Seit fast einem Jahr stand der Bimmer nun in der Tiefgarage. Nachdem ich die Batterie wieder aufgeladen hatte (zum vierten mal bei 2,7 V gewesen), ist er mit der ersten Umdrehung angesprungen.Drinnen ist er standesgemäß mit schwarzem Leder ausgeschlagen.Den Tempomat hab ich im Schweiße meines Angesichts nachgerüstet – Waeco, der Hebel ist aber original von BMW. Etwas gespart hat die Gasanalage – mit dem 328i hat sie 100.000 km zurückgelegt und läuft noch immer. Zu sehen ist nix.Unter der Ansaugbrücke kann man eine Einspritzdüse erahnen. Hat der Herr Gehrke wirklich saubere Arbeit abgeliefert.
Börsenparkett
Tja, und was jetzt? Genau für diese Fotos hab ich den Bimmer aus der Garage geholt: Zeit für Kleinanzeigen.
Gebraucht haben wir den Bimmer über ein Jahr nicht – naja und der TÜV war auch abgelaufen, und zwar 12/2018. Ob er den TÜV nochmal kriegt, war nicht sicher: Rost.Natürlich nicht nur da: Radläufe vorn, Schweller vorn, Innenschweller wahrscheinlich auch, am Dach… Einzig die Heckklappe hat keinen: Kunststück, die kam vor drei Jahren neu. Nagelneu, von BMW, gibt nämlich keine im Aftermarket.
Ich hatte in einem letzten Aufbäumen gegen das Unausweichliche mal die Schweißarbeiten überschlagen lassen. Abgesehen von der Arbeit und Zeit, die Karre komplett naggisch zu machen und danach wieder zusammenzuschrauben: astronomisch. Nun ist Geld bei einem Hobby nicht mal das dritte Argument. Im Hinterkopf all die Arbeit und Zeit, die ich wieder reinstecken müsste, um den BMW auf der Straße zu haben und die sehr vielen anderen offenen Baustellen vor Augen: Es ist eine Befreiung, ihn los zu sein.
Wir haben sowieso keinen Bedarf an Automobilität, der die Kosten eines eigenen Autos rechtfertigen würde. Pendeln zur Arbeit passiert mit dem Linienbus und meinem Strida, Einkaufen findet vor der Haustür im Konsum statt und selbst die meisten Touren in den Baumarkt klappen mit dem Fahrrad. Auto unnötig.
So hab ich mir die volle Packung gegeben und den Bimmer bei ebay-Kleinanzeigen reingesetzt. Es wurde vollumfänglich jedes Klischee bedient. Das ist die Liste der Nachrichten der ersten Stunde.
Von „Was ledste Preis?????“ und „geb isch 200 Euro, ist super!“ brauch ich nix erzählen. Aber auch die abseitige Vorstellung, es würde sich für den rostigen 3er von 1998 eine 600-Kilometer-Tour lohnen, war dabei.
Jemand aus der Nähe hat sich dann gefunden und ihn ohne große Umstände mitgenommen. Jedenfalls wenn man von meiner durchgegammelten Spritleitung absieht, mit der wir einen ordentlichen Schwapp Sprit in der Tiefgarage verteilt haben, ehe wir es merkten.
Nu isser weg. Aber es bleiben 100.000 km Erinnerungen – diverse Skiurlaube und Reisen bis runter nach Sizilien. Und ein Modell.Tschüß.
(swg)