal geschickt hat, den es als Straße kannte.

Es ist ziemlich viel los auf der Piazza, viele Kinder spielen hier. Eine zierliche blonde Frau um die dreißig begrüßt uns: Saskia. Die vielen Menschen auf der Piazza erklärt sie uns direkt: Ferien. Eltern und Kinder aus der Stadt besuchen die Verwandschaft.

Wir bekommen etwas Kühles aus der Bar an der Piazza spendiert. Dabei wird uns auch gleich unser heutiger Gastgeber vorgestellt Luca: Schlank, Pferdeschwanz und ein Lächeln im braungebrannten Gesicht. „Dinner at eight?“ „Ok.“ Essen ist geklärt. Englisch können erstaunlich viele hier.

Ganz kurz verabreden wir, wann wir uns morgen treffen. Anschließend bringt uns Saskia zur Ferienwohnung für heute Nacht. Dahinten rechts ist die Tür.

Wir haben ein Schlafzimmer mit riesigem Bett, ein modernes Bad und eine große Wohnküche. Herrlich.

Wir laufen noch eine kleine Runde durch Goriano Valli. Es ist ein richtiges Bauerndorf, abgelegen in den Bergen.

Hunde bellen aus Höfen, Hühner gackern in Gehegen. Hübsch, wir kehren zurück.

Luca sorgt für’s Abendessen heute. Lecker Pasta, duftende Hähnchenschenkel in Salbei und am Ende ein Eis. Großartig.

Wir packen schnell noch unsere Wanderklamotten in zwei von Saskia gebrachte Rucksäcke. Machen sich besser auf dem Esel, sagt Saskia. Müde, aber gespannt auf den nächsten Tag, fallen wir in unser Bett.

(Maria, swg)

Von San Marino die Adria hinunter über Pesaro und Ancona

Pesaro
hätten wir uns schenken können. Trotz der Bemühungen, die an den 4 km langen Strand gebauten Hotelklötze zu sanieren, bleibt es ein ziemlich öder Touristengrill. In Reih und Glied stehen blau-weiße Sonnenschirme, darunter Liegen.

In zweiter Reihe zur Strandpromenade finden sich alte Villen und herrschaftliche Häuser – sehr hübsch anzusehen. Sonst gibt es keine weiteren Attraktionen. Weiter hinten wird Pesaro eine nicht sehr attraktive, alte und etwas schmutzig wirkende Stadt.

Nach einem kurzen Einkauf – wir brauchen endlich mal wieder Wasser mit Kohlensäure – fahren wir weiter.

Ancona
ist ein Hafen, ein ziemlich wichtiger Fährhafen sogar. Die Krane und die Mole wirken wie ein Fremdkörper in der Adria-Küste. Kaum eine Perspektive erlaubt die Illusion eines romantischen Hafenstädtchens.

Geht man in die Altstadt, trifft man auf eine hübsche Einkaufsstraße den Corso Giuseppe Garibaldi.

Eigentlich haben wir den Fontana del Calamo gesucht. Eine Parallelstraße weiter, in der Corso Mazzini, hätten wir ihn gefunden, den Brunnen mit den 13 wasserspeienden Masken. Satz mit X.

Kurz ruhen wir im Caffe Del Teatro aus und wollen einen Cappuchino trinken. Wenigstens den müsste man doch auf italienisch ordern können. Das Italienisch aus dem Reiseführer lässt sehr zu wünschen übrig (an ein Wörterbuch haben wir – natürlich – nicht gedacht). Irgendwer sollte dem ADAC unbedingt mal stecken, dass man ein „Fotofachgeschäft“ heute sicher nicht mehr sucht und auch selten in die Verlegenheit kommt, einen Ölwechsel machen lassen zu wollen… „Hey Junge! mit Petroleum-Destillat volltanken und alle vier Reifen vulkanisieren!“ …

Der Dom hoch über dem Hafenstädtchen auf dem Monte Guasco ist geschlossen.



Für den Ausblick lohnt es sich trotzdem, nach oben zu fahren, wenn man hier schon angehalten hat.

Wir reißen uns los.

Mir sitzt die Fahrerei ganz schön in den Knochen. Abends, am Gardasee, war ich nur ein bisschen breit, in San Marino begräbnisreif. Jetzt, Richtung Goriano Valli, hab ich mein erstes richtiges Tief schon vorm Mittag in Ancona. Aber mir kommen die italienischen Landstraßen entgegen: Man kann nicht einschlafen, es gibt einfach zu viel Abwechslung. Spaß machen die Tunnel, das Fenster unten, den Ellenbogen draußen, gröhlen die sechs Zylinder ihr sonores Lied eher, denn das man es singen nennen könnte. Ich glaube, ich brauche bald einen neuen Endtopf :)

Wir müssen etwas Strecke machen. Trotzdem gönnen wir uns noch ein Stück Küstenstraße. Die Blicke, die sich hier immer wieder auf die Adria-Küste und ins bergige Hinterland eröffnen, sind grandios bis atemberaubend.

Man hat in einigen Serpentinenkurven auch an die Guck-Touristen gedacht und Halteplätze eingerichtet.


Mit dem Auto machen die Straßen an sich schon großen Spaß. Der 2.8er ist mit der Automatik auf der 3 ist wie geschaffen für sie. Ich muss mich etwas zurücknehmen, dass es nicht allzuoft quietscht – vom Beifahrersitz!! Leute, was denkt ihr von mir?!

(Maria, swg)

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