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„Da wollt’er nu mit viere lang aus’m Hof kutschiern, und nu hakt’ern Pfostn“. Der Satz hallt immer noch nach, dabei hab ich die Hörspielfassung von Ehm Welks „Die Heiden von Kummerow“ schon sehr lange nicht mehr gehört – aber vermutlich als Kind wenigstens einmal zu oft. Meine Eltern vermutlich auch, denn die Platte rotierte dauernd auf dem Teller. Später fand ich das Buch im Schrank – Mutter hat die Hinstorff-Ausgabe. Und gelesen hab ich das dann auch endlos oft.

Diese schöne Erinnerung hab ich mir wieder in meinen Bücherschrank gestellt, riecht sogar wie früher. 3 2 1 … „Die Gerechten von Kummerow“ gab es gleich noch dazu, die kann ich aber nur vage als Film erinnern.

Dieses Buch erzählt in zweiundzwanzig Kapiteln, der Wahrheit gemäß, was sich in einem halben Jahre, von Palmarum bis Michaelis, als der alte Kuhhirte die Gegend verlassen musste, an hellen und düsteren Ereignissen, an menschlichen Handlungen der Liebe und des guten Willens, der Schwäche und der Böswilligkeit zutrug in Kummerow im Bruch hinterm Berge.
Ein alter von Büchern gestützter Glaube will wissen, das irdische Paradies habe in Vorpommern gelegen; dem Schulzen Christian Wendland sagte sogar seine innere Stimme, es könne nur bei Kummerow im Bruch hinterm Berge gelegen haben. Der Erzähler, auch ein Kummerower, hat beim Nachforschen zwar nicht die Wiege der Menshcheit gefunden, aber, wie er glaubt, ein Stückchen vom Schaukelfuß dieser Wiege. Woher auch sonst als aus dem Paradies könnte die Verzierung auf dem ausgegrabenen Holzstück stammen: ein Gesicht , nicht jung und nicht alt, nicht eines Engels und nicht eines Teufels, einfach ein Menschengesicht, das lacht. Die Berufenen mögen es nachprüfen. Darum widmet der Verfasser das Buch allen jungen Herzen!

Direkt bin ich in Kummerow. Osterferien, das Heiden-Döpen, kirchlich-dörfliche Doppelmoral, Martin Grambauer, Ulrike, Johannes Bärensprung… ach und die Geschichte mit der Einsegnungsgans! ich geh lesen. (swg)

Rainald Grebe kennt der ein oder andere vielleicht noch aus Nightwash oder dem Quatsch Commedy Club.

Ein Buch hat der Mann auch geschrieben, ich habs nicht gelesen. Aber die inszenierte Lesung seines Werkes (Hörproben gibts beim Fanclub), die es auf seiner Seite zu kaufen gibt, habe ich mir angehört: Ein surrealer Trip auf den Weltmeeren, ziellos, verstörend, nur die Antwort auf die eine Frage suchend: Wohin geht die Reise?
So richtig verdaut hab ich den Trip noch nicht – muss ich mir nochmal anhören. Gerade deswegen gibt’s ne Empfehlung. (swg)

Rainald Grebes Seiten
1. Offizieller Rainald-Grebe-Fanclub

Global Fish von Rainald Grebe
S. Fischer Verlag, Frankfurt, 2006
428 Seiten
ISBN: 3-596-16916-X
Preis: 8 €

Global Fish Inszenierte Lesung von Rainald Grebe
560 MByte
414 Minuten
192 kBit/s MP3 (ZIP-Datei)
Preis: 25 € kaufen

Ein klein wenig quält mich das Buch ja. Am meisten damit, dass es ziemlich pubertär ist. Die Story hängt absichtlicher Weise nicht offensichtlich zusammen und der Erzähler und auch die Erzählerperspektive ändern sich laufend. Es läuft verdammt viel kreuz und quer – ansich nichts schlechtes – da zu folgen sollte man nur nicht vorm Einschlafen versuchen.

Pubertär ist es, weil die Löcher in der so schon nicht sehr zusammenhängenden Handlung mit Rumgevögel der handelnden Personen gestopft werden. Und zwar von der Sorte, wie man sie auch im billigen Porno-Groschenheft findet. Scheint ein Phänomen bei amerikanischen Autoren zu sein: Immer wenn sie besonders aufgeschlossen und liberal daher kommen wollen, wird in ihren Büchern – detailiert und unerotisch beschrieben – wild gebummst. Dumm daran ist, dass es eher angestrengt wirkt. Aufgefallen ist mir das schon bei anderen amerikanischen Autoren. Zum Beispiel bei „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving. John Irving ist für mich eh so ein eigenes Kapitel. Weiß gar nicht, was Frau Heidenreich an dem findet. Vielleicht liegt mir auch nur die ‚amerikanische Erzähltradition‘ nicht – oder mir sind die Liberalen Amerikas einfach nur sehr fern. Oh, ich schwiff ab.

Die ganze Illuminatus!-Trilogie dreht sich um die Große Weltverschwörung der Illuminaten. Hagbard Celine und seine Crew bekämpfen sie, die die Macht über die gesamte Welt an sich zu reißen suchen, von ihrem goldenen U-Boot (Leif Erikson) aus. Hagbard gehört zur Legion des Dynamischen Diskord – oder der Erisischen Bewegung? scheint eh das selbe zu sein. Im Mittelpunkt steht ein Reporter, der bei seinen Recherchen über die Illuminaten gestolpert ist. Bevor die Illuminaten seiner habhaft werden können, schnappt ihn sich Hagbard und will ihn seiner Legion des Dynamischen Diskords zuführen.

Querbeet fräsen sich Shea und Wilson mit ihrem aberwitzigen Roman durch die Weltgeschichte und sagen uns, was damals wirklich geschah, wer dafür verantwortlich ist und das in Wirklichkeit sowieso die Illuminaten dahinter stecken. Sie bringen alles und jeden in Zusammenhang mit 5, einem Geheimbund der von den Illuminaten benutzt wird, den Illuminaten selbst, 23, dee Legion des Dynamischen Diskord, 17, Delphinen, Atlantis, Pyramiden, _dem_Auge_, keinesfalls den Illuminaten oder Drogen.

Es ist schon schräg und lustig, was man da vorgesetzt bekommt. Auf jeden Fall lohnt es sich aber, mal über das ein oder andere nachzudenken. Zum Paranoiker sollte man aber nicht neigen, sonst ist Schili auf jeden Fall einer von den Illuminaten – ob er es weiß oder nicht. Schäuble sowieso. Und Beckstein wird nur benutzt.

Netzkinder müssen die Große Weltverschwörung (TM) kennen, Hagbard Celine und sein goldenes U-Boot „Leif Erikson“, dessen Hauptrechner FUCKUP und den Delphin Howard. Das Buch ist Pflichtlektüre für alle Nerds.
Die anderen beiden Teile der Trilogie les ich sicher auch noch. Aber nicht so bald. Erstmal lass ich mir von Peter Scholl-Latour den Nahen Osten erklären.
Heil Eris! alles Heil Diskordia, Kallisti! (swg)

Illuminatus! Das Auge der Pyramide
Robert Shea, Robert A. Wilson [Wikipedia]
Original: «Illuminatus! The Eye Of The Pyramid» bei Dell Publishing Co., Inc., New York
ISBN 3-499-22271-X

Sommer, Sonne, Sonnensegel. Und wenn man auf der Terasse rumlungert, empfiehlt sich ein gutes Buch. Nachdem ich von The Chronicles of Mars eher enttäuscht war, wollte ich erstmal keine Science Fiction mehr.

Irgendwann hat Elke Heidenreich mal in Lesen auf dem ZDF Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel vorgestellt. Sie war ganz begeistert, so richtig rangetraut habe ich mich aber nicht. Außerdem stand das Buch auf der Spiegel-Bestseller-Liste; das sprach erstmal dagegen. Nachdem nun aber vor meiner Mensa der fliegende Buchhändler ein „Mängelexemplar“ mehrfach wieder mitnehmen musste, hab ich es gekauft – 5€ tun nicht weh.

Frau Heidenreich hat recht. Schiffbruch mit Tiger nimmt uns mit auf eine phantastische Reise. Dabei geht es nicht nur über den Ozean, sondern auch durch geistige Welten.
Unser Romanheld, der 16jährige Pi Patel, ist der Sohn eines indischen Zoodirektors. Pi ist Anhänger gleich dreier Religionen, er ist bekennender Muslim, Christ und Hinduist. Seine Eltern sehen sein religiöses Streben nicht unbedingt mit Wohlwollen – sie wollen moderne Inder sein. Aber sie lassen ihm seinen Glauben. Als seine drei Glaubenslehrer Sonntags auf dem Marktplatz mit seiner Familie aufeinander treffen, entspinnt sich ein satirischer Konflikt zwischen den Religionen.

1976 wird Vater Patel Indien zu eng. Indira Gandhi wird der Wahlfälschung überführt regiert aber, statt zurückzutreten, mit Hilfe der Notstandsgesetze bis 1977 weiter (Wikipedia). Familie Partel beschließt nach Kanada auswandern – hier beginnt die eigentliche Geschichte. Der Zoo wird aufgelöst und viele Tiere werden verkauft. Einige sollen die Patels auf ihrer Überfahrt begleiten. In der sturmgepeitschten See des Pazifiks erleiden sie Schiffbruch. Pis ganze Familie und die Besatzung des maroden Dampfers gehen unter – trotzdem ist er nicht allein. Aber das ist eher kein Glück, denn mit ihm rettet sich ein bengalischer Tiger auf sein Boot. Wie er das überlebt, soll aber bitte jeder selber lesen.

Die Geschichte dieses Schiffbruchs und wie Pi sich rettet ist fast schon phantastisch. Was man ihm glauben will und was wohl erfunden ist, erscheint mir jetzt recht nebensächlich. Zu sehr hat mich das Buch begeistert und in seinen Bann gezogen, als dass das noch eine Rolle spielte. Lesen! (swg)

Cover Schiffbruch mit TigerSchiffbruch mit Tiger von Yann Martel
Fischer Verlag, Frankfurt, 2003
Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
384 Seiten
ISBN: 3-596-15665-3
Originalausgabe erschienen 2001 unter dem Titel Life of Pi
bei Alfred A. Knopf, a division of Random House of Canada

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