Die ersten neblig-kalten Tage im Herbst. Mit heißem Kakao auf der Couch und diesem heimeligen Geruch nach warmem Heizungsstaub in der Luft…
Die ersten neblig-kalten Tage im Herbst. Mit heißem Kakao auf der Couch und diesem heimeligen Geruch nach warmem Heizungsstaub in der Luft…
Mittwoch Abend hat Mika wieder Mal Fieber gehabt, Donnerstag Morgen wäre seine nächste Impfung fällig gewesen – so natürlich nicht, die Grippeimpfung musste ausfallen. Seine Dauer-Erkältung hat mir weniger Sorgen gemacht als der jetzt neu dazu gekommene Husten. Also trotzdem mal bei der Kinderärztin vorbei gehen und den kleinen Kerl vorstellen. Pünktlich bei der Kinderärztin zeigt er, dass es ihm nicht so gut geht, er atmet deutlich gepresst. Beim Abhorchen erst ein »das klingt aber nicht gut«, dann ein »Beginnende Lungenentzündung!«. Das kam jetzt doch überraschend, wir sollen gleich mit Antibiotika draufhauen. Ohje. Na gut.
Eigentlich ist Mika recht fröhlich drauf. Nachdem wir kurz das Rezept in der Apotheke eingelöst haben, will er wieder spazieren gehen. Aber er gerät ziemlich schnell außer Atem, was ihn offenbar selbst verblüfft. Seine Ziele beim Herumspazieren liegen weiter weg, als er gerade über Ausdauer verfügt. Er wirkt ein wenig deprimiert, wie er da auf dem Parkplatz vorm Konsum herumsteht. Gerne wäre er weiter auf den Randsteinen herumbalanciert, vielleicht vorn herum am Schreiberli vorbei gestapft: Geht aber nicht. Er ist müde, also gehen wir einfach heim; Heißt: Ich trage ihn, was wirklich nicht häufig passiert. Ein klein wenig Spielen wir noch, lunschen ins Müsli, gucken Bücher an und dann ist Schicht im Schacht, einfach eingeschlafen über einem Buch, auf meinem Schoß.Bewegen durfte ich mich in der ersten Stunde nicht, fast wäre er mir aufgewacht. Dann hätte ich ein sehr knatschiges Kind gehabt. Leider lag nicht mal mein Handy in Griffweite, mir blieb auch nur, ein Nickerchen zu machen. Gibt schlimmeres. Nach einer Stunde konnte ich Mika doch abkippen, er hat zum Glück einfach weiter geratzt. Was tun ist jetzt aber trotzdem schwierig, schließlich liegt das Kind im Wohnzimmer auf der Couch. Und nix was ich tue darf Lärm verursachen… Naja, ’ne Waschmaschine krieg ich angeworfen, bissel was aufgeräumt; Ansonsten ist die Verdammnis zur Tatenlosigkeit wirklich furchtbar.
Furchtbar an Kind-krank ist auch, dass Mika nicht wirklich isst. Beim Müsli ging es kaum über drei Löffelchen hinaus. Sonst mag er so gar nichts essen. An allem knabbert er nur ein bisschen rum, aber im Großen und Ganzen wartet er einfach darauf, dass Maria wieder da ist; Dann hängt er ausschließlich an ihrer Brust. Nachts sowieso, und wenn sie zuhause bleibt erst recht. Dabei reicht ihre Milch schon lange nicht mehr aus. Nachts wacht Mika auf und will was essen, gebärdet es und möchte aufstehen, in die Küche gehen. Gibt man dem nach findet er aber nichts, was er tatsächlich essen will. Egal, was man anbietet: Müsli, Knäcke, Butterbrot, Banane, Apfel, Gurke – nichts davon will er jetzt essen. Jedes Kind isst Nudeln?! Mika gerade nicht, also jetzt nicht, manchmal schon, aber auch nur nach Laune. Aus der Kita wissen wir eigentlich, dass er all das ganz gerne mag. Beim Abholen krallt er sich zum Beispiel gern mal schnell noch ein Butterbrot und mampft es dann. Zuhause nicht. Hier steht er nachts leicht verzweifelt und hungrig in der Küche.
Für Mika scheint Nahrung auf einem Teller ein interessanter Zeitvertreib zu sein, aber Nahrungsaufnahme definiert er anders. So war es für Maria gestern, am Freitag, auch ein einziges „Mamamamamama“. Besser ging es Mika noch nicht, und es ist auch eher anstrengend, wenn das Kind andauernd die Brust will. Geschweige denn, dass man so irgendetwas erledigt bekommt. Weil das so ist, ist heute Aufräum-Samstag. Wenn alle da sind kümmern sich gleich vier um das kränkliche Knatschkind. Als Hahn im Korb ist er fast schon zufrieden.
Spät nachmittags hat der Reitverein, bei dem auch Alinas und Jannikas Hobbyhorsing stattfindet, zum Laternenfest geladen. Spazieren geht’s mit den echten Pferden, hinterher gibt es Lagerfeuer und Bratwurst. Kontaktscheu ist Mika nicht.Kurz nach sechs hat Mika fertig, wir fahren heim – nee, wir laufen, vom Bus sehen wir nur die Rücklichter. Mika findet’s doof, der will jetzt einfach nur ins Bett, ich lauf einfach schneller durch die dunklen Straßen. Zwei Haltestellen sind keine so große Entfernung.
(swg)
Ein Baum zu Weihnachten ist Pflicht, wir wollen einen, der gehört einfach dazu. Es ist fast schon zur Tradition geworden, „unseren“ Baum beim immer gleichen Händler unten am Zelleschen Weg zu kaufen. Die kommen direkt aus dem Erzgebirge, sind nicht allzuweit gereist. Da sind wir Stammkunde, wenn man das bei nur einem Besuch pro Jahr überhaupt so sagen kann.
Über die Jahre ist unser Baum kleiner geworden. Die Mäuse beanspruchen mit ihrem Terrarium den Platz, den er früher hatte. Heute darf er nur noch 1,40 m bis 1,50 m hoch sein und muss dann an der Decke hängen. Mit Mika gibt es dafür einen zweiten triftigen Grund. So erpicht, wie Pritzel aufs Ausräumen ist, würde er den Christbaum vermutlich in kürzester zeit abschmücken…
Eigentlich hätten wir unseren Baum schon vor dm ersten Advent geholt haben wollen. Es ist beim Wollen geblieben. Leider ist auch der Schnee weg, der Schlitten bleibt zu Hause, der Baum muss auf meine Schulter. Wir gehen unsere geliebte Abkürzung am Volkspark vorbei und quer über die Wiese von hinten in die Biologie der Uni. Da gibt es eine Lücke im Zaun und schon stehen wir beim Händler.
Alina und Jannika entdecken einen Minibaum, den wollen sie unbedingt haben. Alles diskutieren hilft nichts, das Bäumchen muss mit. Naja, muss mindestens eine ihr Zimmer mal richtig aufräumen, dass genug Platz ist, ist ja auch ein Gewinn… Und die beiden schleppen ihren Baum gemeinsam nach Hause, ich hab ja schon einen.
Und dann fällt Maria gerade ein, dass Alina doch am Montag in der Schule wichteln soll! So ein Schulportal kann einen manchmal wirklich retten. Alina passt ihr gezogener Kandidat überhaupt gar nicht, da ist gar keine Sympathie. Vielleicht ist das ein Grund, warum sie das Wichteln verdrängt hat. Trotzdem überraschend, dass sie soetwas vergisst. Das wäre bei aller fehlender Sympathie – peinlich geworden, morgen. Als schnelle Idee gibt es ein Backrezept im Glas: die American Cookies – nur Ei und Margarine muss dazu. Schön geschichtet und das Glas ein bisschen beklebt: fertig. Mal sehen, wie sie morgen bewichtelt wird.
(swg)