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Anne (R.) hat gefragt, ob wir nicht Lust hätten, uns hier mal zu vergnügen: Detlef Bierstedt (dt. Synchronstimme von George Clooney) und Oliver Rohrbeck (dt. Synchronstimme von Ben Stiller & Justus Jonas von den „drei ???“) lesen vor – und zwar alles, was die Zuhörer mitbringen, vom Gedicht über Zungenbrecher bis zu Kurzgeschichten und Buchausschnitten kann alles kredenzt werden, gern auch chinesische per Googel übersetzte Bedienungsanleitungen oder dem letzten TÜV-Mängelbericht.

Der Tisch für mitgebrachte Texte biegt sich unter der Last – Auswahl ist genug da. Ist auch kein Wunder, wenn manch eine ihren kompletten Einkaufsbeutel da ausleert. Ein schöner Spaß, vor allem, da sich Detlef und Oliver mehr und mehr in die Texte legen, je weiter der Abend fortschreitet. Und je mehr dem Bier/Wein zugesprochen wird.

Nach Hause wollen wir danach noch nicht, streifen durch die Neustadt und bleiben im/aufm Canapé liegen. Heiße Schokolade fließt in Strömen. Wenig später stolpert auch unsere Vorlesertruppe herein. Deren Umweg war nur größer.

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Einfach mal in eine Kneipe gehen und erst wieder aufstehen, wenn man sich eigentlich gern hinlegen würde: fehlt mir tatsächlich etwas. Oma muss öfter ran, denke ich.

(swg, Maria)

Frank hatte angerufen: Da wären im Theater Wechselbad noch ein paar Karten zur Lesung von Dieter Nuhr! Ob wir da auch mit kämen…? Na klar, machen wir!

Dieter Nuhr? In Dresden? Im Netz ließ sich nichts ergoogeln. ‚Im Wechselbad? wo issn das?! Wann sol der da sein? Nö.‘ Kein Wunder. Was in der handymobilen Audio-Kompression untergegangen war: Dieter Moor liest im Wechselbad!

Eigentlich ist das noch besser: Dieter Moor „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht: Geschichten aus der arschlochfreien Zone“. Der schweizer TV-Moderator und Schauspieler dürfte den meisten in .de aus ttt – titel thesen temperamente auf der ARD bekannt sein.

Irgendwann 2003 wollte Dieter Moor aus seinem beschaulichen schweizer Berghof raus. Ganz woanders hin. Und was wäre abwegiger läge da näher, als nach Brandenburg zu ziehen?


Die Geschichten, die er über seinen Umzug zu erzählen weiß, machen Spaß, besonders die Vergleiche zwischen der schweizer und der brandenburger Mentalität. Auch ein Buch, was in meine Wünsch-Dir-Was-Liste kommt.

Danke Frank, fürs Mitschleifen. (Maria, swg)


Es ist etwas eng in der Vinothek des Westin Bellevue, wo wir unsere literarische Reise beginnen. Nach einem Witz über den Papst lernen wir bei Jaromir Konecny etwas über Tantrasex und Brokkoliblähungen. Vielleicht etwas mehr, als ich in meinem Alter schon wissen wollte. Aber mit 56 sieht das eventuell anders aus… wenigstens legen das die glucksenden Lacher der „Damen älteren Semesters“ nahe.

Der ganze Pulk stürmt nun hinaus, um in der Kälte dieser letzten Oktobernacht den Bus zu erwarten. Die Eile war umsonst. Wir grübeln, ob es sich lohnt, zu einer anderen Station zu laufen – lang genug, dass der Bus wohl eh gleich anrollt. Wahrscheinlich sind dort eh genau so viele Leute. Der Bus rollt heran.

Mit etwas Verspätung erreichen wir die Treberhilfe. Leider haben wir Pech und die Lesung hat schon begonnen. Glücklicherweise ist der Text nicht soo lang und Regina Felber liest gleich noch einmal „Unter den Obdachlosen von Whitechapel“ von Egon Erwin Kisch. Guter Text, leider holpert sie etwas durch. Eigentlich kann sie super lesen, hat sie früher schon unter Beweis gestellt.

Die nächste Station ist nur ein paar Meter weg am Albertplatz: in der Villa Augustin, dem Erich Kästner Museum. Matthias Klösel liest ganz großartig Hermann Hesses „Die Autorenlesung“. Ohgottohgott ;) Endlich, der erste dieses Abends, der sich voll in seinen Text legt. Die Figuren enstehen tatsächlich vorm inneren Auge. Soetwas zu können finde ich ja eine bemerkenswerte Fähigkeit.

Ihn würde ich gerne mal in einem Hörbuch hören – vielleicht hat er ja schon? Keine Zeit nachzugucken, die Hatz geht weiter.

Auch zum Neustädter Bahnhof sind es wieder nur ein paar Schritte. Wir warten nicht erst auf den Bus, der prompt an uns vobei fährt. Trotzdem kriegen wir noch Sitzplätze. Roland Florstedt liest uns „Prager Fracht“. Mathias Kopetzki hat eine erste Reise nach Prag aufgeschrieben, die unfreiwillig in einem Sarg stattfindet… Ganz nett und lustig. Passt auch zu Bahn, so komfortmäßig… Nee, bin ich garstig!

Da wir bis zum Bus noch etwas Zeit haben, suchen wir im Bahnhof nach etwas Essbarem. Es hat aber nur Burger King auf. Dann muss Schokolade reichen. Der Bus kommt.

Weit draußen auf der Großenheiner Straße liegt das Tanzwerk. Hier müssen wir am Eingang die Latschen ausziehen und dürfen dann auf Gymnastikmatten platzen. Schulturnhallenflair. So dreht sich dann auch Haseks Text um Schülerstreiche. Eigentlich hab ich immer Spaß an Haseks Texten gehabt. Aber Mit dem „Spiritistischen Nachmittag“ werde ich einfach nicht warm. Soviel Mühe sich Frau Köhler auch gibt,

es dehnt sich auch der Text.

Auch im Sudhaus der Hausbrauerei Schwingenheuer wird es nicht besser. Die Stammtischgeschichtchen über „Leli“ sind nix für mich. Dafür lass ich mir ein Rotes von Lenin (so der Spitzname des Brauereibesitzers) zapfen. Köstlich! Seine Biere kriegt man in einigen Dresdner Kneipen.


Jetzt kommt ein kleines Highlight: Das Militärhistorische Museum ist seit diesen Jahres neu eröffnet. Kein geringerer als Daniel Liebeskind hat hier Hand ans Gebäude gelegt. Aus der alten Fasade ragt jetzt ein gigantischer gläserner Keil. Getuschel hinter uns empört sich, ‚Wie man denn so eine tolle Fasade mit so einem hässlichen Glaskeil verunzieren könne…‘. Dresden halt.

Ich find’s ganz nett und die Symbolik auch ok: 42° spitzer Winkel entsprechen der Anflugformation der Bomber auf Dresden.
Oben von der Plattform kann auf das Kriegsziel schauen.

Nix für Mutti: man kann durchs Gitter runter gucken.

Drinnen setzt der Keil sich fort, keine Wand ist gerade. Keine Senkrechte oder Waagerechte, die Orientierung bietet, ein leichtes Gefühl von Schwindel bzw. Seekrankheit stellt sich ein.

Auch der Text ist etwas besonderes: Geschrieben von Bernd Hohlen, dem Veranstalter der Shuttlelesungen, geht es um die Kriegsväter, ihre Heimkehr und dem vor den anderen verborgenen Grauen, dass sie erlebt haben. Phillipp Lux liest, fesselnd.

Bis Anfang 2012 ist der Eintritt im Militärhistorischen Museum Dresden übrigens frei.

Wir zwangsgammeln noch ein wenig im Foyer herum, der Bus ist gerade weg. Damit wär uns der Zahn gezogen, dass wir die Runde heute ganz schaffen.

Passend geht es weiter mit einer Backenzahnbehandlung in der Marcolini-Klinik

Karel Čapek hat „Zahnschmerzen“ geschrieben, gelesen hat es Hanns-Jürgen Weber – Eine falsche Entschuldigung mehr, nicht zum Zahnartzt zu gehen ;)

Im Saitenwechsel (Gitarren und Geigenbau au der Prießnitzstraße) treffen wir auf jemanden Besonderes: Steven Merting. Die meisten müssten ihn aus Wolffs Revier kennen.

Er liest von Jaroslav Zak „Töne strömen durch die Welt“ (aus Der verkohlte Pythagoras).

Zum Schluss statten wir dem Dresdner Sezession 89 e.V. / Galerie 3
einen Besuch ab. Von Max Brod hören wir „Frühling in Prag“ (aus Wege des Kubismus).

Na sowas, Helga Werner liest. Mit ihr hatte ich schon 2006 die Prager Nacht beschlossen.

Schön war’s. Endlich einmal wieder. Ich kann es immer wieder nur empfehlen.

(Maria, swg)

„Ey Du Wichser!!1“ schallt es unten über den Hof. Wie schön. Neues Semester fängt an und diesmal kommt die Hälfte – also das Doppelte – der Studenten direkt vom Schulhof.

Achja: Grund

(swg)

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