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Damit dieser Tag nicht gänzlich durch Warten auf Anrufe und Hilfe verplempert ist, entschließen wir uns zu einem späten Spaziergang. Es gibt nord-westlich von Pāvilosta ein Naturschutzgebiet, eine graue Düne. Das wollen wir uns mal angucken. Wir müssen nur 2 km durch den Ort, dann sind wir schon dort.

Eine graue Düne ist letztlich eine durch Vegetation festgehaltene und überwucherte. Irgendwann finden sogar Bäume halt, es entsteht ein Pionierwald und ein später Wald. Hier wachsen teils Gräser und Mose, teils ist schon Wald entstanden. Die Humus-Schicht ist dün bis fast nicht vorhanden, drunter kommt direkt der Dünensand. Das Gaze Gebiet steht unter Naturschutz.Vielleicht nicht das spektakulärste Ziel, aber ich finde solche sich verwandelnden Landschaften schon ziemlich interessant.

Zurück geht es über den Strand. Mika wollte schon wieder unbedingt aus der Kraxe raus. Läuft er halt. Heute sogar etwas gewillter in unsere Richtung. Möglicher Weise ist doch ein gewisser Eindruck von seinem gestrigen Strandausflug bei ihm haften geblieben. Gut so. Ausreißer sind wirklich anstrengend! Jetzt wirft er mit einem begeisterten „hoppa“ Steine in die Brandung.Oha, eine Welle, das kam überraschend. Sehr gerne schmeißt er die Steine auch mit Jannikas Hilfe: Die wirft weiter und es platscht mehr. Dann kichert er begeistert und holt den nächsten Stein. Zwischendrin können wir ihn weiter Richtung Pāvilosta dirigieren. Irgendwann ist Mika so fertig, dass er doch in die Kraxe will. Immerhin sind wir schon an der Hafenmündung, was heißt, dass er über zwei Kilometer weit gelaufen ist.

(swg)

Also eher ab. Die Schraube vom Lenkgetriebe. Gestern Abend noch hatte ich mal wieder eine SMS an meine Werkstatt in Dresden geschickt. Zur Not würde er mir ersatzweise passende Schrauben schicken, mal gucken, was da ist. Aber den Stumpf muss ich noch aus dem Lenkgetriebe kriegen. Bewegen tut sich da so ohne weiteres nichts. Mit meinem rudimentären Notbehelfswerkzeug erreiche ich da nix. Werkstatt also. Eine die Amis macht, in Lettland. Unwahrscheinlich, dass es da eine in der Nähe von Pāvilosta gibt. In zwei Foren – einem lettischen und einem deutschen – hab ich noch einen Hilferuf gepostet. Mal gucken, wwas so kommt.

Und der eine Typ hier vom Hafen spricht deutsch, der will mir heute versuchen zu helfen. Das zieht sich aber, er hat ja schließlich einen Job hier. Und eigentlich bin ich ein bisschen blöde. Warum löse ich das nicht auf die deutsche Art? Natürlich über den ADAC? Da stecken 20 Jahre – inzwischen – Plus-Familien-Mitgliedschaft drin. Genau für den Auslands-Fall, den wir jetzt zum ersten Mal haben. Simpler Weise kann ich mein Problem sogar einfach online melden. Maschinerie in Gang gesetzt.

Eine halbe Stunde später meldet sich jemand telefonisch in gebrochenem deutsch. Sie würden jemanden schicken, der sich das Problem anguckt, sagt sie. Heute vielleicht, aber sicher morgen, am Montag. Gut. Ist halt so. Nachmittags ein weiterer Anruf, ein englisch sprechender Mann erklärt, Sie würden doch lieber zu einer Werkstatt in Liepaja abschleppen, die sich das anguckt, Montag dann. Gut, hab ich mir gedacht, wenn hier einer guckt, bringt das garantiert bei einem 40 Jahre alten Ami nichts. Wie lang das Fahrzeug ist? 5,15  ist kein Problem. Um 8 könnte der Abschlepper da sein. Ich schiebe auf 10, weil ich ja irgendwie das Camp abbreche und auch Klamotten für die Ferienwohnung einpacken muss.

Ehe er auflegt kriege ich noch den Hinweis unter, dass der Chevy mit allem drin gerade 3 Tonnen wiegt. Und das ist gut, er ging von 2,2 Tonnen aus; Das wäre schief gegangen. Er kümmert sich um entsprechenden Transport nach Liepaja – auch für uns alle. Hotel organisieren wir uns selber: Ich glaube, mit einer Ferienwohnung kommen wir besser zurecht. Schaffen wir.

Ob die Werkstätten hier ’ne zöllige Schraube mit höherer Härte auftreiben können, bezweifle ich. Deswegen buchen wir uns eine Ferienwohnung von Montag bis Donnerstag in Liepaja, ganz nah am Strand. Das verschafft uns im Zweifel genug Zeit, Teile aus Deutschland schicken zu lassen. Außerdem verbringen wir die Zeit dann einfach dort wie Urlaub. Auch schön.

(swg)

‚Knack‘ hat’s in der Lenkung gemacht, als ich auf der Wiese des Hafens von Pāvilosta den Chevy gerade ausrichte. Noch hab ich mir bei dem Geräusch und leichten Ruck in der Lenkung nichts gedacht. Wie immer ist es ein bisschen spät geworden, manche Dinge ziehen sich bei uns doch ganz schön. Einkaufen ist sowas: Ein Faktor ist dabei, dass wir die Supermärkte nicht kennen und alles suchen müssen; Im Speziellen die glutenfreien Sachen für Alina, die es oft doch nicht gibt. Wir müssen aber jede potentielle Gelegenheit nutzen ihre Vorräte aufzustocken. Und Mika: Da muss immer einer hinterher sein, sonst räumt er irgendein Regal aus, zerpfriemelt irgendwas oder läuft einfach schnurstracks nach draußen davon.

Jetzt wollen wir das Dachzelt schnell aufklappen und ein kurzes Abendbrot machen. Aber vorn ums Auto rum liegt eine dicke Schraube im Gras, ca. M10 und 10 cm lang. Scheiße!Drunter rumkriechen, wo kommt die her? Fahrwerk bestimmt. Irgendwie von den Blattfedern? Nee. Lenkung? Shit, oben am Lenkgetriebe sind nur noch zwei von drei Schrauben drin!So kann ich definitiv nicht weiter fahren. Wenn noch eine Schraube aufgibt, dann tut das die letzte mit Sicherheit auch gleich mit. Und dann hab ich ein unlenkbares Fahrzeug! Der Chevy macht mich fertig.

Wir bauen erstmal auf. Was bleibt auch anderes übrig? Weiter geht’s ja sowieso nicht. Wieder: Optionen checken. Achja! Morgen ist Sonntag…

(swg)

Ein Regenguss weckt uns heute Morgen, es trommelt auf Dachzeltdach. Müssen wir wohl ein nasses Zelt einklappen. So richtig bleiben wollen wir am litauischen See, Metelys, nicht. Wir haben das Wochenende außer acht gelassen: Da fahren Litauer raus zum Camping und „machen Party“ am See… Der Platz hier ist unser Notbehelf, der anvisierte war leider voll. Eine halbe Stunde später haben wir aber diesen Unterschlupf gefunden.

Gestern haben wir endlich die litauische Grenze passiert. Es ist ein Segen die polnischen Landstraßen hinter uns zu lassen: asphaltierte, zu schmale Buckelpisten trifft es vielleicht am ehesten. Das stundenlange Gehoppel und Geschaukel macht mich matschig im Kopf. Der Sinn für Geschwindigkeit geht völlig verloren. Um die Wolfsschanze herum war’s besonders schlimm, auch weil aus unserer Richtung eine Straße gesperrt ist, und wir noch kleinere Straßen nehmen mussten. Das Fahrwerk des Chevy wurde gefordert, 3 Tonnen auf Blattfedern mit Starrachsen und extremer Bodenfreiheit schaukeln ordentlich. In Litauen war’s sofort besser, wenn man von dem überraschend endenden Asphalt vorm kleinen Grenzübergang absieht. Da brezelt man mit 80 einfach in eine Lehm- und Schotterpiste…

Jetzt fühle ich mich tatsächlich ein bisschen ausgeschlafen, obwohl es noch nicht mal sieben ist. Auf dem Zelt trappeln die Füßchen einer Bachstelze, sonst ist nichts zu hören. Der Partylärm ist abgeebbt. Ein Blick aufs Wetter zeigt ein anrückendes Gewitter. Wir stehen auf offener Wiese, da sind wir besser nicht im Dachzelt. Aber bis dreiviertel acht haben wir Zeit. Nochmal rumdrehen.

Bevor es los geht, sind wir unten im Bus. Schwallweise klatscht das Wasser hinten vom Tarp und oben vom Dachzelt, unablässig zucken Blitze und der Donner grollt.Wir müssen überlegen, wie bzw. wann wir weiter wollen. Nass abbauen macht keinen Spaß.

(swg)

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