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Sieben Wälzer! der nächste immer noch dicker, die Schrift immer noch kleiner als beim vorhergehenden. Ich hoffe Herr King nimmt’s mir nicht übel, wenn ich jetzt sage, dass ich irgendwie froh bin, endlich durch den Dunklen Turm gekommen zu sein und glücklich, dass es jetzt vorbei ist. Nun mag sich das anhören, wie der Auftakt zum großen Wehklagen ob vertaner Zeit. Ist es aber nicht! Es war großartig. Episch.Stephen King - Der dunkle TurmIn einem Universum, in dem die Realität aller Welten auseinanderbricht, reist Roland auf der Suche nach dem Dunklen Turm. Ihn zu finden ist seine einzige Hoffnung. Dort die Welt gegen den Scharlachroten König zu verteidigen, sein einziges Ziel.

Zwischendrin hatte ich immer mal die Erkenntnis, dass gar nicht so viel Geschichte ansich erzählt wird. Eher die Ausführlichkeit macht die Bücher dick. King widmet sich bis ins Kleinste seinen Charakteren und detaillliert ihre Beziehungen untereinander größtmöglich. Ich mag sowas.

Durchhaltewillen braucht man trotzdem, und es ist gefährlich, zu große Pausen zwischen den einzelnen Bänden einzulegen: Zu leicht verliert man den Überblick über die Personen.

Ich hätte ja noch einen Untertitel parat:
Wie es garantiert normalerweise nicht ist.

Mehr als ein Jahr hat sich Norah Vincent als Mann ausgegeben um die Welt mit Männeraugen zu sehen. Die New Yorker Journalistin gibt ihren Job auf und stürzt sich in einen Selbsterfahrungstrip.

Dabei hat Norah Vincent sich übel verrannt. Mit dem hehren Ziel angetreten, die Welt der Männer zu erfahren, zu ergründen wie sie ticken, zu erleben was sie antreibt, hat sie doch nur totale Krisengebiete heimgesucht. Am Ende ist sie selbst behandlungsreif. Dabei hätte die Reise durchaus interessant sein können. Warum aber sucht sie die totalen Extreme männlichen Daseins? (Man denke an einschlägige Deo-Werbung…) Im Extrem erlebt man(n) nie den Alltag. Der durchschnittliche Mann geht nicht in die billigsten, schmierigsten Lap-/Tabledance-Bars, der durchschnittliche Mann lebt nicht in einer katholischen Bruderschaft im Kloster. Der durchschnittliche Mann arbeitet nicht in einer Drückerkolonne und der durchschnittliche Mann ist nicht in einer Selbsthilfegruppe oder der Maskulinismus-Bewegung. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Europa nicht nach der amerikanischen Kultur lebt, glaube ich kaum, dass „drüben“ die Regel ist, was sich Norah Vincent in ihrem Experiment antut. Einzig die (viel zu kurzen und zu seltenen) Analysen geschlechterspezifischen Verhaltens (wie unterschiedlich Frauen und Männer sprechen, etc.) waren sehr interessant.

So ist das Buch fast durchgängig eine Enttäuschung. Es hätte ihr und dem Buch gut getan, als Mann einen normalen (Büro-)Job anzunehmen und sich im Alltag hunderttausender umzusehen. Vielleicht wären dann sogar ein paar interessantere Aspekte zwischenmenschlicher und geschlechtlicher Beziehungen zu Tage getreten, als das die alten, abgenutzten Klischees von „Männer wollen Sex um ‚Druck‘ abzubauen“ und „Männer reden nicht über Gefühle“ oder „Frauen wollen einen harten Kerl, der trotzdem zart ist“ nochmal gedroschen wurden.

Ich hoffe inständig, dass die dauernd in Buchvorstellungen zu lesende Empfehlung an Frauen, sie könnten in dem Buch etwas lernen, nicht ernst genommen wird. Ich kenne keine Männer die in Norah Vincents Männerwelt leben.

Schade, ich hatte mir mehr erhofft. (swg)

Enthüllungen, Mein Jahr als Mann von Norah Vincent
Droemer Verlag München, 2007
384 Seiten
ISBN: 978-3-426-27415-6
Preis: 19,90 €

„Da wollt’er nu mit viere lang aus’m Hof kutschiern, und nu hakt’ern Pfostn“. Der Satz hallt immer noch nach, dabei hab ich die Hörspielfassung von Ehm Welks „Die Heiden von Kummerow“ schon sehr lange nicht mehr gehört – aber vermutlich als Kind wenigstens einmal zu oft. Meine Eltern vermutlich auch, denn die Platte rotierte dauernd auf dem Teller. Später fand ich das Buch im Schrank – Mutter hat die Hinstorff-Ausgabe. Und gelesen hab ich das dann auch endlos oft.

Diese schöne Erinnerung hab ich mir wieder in meinen Bücherschrank gestellt, riecht sogar wie früher. 3 2 1 … „Die Gerechten von Kummerow“ gab es gleich noch dazu, die kann ich aber nur vage als Film erinnern.

Dieses Buch erzählt in zweiundzwanzig Kapiteln, der Wahrheit gemäß, was sich in einem halben Jahre, von Palmarum bis Michaelis, als der alte Kuhhirte die Gegend verlassen musste, an hellen und düsteren Ereignissen, an menschlichen Handlungen der Liebe und des guten Willens, der Schwäche und der Böswilligkeit zutrug in Kummerow im Bruch hinterm Berge.
Ein alter von Büchern gestützter Glaube will wissen, das irdische Paradies habe in Vorpommern gelegen; dem Schulzen Christian Wendland sagte sogar seine innere Stimme, es könne nur bei Kummerow im Bruch hinterm Berge gelegen haben. Der Erzähler, auch ein Kummerower, hat beim Nachforschen zwar nicht die Wiege der Menshcheit gefunden, aber, wie er glaubt, ein Stückchen vom Schaukelfuß dieser Wiege. Woher auch sonst als aus dem Paradies könnte die Verzierung auf dem ausgegrabenen Holzstück stammen: ein Gesicht , nicht jung und nicht alt, nicht eines Engels und nicht eines Teufels, einfach ein Menschengesicht, das lacht. Die Berufenen mögen es nachprüfen. Darum widmet der Verfasser das Buch allen jungen Herzen!

Direkt bin ich in Kummerow. Osterferien, das Heiden-Döpen, kirchlich-dörfliche Doppelmoral, Martin Grambauer, Ulrike, Johannes Bärensprung… ach und die Geschichte mit der Einsegnungsgans! ich geh lesen. (swg)

Ein klein wenig quält mich das Buch ja. Am meisten damit, dass es ziemlich pubertär ist. Die Story hängt absichtlicher Weise nicht offensichtlich zusammen und der Erzähler und auch die Erzählerperspektive ändern sich laufend. Es läuft verdammt viel kreuz und quer – ansich nichts schlechtes – da zu folgen sollte man nur nicht vorm Einschlafen versuchen.

Pubertär ist es, weil die Löcher in der so schon nicht sehr zusammenhängenden Handlung mit Rumgevögel der handelnden Personen gestopft werden. Und zwar von der Sorte, wie man sie auch im billigen Porno-Groschenheft findet. Scheint ein Phänomen bei amerikanischen Autoren zu sein: Immer wenn sie besonders aufgeschlossen und liberal daher kommen wollen, wird in ihren Büchern – detailiert und unerotisch beschrieben – wild gebummst. Dumm daran ist, dass es eher angestrengt wirkt. Aufgefallen ist mir das schon bei anderen amerikanischen Autoren. Zum Beispiel bei „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving. John Irving ist für mich eh so ein eigenes Kapitel. Weiß gar nicht, was Frau Heidenreich an dem findet. Vielleicht liegt mir auch nur die ‚amerikanische Erzähltradition‘ nicht – oder mir sind die Liberalen Amerikas einfach nur sehr fern. Oh, ich schwiff ab.

Die ganze Illuminatus!-Trilogie dreht sich um die Große Weltverschwörung der Illuminaten. Hagbard Celine und seine Crew bekämpfen sie, die die Macht über die gesamte Welt an sich zu reißen suchen, von ihrem goldenen U-Boot (Leif Erikson) aus. Hagbard gehört zur Legion des Dynamischen Diskord – oder der Erisischen Bewegung? scheint eh das selbe zu sein. Im Mittelpunkt steht ein Reporter, der bei seinen Recherchen über die Illuminaten gestolpert ist. Bevor die Illuminaten seiner habhaft werden können, schnappt ihn sich Hagbard und will ihn seiner Legion des Dynamischen Diskords zuführen.

Querbeet fräsen sich Shea und Wilson mit ihrem aberwitzigen Roman durch die Weltgeschichte und sagen uns, was damals wirklich geschah, wer dafür verantwortlich ist und das in Wirklichkeit sowieso die Illuminaten dahinter stecken. Sie bringen alles und jeden in Zusammenhang mit 5, einem Geheimbund der von den Illuminaten benutzt wird, den Illuminaten selbst, 23, dee Legion des Dynamischen Diskord, 17, Delphinen, Atlantis, Pyramiden, _dem_Auge_, keinesfalls den Illuminaten oder Drogen.

Es ist schon schräg und lustig, was man da vorgesetzt bekommt. Auf jeden Fall lohnt es sich aber, mal über das ein oder andere nachzudenken. Zum Paranoiker sollte man aber nicht neigen, sonst ist Schili auf jeden Fall einer von den Illuminaten – ob er es weiß oder nicht. Schäuble sowieso. Und Beckstein wird nur benutzt.

Netzkinder müssen die Große Weltverschwörung (TM) kennen, Hagbard Celine und sein goldenes U-Boot „Leif Erikson“, dessen Hauptrechner FUCKUP und den Delphin Howard. Das Buch ist Pflichtlektüre für alle Nerds.
Die anderen beiden Teile der Trilogie les ich sicher auch noch. Aber nicht so bald. Erstmal lass ich mir von Peter Scholl-Latour den Nahen Osten erklären.
Heil Eris! alles Heil Diskordia, Kallisti! (swg)

Illuminatus! Das Auge der Pyramide
Robert Shea, Robert A. Wilson [Wikipedia]
Original: «Illuminatus! The Eye Of The Pyramid» bei Dell Publishing Co., Inc., New York
ISBN 3-499-22271-X

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