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Ist das nicht unglaublich? Viertel vor zehn stehen wir auf dem Parkplatz der Falu Miene: wir sind zu früh! Es schüttet aber auch wie aus Eimern,wir haben Zeit die Kinder und uns wetterfest anzuziehen.

Falu Mine ist Weltkulturerbestätte. Im 17. Jahrhundert kamen zwei drittel des weltweit geförderten Kupfers aus Falun. Daneben entrang man dem Boden auch Silber und Gold. Bis zur Stilllegung 1992 hat man hier Erz gefördert, das aber kaum noch Kupfer, sondern hauptsächlich Schwefel, Zink und Blei enthielt.

Im Empfangsgebäude erfahren wir, das Kinder unter drei nicht mit Untertage dürfen. Ich bleibe mit Jannika oben, dann hab ich Zeit, mich durch das Museum zu lesen und mit den interaktiven Sachen zu spielen. Wann krieg ich sonst schon mal so viel Zeit dafür?

Maria und Alina steigen in die Grube hinab: 400 Stufen.Der Eimer da, sieht kleiner aus, als er ist.Die Bergleute fuhren auf dem Rand stehend zu acht in den 208 m tiefen Schacht hinab. Wer zwischendrin in einen Seitenstollen aussteigen wollte, musste schaukeln und abspringen. Oder sie konnten die Treppe nehmen.Die Kavernen sind zum Teil gigantisch groß. Kaum vorstellbar, dass Menschen das in Handarbeit erreicht haben.Besser ans Tageslicht zurück, das geht mit dem Aufzug.

Das Museum ist spannend gestaltet. Sehr viele Bergbauingenieure haben geniale Lösungen zur Erleichterung der Arbeit erdacht. Dazu gibt es im Museum viele Modelle, die teilweise auch angefasst werden dürfen – toll für Kinder. Im Museumshof sind die geschürften Metalle und Nebenprodukte gezeigt, alle ersehen mit ihren alchemistischen Zeichen.In solchen Hütten sind sie dann im Einzelnen erklärt.Werfen wir noch einen Blick in den offenen Teil der Falu Gruva.Der linke Turm steht über dem Hauptschacht, über den die Bergleute ein-und die Erzeimer ausfuhren. Hier wurde auch das Wasser gepumpt, damit die Grube nicht voll lief.Der 208 m tiefe Schacht.kribbelt bei mir ordentlich, wenn ich mich auf das Gitter stelle.

Angetrieben wurden die Grubenpumpen in früherer Zeit von einem riesigen Wasserrad, gleich im Haus daneben.Wie groß das Wasserrad ist, kann man auf Bildern kaum erkennen.Mit Kind daneben – 15 m hat es im Durchmesser (das Rad, nicht das Kind)!!Oh das allerwichtigste, was auch heute noch aus der Miene kommt, dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen! Ist es doch für Schweden von nationaler Bedeutung: Falu RödFärg. Die rote Farbe, die hier die Mehrzahl der Holzhäuser schmückt, wird aus dem Abraum der Miene gewonnen. Hauptsächlich besteht das Pigment aus Eisenoxid und Eisenvitriol. Allerdings muss der Abraum 50 bis 70 Jahre vor sich hin oxidieren, ehe er verarbeitet werden kann. Die Halden dürften aber noch ein paar hundert Jahre reichen, ganz Schweden zu tünchen. Es gibt übrigens nicht nur rot, auch grau, blau, gelb, und schwarz wird hergestellt. Klar haben wir ein Döschen rot mitgenommen.

Inzwischen ist es Nachmittag und wir verabschieden uns von der Miene. Ein paar Kleinigkeiten kaufen wir ein, dann führt uns die 50 weiter nach Norden. Nicht allzuweit allerdings. Auf einem Rastplatz an einem kleinen See richten wir uns für die Nacht ein.

147.485 km (1.604 km)

(swg)

Gestern Abend war der Abwassertank dann endgültig so voll, dass die Dusche nicht mehr ablaufen wollte. Es fängt auch an zu müffeln. Handlungsbedarf! Prinzipiell sollen Raststätten eigentlich Entsorgungsmöglichkeiten bieten – liest man so in Foren. Tun sie praktisch nicht oft, und wenn, dann ist es nur die Latrin zum entleeren der Chemietoilette. Bodenablässe hab ich nur mal im Süden Schwedens gesehen – selbst Campingplätzen fehlen die oft.

Der geplante Badetag fällt buchstäblich ins Wasser, wir suchen lieber einen Spielplatz in Uppsala auf. Wir machen vorher noch einen Versuch bei Statoil im Einkaufspark von Uppsala unser Grauwasser zu entleeren. Deren Service-Stationen sollen einen Ablass bieten. Fehlanzeige auch hier. Dafür hol ich im Baumarkt fest schließende Abflussstöpsel, dann kommt wenigstens erstmal nichts zurück… Im Norden Uppsalas gibt es noch einen Campingplatz, der einen Bodeneinlass haben sollte, den nehmen wir ins Visier.

Unübersehbar in Uppsala ist der Wasserturm.Mehr als den aus der Ferne gucken wir uns hier nicht an. Städtetouren sind für Alina nicht gerade interessant, das strengt sie (und dann uns) zu sehr an. Wenn sie älter ist, vielleicht. Im Moment ist die Natur für sie interessanter, wenigstens finden wir dort immer etwas, um sie zu motivieren.

Erstmal aber: Spielplatz! Über die Brücke müssen wir.Der Spielplatz im Stadsträdgården ist klasse gestaltet. Die Doppelschaukel findet Alina großartig, nur leider mag Jannika nicht schaukeln.

Nach ein paar Nudeln im Womo ist es halb zwei. Die Kinder sind hinreichend platt, sodass wir wohl etwas Strecke zurücklegen können. Jetzt kommt mal zaghaft die Sonne gucken. Trotzdem geht’s jetzt los. Der Campingplatz knöpft uns 50,-Kr für die Entsorgung ab. Aua. Was soll’s.

Immer nach Norden auf der E4 geht es durch nichts als flaches Land.Und Wald. Und manchmal ein Feld.Aber meist flaches Land mit Wald.

Ab Gävle ändert sich die Geografie merklich: Auf der E16 wird es gebirgig. Es bleibt aber beim Merken, sehen tut man weiterhin nur Wald. Dafür gießt es jetzt wie aus Kannen. Wir schaffen es tatsächlich bis Falun! Kurz vor der Stadt biegen wir ab, um einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Wir landen auf dem Parkplatz des Barockgarten in Gamla Staberg. Hier sind wir vollkommen allein.Kurz nach fünf nieselregnet es nur noch, werfen wir einen Blick in den Garten.Es handelt sich um einen Nutzgarten, wir man ihn zu Barockzeiten angelegt hat, mit klaren Linien und exakter, regelmäßiger Aufteilung.Im Gemüsegarten freut sich Alina über alles, was sie erkennt. (Möhren, Kürbis, Petersilie…)Alte Apfelsorten bewahrt man hier außerdem.

Jannika strengt das Laufen an einer Hand immer noch sehr an,macht aber nichts, denn sie hat etwas zu Essen! gefunden…Maria versucht draußen im Wald die Dose ihres Multi-Geocaches zu bergen. Wir essen derweil Blaubeeren, die hier wieder in rauen Mengen wachsen.Dann geht’s zurück zum Womo.

147.424 km (1.549 km)

Wir fahren wieder nordwärts, unser nächstes Ziel ist die Falu-Miene.

Der Grauwassertank ist immer noch randvoll aber mehrere Rastanlagen nacheinander haben nicht mal eine Latrin. Bleibt’s halt erstmal drin; 80 L sinnloser Ballast… Immerhin hat mir ein Tankwart beim Googlen geholfen: „Tömningsstationen toalettavfall“ hat er gesucht. Im Süden Uppsalas im Yachthafen wird zum Beispiel was angezeigt.

Ein bisschen Umweg müssen wir fahren, da die Brücke im Süden Uppsalas gesperrt ist. Im Hafen angekommen stellt sich raus, dass die Anlage wohl ausschließlich den Booten vorbehalten ist. Na egal. Einen Stellplatz für die Nacht haben wir, denn hier ist das Übernachten nicht verboten.Ein bisschen weitergoogeln ergibt, dass alle angezeigten Stationen in Häfen liegen Reinfall.

Den morgigen Vormittag werden wir mal wieder am Strand verdödeln – der ist hier gleich um die Ecke. Das Wetter soll’s hergeben. Mal sehen, wie weit wir am Nachmittag fahren können – vielleicht erreichen wir ja Falun.

147.213 km (1.338 km)

(swg)

Einen Besuch statten wir Stockhom noch ab. Der Skansen-Park ist unser Ziel. Erstmal müssen wir aber vom Zeltplatz runter. Eine U-Bahnstation weiter in Axelsberg finden wir einen Parkplatz fürs Wohnmobil, von da fahren wir rein.

Die öffentlichen Verkehrsmittel in Stockholm lohnen sich, zumal die Stadt zeitweise PKW-Maut erhebt. U-Bahn, Bus und Straßenbahn verkehren. Da die App von SL auf Marias Tablet nicht will, hatten wir uns für 20,-Kr die SL-Card gekauft. Die funktioniert wie eine Prepaid-Karte, zudem bekommt man einen Rabatt auf Einzeltickets. Auf der Karte werden auch die gebuchten Tickets vermerkt. Man kann für 115,-Kr ein Tagesticket pro Person bekommen.

Wir haben uns aber dagegen entschieden, da wir pro Tag nur einmal rein und wieder raus wollen. Eine Einzelfahrt (75 min) kostet 25,-Kr pP, Kinder bis 6 Jahre fahren frei. Das Tolle an der SL-Card ist auch, dass man sich nicht mit den Ticket-Automaten auseinandersetzen muss: An jeder U-Bahn-Station sitzt ein Mensch am Schalter und kann einem Tickets buchen (fahren mehrere Personen auf einer SL-Card, muss man ihn eh um Durchlass an den automatischen Türen zur U-Bahn bitten).

Heute fahren wir nach der U- gleich noch mit der Straßenbahn. Wir erwischen eine von den historischen, die direkt über den Strandvägen zum Skansen fährt.Hier sitzt ein Schaffner an Bord. Der kann nicht nur Tickets kontrollieren sondern auch auf die SL-Card buchen.

Der Skansen ist eine Sammlung von Gebäuden aus mehreren Epochen und allen Landesteilen Schwedens. Hier zum Beispiel eine alte Schule.mit Klassenraumund der Wohnung des Lehrers.Bemerkenswert und schön ist, das überall Personal steht, mit dem man sich auch unterhalten kann. Englisch geht nahezu immer, die Nachfrage, ob jemand englisch spricht, schenke ich mir inzwischen.

Daneben gibt es im Skansen jede Menge Tiere – sowohl die typischen Nutz- und Haustiere als auch die aus der skandinavischen Wildnis (auch Elche).Endlich auch Elche – viel besser bekam man die leider nicht vor die Linse, Mittagsträgheit…Das Rentier lies sich bereitwilliger ablichten.Dazwischen finden sich immer wieder Fahrgeschäfte und Spielplätze.Und man rühmt sich im Skansen, jede in Schweden zu findende Pflanze vertreten zu haben. Nur irgendeine im Norden vorkommende Birke gedeiht so weit südlich nicht.

Viele der Gebäude – die Bauernhöfe z.B. – werden für die Tiere noch benutzt. Auch traditionelles und Kunsthandwerk wird gepflegt. In der Glasbruk kann man den Glasbläsern zuschauenoder beim Bäcker Süßes frisch aus dem Ofen kaufen.

Da der Tag immer weiter fortschreitet und der Park einfach riesengroß ist, vergammeln wir die Zeit bis zum späten Nachmittag hier. Die Kinder haltens auch irgendwie durch.

Aber irgendwann müssen wir doch aufbrechen. Stockholm sollten wir schon noch hinter uns lassen. Irgendwo muss sich ein Platz zum Übernachten finden. Unser nächstes Ziel ist die Falu Miene. Bis dahin schaffen wir es heute eher nicht, aber Uppsala könnte klappen.

(swg)

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